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Während ich noch gespannt auf den Postboten warte, der mir mein Exemplar des Box Set der „Finsterwacht“ bringt, nutze ich die Gelegenheit, mich musikalisch schon einmal auf das Gesamterlebnis einzustimmen.

Dazu muss gesagt sein, dass „Finsterwacht“ dieses mal kein ganz „gewöhnliches“ Album geworden ist, sondern sich eines Konzepts bedient, das Geek und Nerdherzen höher schlagen lassen dürfte.
In Zusammenarbeit mit dem deutschen Rollenspiel-Klassiker Das Schwarze Auge und den bekannten deutschen Fantasy-Autoren Bernhard Hennen und Torsten Weitze hat Saltatio Mortis ein noch nie dagewesenes Konzept umgesetzt: Die „Finsterwacht“. Die „Finsterwacht“ ist nicht nur eine Kette von Wachtürmen in Aventurien, von wo tapfere Männer und Frauen die Lande der Menschen vor den gefährlichen Orks beschützen, sondern auch eine medienübergreifende Kombination aus Konzeptalbum, Fantasyroman und Pen-and-Paper-Rollenspiel! Ergänzend dazu enthält die Box noch exklusive Würfel und Autogrammkarten.
Das dabei natürlich die Musikfans im allgemeinen und die Saltatio Mortis Fans im speziellen nicht zu kurz kommen, versteht sich von selbst, die „Finsterwacht“ begeistert auch akustisch und ist eine absolute Ohrenweide.

Um dieses Mammutprojekt zu stemmen, hat sich Saltatio Mortis tatkräftige Unterstützung an die Seite gestellt. Christina Scabbia (Lacuna Coil) und Peyton Parrish, Faun, Knasterbart, die aus ihrem verdienten Ruhestand noch einmal zurückgekehrt sind, Hansi Kürsch (Blind Guardian) und allem voran die Prager Philharmoniker, die für den einen oder anderen Gänsehautmoment auf dem Album sorgen, verstärken, ergänzen und perfektionieren die „Finsterwacht“.

Interessanterweise scheint dieses Konzeptalbum aber kein einschnürendes Korsett gewesen zu sein, sondern Saltatio Mortis bewegen sich durch die verschiedenen Genres und nutzen perfekt die Möglichkeiten, die sich durch das DSA – Setting bieten. Ob nun klassische Marktmusik mit Trommeln und Sackpfeifen für die Vertonung von Banditen („Vogelfrei“), fröhlichen Folkrock über die Hexe „Aurelia“, deutlich metalliger und Drum- und Gitarrengetrieben bei „We might be Giants“ oder rührend melancholisch bei dem Closer „Oh treues Herz“ bieten Saltatio Mortis einen Querschnitt durch sämtliche Epochen ihrer Karriere. Über allem thront natürlich das zehnminütige Epos mit dem Opener „Finsterwacht“ selbst. Es ist dabei aber, neben der Musik, aber inhaltlich nicht mal wichtig, das man für den Kontext alle Materialien nutzt. Gerade zum Beispiel „Oh treues Herz“ funktioniert doch auf bedauerliche und tragische Weise auch außerhalb des Universums von Das schwarze Auge. In dem Song geht es um ein Paar, das durch den Einzug in die Schlacht getrennt wird und ist damit auch völlig ohne Zusammenhang sehr aktuell.

