Meine erste unbewusste Wahrnehmung STEVE VAIs erfolgte, als mich Gitarren noch nicht interessierten und ich Klavierunterricht nahm. Im Film Crossroads [1986] tritt STEVE VAI als Gitarrist Jack Butler im Dienste des Teufels auf und duelliert sich gitarristisch mit Eugene Martone (gespielt von Ralph Macchio). Ein paar Jahre später durfte ich im Gitarrenunterricht Sailing Ships von WHITESNAKE lernen. Auch Is This Love ist meinen Griffeln nicht unbekannt.
STEVE VAI ist Gitarrenschüler eines gewissen JOE SATRIANIs (wie auch KIRK HAMMETT). Am meisten dürfte ihn jedoch die Zeit in der Band FRANK ZAPPAs geprägt haben.
2011 sorgte das Stöbern bei YouTube nach STEVE VAI Material dafür, dass ich bei seinem Co-Gitarristen aus der STEVE VAI Band - Dave Weiner - hängen blieb, weil er eine Gitarre präsentierte, die mir von der Korpusform sehr nach PRS aussah, aber mit den Tonabnehmern, die mir von einem Bass der Marke PRS bekannt waren, doch ungewöhnlich erschien. Nach eingehender Recherche kaufte ich mir dieses Gitarrenmodell in den USA. Mittelbar ist STEVE VAI schuld.
STEVE VAI selbst ist eine treue Seele, seit Jahrzehnten spielt er beinahe ausschließlich Instrumente des japanischen Herstellers Ibanez. Am bekanntesten ist seine JEM mit dem Monkey-Grip als Tragegriff im Korpus, die Variante Universe, sechssaitig, siebensaitig usw. Vor ein paar Jahren reüssierte das Modell Pia als Fortentwicklung der JEM. Neben der erstmaligen Nutzung der Pia für ein Album lässt er auf Inviolate - und das sieht man auf dem Cover - bei einem Lied ein nach seinen Wünschen von Ibanez gebautes Unikat, was er Hydra taufte, ertönen. Ein optisch nach Steam-Punk Gesichtspunkten gestaltetes Saiteninstrument mit drei Hälsen, einer davon - Mythologie: der mittlere - mit sieben Saiten und Vibratosytem, der andere für 12 Saiten mit festem Steg, teilweise bundlosem Griffbrett, und einem Hals mit Bassgitarrensaiten auch mit teilweise bundlosem Griffbrett, dazu (klassische) Magnettonabnehmer, Piezotonabnehmer, Phasenumkehr, ach, einen Korpusabschnitt mit Harfensaiten findet man auch. Und noch mehr. Es erinnert ein wenig an die Harpguitar auf Stereoiden des verstorbenen New Age Gitarristen MICHAEL HEDGES. Man bräuchte mehr als zwei Arme und Hände zum Spielen - oder man heißt STEVE VAI. Wobei MICHAEL ANGELO BATIO dürfte damit auch zurecht kommen. Auf dem Album Opener zeigt STEVE VAI jedenfalls das Soundvermögen des Ungetüms. Der griechischen Mythologie folgend könnte man nun annehmen, Ibanez habe der JEM oder Pia den Kopf abgeschlagen und es wuchsen auf der entstehenden gleich zwei nach. Es ist festzustellen, dass der Atem der Ibanez Hydra nicht tödlich ist. Überhaupt ist sehr erfreulich, dass STEVE VAI prägnant spielt und sich nicht im Todsolieren ergeht. Er hat sehr songdienlich komponiert und arrangiert. Nach Teeth Of The Hydra war es das Lied Avalancha, was sich wegen seines Grooves sofort festsetzte. Knappsack zeigt - und da sei die Verlinkung auf YouTube erlaubt -, dass STEVE VAI technisch auf einem Niveau ist, was die Mehrheit der Gitarristen nie erreichen wird. Ein Beispiel illustriert das deutlich: STEVE VAI hatte eine Schulteroperation, sein Arzt, Dr. Knapp, stellte den Arm ruhig mittels Armschlinge, die der Chirurg Knappsack nannte. Also entstand das Lied Knappsack lediglich mit der linken Hand mit Hammer ons, Pull offs, Slides usw. Und auch ohne Schlaghand bleibt sein Legatospiel hervorragend. Man sollte sich einige Durchläufe erlauben, um alles zu erfassen, was auf den Tonspuren ist.
Von den beteiligten Musikern sind die sehr bekannten Schlagzeuger Terry Bozzio (mit dem STEVE VAI schon bei FRANK ZAPPA spielte) und Vinnie Colaiuta (u. a. STING) sowie Bassist Billy Sheehan (vor allen Dingen als Mitglied der Band MR. BIG geläufig) zu erwähnen. ... und Dave Weiner bekommt als Rhythmusgitarrist bei Sandman Cloud Mist auch einen Spot.
Inviolate ist ein sehr interessantes Instumentalalbum, da es eigenständig ist. Darüber hinaus entfaltet es meditative Wirkung. Denn Gitarristen versuchen zu erfassen, warum STEVE VAI manche Dinge so einfach von der Hand gehen.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
02 Zeus In Chains
03 Little Pretty
04 Candlepower
05 Apollo In Color
06 Avalancha
07 Greenish Blues
08 Knappsack
09 Sandman Cloud Mist
Line Up
Jeremy Colson - Schlagzeug
Terry Bozzio - Schlagzeug
Vinnie Colaiuta - Schlagzeug
Bryan Beller - Bass
Henrik Linder - Bass
Billy Sheehan - Bass
Philip Bynoe - Bass
David Rosenthal - Keyboard
Bob Carpenter - Orgel
Dave Weiner - Gitarre