Offenbar hat das Land ernsthafte Ambitionen, Vorreiter für hochkarätige Folk-/Viking-Produktionen zu werden, denn mit dem Coburger Viergespann von Varg tritt ein weiterer Vertreter des Genres in den Ring, der mit „Wolfszeit“ sein Erstlingswerk präsentiert.
Dabei wagt man sich jedoch nicht vollkommen allein in die Schlacht, sondern hat sich drei Gastmusiker als Mitstreiter gesucht. Und gleich der erste davon macht deutlich, dass der Vergleich mit Equilibrium gar nicht so weit gegriffen ist: So stammt etwa das Keyboard-Intro „Windzeit“ von niemand anderem als René Berthiaume, der sonst eigentlich für Equilibirum die Saiten quält. Zudem wird Frontkreischer Sepp zeitweise von der Equilibrium-Gastsängerin Gaby Köß sowie von Riger-Sänger Ingo Tauer unterstützt. Derart gewappnet mit bekannten Namen begibt man sich in ein dreiviertelstündiges Gemetzel feinsten Viking Metals.
Wem bei Equilibrium noch zu viel Geklimper mit im Spiel war und wem die Marschroute von Ensiferum und Konsorten deutlich besser gefällt, der kommt bei Varg roh und keyboardfrei voll auf seine Kosten. Sicher, Unmengen an Innovation darf man in einem Genre, das auf „Rückbesinnung“ pocht, wohl schwerlich erwarten. Allerdings merkt man den vier "Wölfen" deutlich ihre Spielfreude an, und so gelingt es ihnen, dass zu keinem Zeitpunkt die Abwechslung flöten geht. Von epischen Schlachthymnen über Trinklieder („Skål“) bis zu bedächtigeren Akustikmelodien und dem eindrucksvollen „Schlachtgebet“ hat „Wolfszeit“ alles, was das Genre bietet – ohne es zu sprengen. Somit zeigt sich „Wolfszeit“ als ein grundsolides und zudem knackig produziertes Viking-Album, das Varg sicher einen Namen und einen sicheren Stand in der Szene verschaffen kann.
[Anm.: Dem Verfasser des obigen Reviews ist bewusst, dass Coburg in Oberfranken liegt. Ob’r schliaßlich mias’ ’mer des auch fia de Preiß’n verständlich moche! ;-) Entsprechend wurde hier auf regionale Partikularismen verzichtet und der allgemein verständliche Sammelbegriff „Bayern“ verwendet.]