"Dieses Projekt mit Das Schwarze Auge und den Autoren Bernhard Hennen und Torsten Weitze ist aus Freundschaften und Begegnungen über die Jahre entstanden und war ein absoluter Traum", schwärmt Sänger Alea"Wir kommen aus dem Schaukampf und Rollenspiel und haben uns vor 25 Jahren auf Mittelaltermärkten kennengelernt. Mittlerweile haben wir die Rüstungen abgelegt und nur noch die Dudelsäcke erinnern an die Zeit. Mit diesem Album haben wir uns einen lang ersehnten musikalischen Herzenswunsch erfüllt und vereinen das, was uns den Herzen unserer Fans nach ausmacht: Rock, Metal, mal historisierend, mal eingängig. Aber immer wir!“

„Finsterwacht“ ist, bezugnehmend auf die Erklärung von Alea, ein Projekt von Fans für Fans. Man muss sich nur einmal die Akribie und Energie anschauen, die in die letzten Videos geflossen ist. Sei es „Finsterwacht“, das mit dem Orc- Clan Baraghai‘ oschdun gedreht wurde, aber auch zum Beispiel „My Mother told me“, das vor unserer Haustür im Wikingerdorf zu Alfeld und an der Lippoldshöhle gefilmt wurde. Saltatio Mortis betreiben einen unglaublichen Aufwand, um ihre Vision umzusetzen. Und das merkt man diesem Album auch an. Das dabei natürlich nicht jeder Song den pompösen Impact hat wie der Titelsong, spielt dabei keine Rolle. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass dieses Album arm an fetten Hooks ist oder epischer Orchesteruntermalung, ganz im Gegenteil. Das Album begeistert und lebt aber gerade durch seine Diversität und den Ideen, bestimmten Themen bestimmten musikalischen Genres zuzuordnen. Und das geht manchmal ganz einfach und sehr zurückgenommen mit Akustikgitarre und Claptracks. 

Was mir persönlich als Musikfan aber in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist, hab ich auf diesem Album tatsächlich gefunden. Ja, tolle Melodien sind super, haben wir hier, sein Instrument beherrschen ist großartig, zweifelt aber keiner dran, super Stimme ist auch wichtig, aber ich möchte auch merken, das Feuer und Begeisterung da ist. Lust auf Musikmachen. Für das, was man macht, brennen, weil das einfach geil ist, mit Autoren und einer Spielefirma ein ganzes Universum zu schaffen und sich einen Traum zu erfüllen. Leute zu diesem Traum einzuladen, zu begeistern und auf diese Reise mitzunehmen. Und den Eindruck habe ich hier tatsächlich, deswegen kann ich auch gar nicht anders, als hier die volle Punktzahl zu vergeben.

Kategorie

V.Ö.

07. Juni 2024

Label

Prometheus Records

Spielzeit

42:02

Tracklist

01.⁠ ⁠Finsterwacht (feat. Hansi Kürsch/Blind Guardian)
02.⁠ ⁠⁠Schwarzer Strand (feat. Faun)
03.⁠ ⁠⁠Vogelfrei
04.⁠ ⁠⁠Grimwulf (Interlude)
05.⁠ ⁠⁠Der Himmel muss warten
06.⁠ ⁠⁠Aurelia
07.⁠ ⁠⁠We might be giants 
(feat. Cristina Scabbia/Lacuna Coil & Peyton Parrish)
08.⁠ ⁠⁠Feuer und Erz
09.⁠ ⁠⁠Genug getrunken (feat. Knasterbart)
10.⁠ ⁠⁠Carry me (feat. Tina Guo)
11.⁠ ⁠⁠Oh treues Herz

Line Up

Gesang, Dudelsack, Schalmei, Gitarre, Maultrommel, Didgeridoo
Jörg Roth (Alea der Bescheidene)
Dudelsack, Schalmei, Drehleier, Gesang
Gunter Kopf (Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein)
Dudelsack, Schalmei, Uilleann Pipes, Low Whistle, Binioù
Christian Sparfeldt (El Silbador)
E-Bass, Chapman Stick
Frank Heim (Bruder Frank)
Schlagzeug, Perkussion, Keyboard, Gitarre, Gesang
Jan S. Mischon (Jean Méchant, der Tambour)
Dudelsack, Schalmei, Whistles, Klavier
Robin Biesenbach (Luzi Das L)
Gitarre, Irish Bouzouki, Gesang
Till Grohe (Till Promill)

Bewertung

1