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Unverständlicherweise sind die Reviews in den großen Printmedien zwar nicht schlecht ausgefallen, aber doch wenig begeistert. Lediglich der DEAF FOREVER Kollege lies seiner Euphorie freien Lauf. Zu recht, denn die Schweden liefern mit „The Testament“ einen richtigen Knaller ab.
Das Eingangsriff von „Warriors“ hatte mich zunächst mit seiner modernen Härte etwas fremdeln lassen, doch der Song entwickelt sich im Verlauf auch zu einem wahren Sahnestückchen. Dass iTunes „The Light“ permanent aus meiner Playlist aussortiert, sollte nicht zu falschen Spekulationen über die Qualität des Songs verleiten, denn die kernigen Riffs explodieren schließlich in einem grandiosen Chorus. Unglaublich, aber wahr: mit „I Carry The Blame“ legt die Band dann sogar noch einen drauf. Und die freudigen Schauer sind nicht nur der göttlichen Stimme von Frontmann Tommy Karevik (KAMELOT) zu verdanken, sondern dem Zusammenwirken der gesamten Band. Diese versteht es wie kaum eine andere Truppe, eingängige Melodien und Strukturen mit progressiven Passagen zu durchsetzen. So kriecht gerade noch der Ohrwurm durch die Gehörgänge und im nächsten Moment findet man sich schon in einer kurzweiligen Frickelpassage. Technische Höhenflüge mit songdienlichem Anspruch findet man in dieser Form selten. Dass sich SEVENTH WONDER nicht hinter Kollegen wie REDEMPTION, DREAM THEATER oder FATES WARNING verstecken müssen, zeigen „Reflections“ und „The Red River“. Wer etwas weniger Zeit hat, bekommt mit dem kürzesten Song des Albums in „Invincible“ alle Trademarks der Truppe in komprimierter Form um die Ohren geknallt. Genial, wie hier ein absoluter Ear Candy Chorus von fulminanten Prog-Metal Passagen abgelöst wird, nur um gleich wieder die nächste Runde Melodien nachzuschieben. Es wäre schön, wenn SONATA ARCTICA auch mal wieder mehr in diese Richtung komponieren würden.
Wie langweilig längere Songs werden können, haben IRON MAIDEN auf ihrem letzten Album mehrfach gezeigt, indem Pattern einfach nur zu Tode galoppiert wurden. Dass es auch anders geht, beweisen SEVENTH WONDER mit „Under A Clear Blue Sky“. Johan Liefvendahl bringt das Griffbrett seiner Axt im Duett mit Tiefton-Kollege Andreas Blomqvist zum Glühen, während Andreas Söderin beherzt in die Tasten greift, um den passenden Soundteppich zu kreieren. Angetrieben wird das Trio dabei von dem filigran agierenden Stefen Norgren an der Schießbude.
Dass die Truppe auch Herzschmerz kann, hat sie bereits auf der Akustik-EP „Tiara Acoustic“ bewiesen. Mit „Elegy“ findet „The Testament“ dann nicht nur ein beschauliches Ende, sondern die gefühlvolle Ballade erinnert mich auch daran, dass ich mal wieder die alten ELEGY Alben auflegen wollte. Denn wer die Niederländer mochte, der wird sich auch an SEVENTH WONDER erfreuen können.
SEVENTH WONDER kombinieren auf „The Testament” einmal mehr grandiosen schwedischen Melodic Metal mit anspruchsvollem Prog-Metal der Extraklasse. Das Ergebnis ist ein sensationelles Album mit ausnahmslos grandiosen Songs, die durch die stimmliche Leistung von Sänger Tommy nochmal einen besonderen Kick bekommen. Prog-Metal for the Masses!

Kategorie

V.Ö.

17. Juni 2022

Label

Frontiers

Spielzeit

0.53.07

Tracklist

Warriors
The Light
I Carry The Blame
Reflections
The Red River
Invincible
Mindkiller
Under A Clear Blue Sky
Elegy

Line Up

Johan Liefvendahl – guitar
Andreas Blomqvist – bass
Tommy Karevik – vocals
Andreas Söderin – keyboards
Stefan Norgren - drums