Fünf Jahre sind seit dem düsteren „Legends Of The Shires“ vergangen. Fünf Jahre, in denen sich die Welt mit einem unverhofften Krieg in Europa und Covid um 180 Grad gedreht hat. Nimmt man den für die sympathischen Briten nicht gerade geglückten Brexit obendrauf, müsste man ein noch dunkleres und schwereres Werk erwarten. Doch „Threshold“ überraschen in mehrfacher Hinsicht. Das Release geht schon mit dem Opener ‚Haunted‘ mit Kraft, sehr direkt nach vorne. Man sucht vergeblich den erwarteten progressiven Ansatz. Dafür gibt es für das Quintett eher untypisch ordentlich auf die Zwölf. Dies zieht sich mit ‚Let it Burn‘ über ‚Complex‘ bis hin zu ‚King of Nothing’ durch das Album. Zwischendurch wird es auch schon mal ruhiger, doch progressiv nur wirklich mit der genialen Midtempo Nummer ‚Silenced‘. Insgesamt bewegen sich alle Nummern auf einem hohen Niveau. So beweist die Band nebenbei mit ‚Defence Condition‘, dass ein 11 Minuten Werk auch so kurzweilig sein kann, wie heutzutage Hits per Definition sein müssen. Es ist beruhigend zu sehen, dass nicht jede Band dazu bereit ist, das Songwriting von der Geldverteilung beeinflussen zu lassen, geht doch in Zeiten von Spotify und Konsorten die Tendenz dazu, Songs kürzer als vier Minuten zu halten und auf die ersten 30 Sekunden hin zu optimieren. Die Briten haben das nicht nötig und machen das mit Qualität im Songwriting wett, auch wenn sie mich zwischendurch mit ‚Lost Along The Way‘ im wahrsten Sinne des Wortes verloren haben. War das dem Titel geschuldet eine bewusste Entscheidung, verdient es allerdings noch mehr Respekt.
Abgerundet wird das ingesamt positive Bild von Frontmann Glynn Morgan, welcher so viel Ausdruck und Emotionen in die Refrains von „Dividing Lines“ einzubringen versteht, dass die Frage erlaubt sein muss, wieso die Band so lange mit der erneuten Zusammenarbeit gewartet hat.
Alles in allem ein gelungenes, wenn vielleicht auch nicht das Beste Album von “Threshold“ mit vielen Überraschungen, nicht zuletzt die Entscheidung zu einem Konzeptalbum lite, da kein durchgängiger roter Faden erkennbar ist, lediglich das Thema alternative Fakten immer wieder mit aufgegriffen wird. Zu keinem Zeitpunkt drängt sich das Gefühl auf, Musik von Gestern zu hören. Auch nach über dreißig Jahren gehören „Threshold“ noch lange nicht zum alten Eisen.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
1. Haunted
2. Hall Of Echoes
3. Let It Burn
4. Silenced
5. The Domino Effect
6. Complex
7. King Of Nothing
8. Lost Along The Way
9. Run
10. Defence Condition
Line Up
Glynn Morgan – vocals
Karl Groom – guitar
Richard West – keyboard
Steve Anderson – bass
Johanne James – drums