So gradlinig wie auf dem Vorgänger geht es auf „Riitiir“ nicht mehr zur Sache – und wer progressive Elemente nicht mag, wird mit dem neuen Album wohl auch nicht glücklich werden. ENSLAVED gehen mutig zur Sache, schmeißen mit Tempowechseln nur so um sich, und experimentieren fröhlich vor sich hin. Trotzdem gelingt ihnen eigentlich immer die Quadratur des Kreises. Am besten dann, wenn sich die extremen Gegenpole in der Mitte treffen, sprich: die tiefen Growls von Grutle Kjellson sich mit den cleanen Vocals von Herbrand Larsen ergänzen. Auf „Riitiir“ sind die Pole noch extremer ausgefallen: Die Growls noch tiefer, die melodischen Gesangslinien noch schöner. Da mag der eine oder andere schon „Kitsch!“ rufen – ich finds einfach nur geil. Sorry, aber so viel subjektive Einschätzung wird erlaubt sein.

Die Reise, auf die ENSLAVED den Hörer mitnehmen, geht diesmal noch weiter als gewohnt: Von Metal, geschweige denn Black Metal kann man an der einen oder anderen Stelle wirklich nicht mehr sprechen. Etwa die Strophe von ‚Materal’, die eher an ALICE IN CHAINS erinnert. Und, weil ENSLAVED diese Namen selbst genannt haben: Ja, auch BATHORY und VOIVOD sind als Einflüsse heraus zu hören. Überraschend auch der ruhige Ausklang des Albums – wie gesagt: mutig!

Absolutes Highlight der Reise ist für mich ‚Veilburner‘ – da ist einfach alles drin, von progressiven Parts, über Metal-Riffs, bis hin zur schnellen und melodischen Bridge – und das alles mündet im schon angesprochenen Duo-Gesang/Gegrowle – episch. Und das trifft überhaupt auf das ganze Album zu: Episch. Nicht nur, was die Länge der Songs angeht.