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„Hat die remasterte Version jetzt mehr Bass?“ ist und bleibt für viele Fans die Gretchenfrage. Und ich muss für meinen Teil konstatieren: Nein! Was sich Jason Newsted auf seinem Langspieldebüt so zurecht gebasst hat, wird auch auf der überarbeiteten Version des Albums nicht so wirklich enthüllt. Stört mich aber nicht – und hat mich auch früher nicht gestört. Ich gehöre zu den Menschen, die den furztrockenen Sound und die dröhnende Schlagzeug- und Gitarrenproduktion schon immer geliebt haben. In dieser Hinsicht drückt die vorliegende 2018er Version vielleicht noch einen Ticken mehr als das Original. Fakt bleibt, dass Metallica mit „…and justice for all“ sicherlich ihr komplexestes (und für mich über weite Strecken auch stärkstes) Album abgeliefert haben. Eingeleitet vom schauerlichen Quietschen des Openers „Blackened“, welches bald in ein Hammerriff übergeht. Gefolgt vom titelgebenden Track, der bis heute noch zu den besten Songs der späten 80er Thrash Szene gehört. Auch „Eye of the Beholder“ wird von den knarzigen Gitarren dominiert, die dieses Album ausgezeichnet haben, bevor mit „One“  - nicht nur das erste Video der Band – ein absoluter Evergreen das Licht der Musikwelt erblickte. Mein lieber Mann: Wie genial ist „Shortest Straw“ bis heute? Diese Riffs, das geniale Arrangement des Songs, die Eingängigkeit, die sich trotz der metallischen Härte dennoch behaupten kann. Und mit „Harvester of Sorrow“ folgt dann ein weiterer Höhepunkt des Albums und wohl auch der Bandgeschichte. Klar, dass ich den Song seinerzeit auf der Klampfe rauf und runter geübt habe. Das letzte Drittel der Scheibe spielte für mich nie eine so große Rolle, auch wenn man den Songs damit Unrecht tut. „The Frayed Ends Of Sanity“, das monumentale quasi-Instrumental „To Live is To Die“ sowie das abschließende, schnelle “Dyers Eve” beenden das Album mehr als standesgemäß und auf höchstem Niveau.
„… and justice for all“ markierte den Abschied der Band aus der Exklusivität der Metalszene und ebnete den Übergang in den Mainstream, in dem die Band dann mit dem „Black Album“ angekommen ist. Was dann folgte war über weite Strecken nur schwer zu ertragen. Gerade deshalb ist so ein Album wie „… and justice for all“ wichtig, dient es doch der Rückversicherung darüber, was METALLICA einst für eine geniale Band gewesen sind. Doch wie heißt es so schön: The Rich don’t rock! Im Falle METALLICA hat sich das mehr als nur erwiesen. Multimillionäre schreiben keine Songs wie „Blackened“, „Shortes Straw“ oder „…and justice for all“. Ich liebe „Kill ‘em all“, „Ride The Lightning“ ist ein absoluter Kracher und „Master of Puppets“ gehört zu den besten Thrash Alben aller Zeiten. Doch „… and justice for all“ stellt für mich den schöpferischen Höhepunkt in der Karriere von METALLICA dar und das Album ist der Grund, weshalb ich den Amis bis heute alle möglichen Fehltritte bis hin zum unterirdischen „St. Anger“ Album verzeihen kann.

Selbstverständlich erscheint auch dieses Album in allen möglichen Versionen, so dass für jeden Geldbeutel die passende Ausgabe dabei ist. Ich warte natürlich mit Hochspannung auf die große Deluxe Version, die hoffentlich am Ende der Woche bei mir eintrudelt. Neben diversen Vinyls und DVDs und Patches usw. gibt es natürlich auch wieder zahlreiche Livemitschnitte. In die Show in Seattle 1989 konnte ich bereits reinhören. Ich muss zugeben, dass die Klänge des Intros „The Ecstasy of Gold“ bis heute sofort für Gänsehaut sorgt. Das geht wohl jedem, der die Band in der guten alten Zeit einmal live gesehen hat. Die Setlist umfasst natürlich alle Klassiker der ersten vier Alben und auch Coverversionen von „Breadfan“, „Am I Evil?“ oder dem knackigen „Last Caress“ haben es auf die Liste geschafft. Genial. Des Weiteren gibt es jede Menge Demoaufnahmen, beispielsweise bekommt der Fan mehrere Teile oder Versionen der einzelnen Albumtracks von James‘ Demo Tapes zu hören. METALLICA hatten ja schon immer eine Vorliebe für Demoversionen auf Single B-Seiten usw. und ich fand diese Versionen (zumal sie oftmals ohne Gesang und in sehr mäßigem Sound daherkommen) schon immer eher überflüssig. Im vorliegenden Fall konnte ich noch nicht reinhören, gehe aber mal davon aus, dass ich diese Beigaben eher selten aus dem Pappschuber ziehen werde. Eine weitere Demo-CD stammt aus den Jahren 1987 und 1988. Das Teil ist insofern ganz witzig, als dass James die fehlenden Lyrics durch „Na Na Nas“ ersetzt hat. Gott sei Dank, klingt seine  Stimme auf dem Album später wenig krächzend.

Was soll man abschließend zu „… and justice for all“ sagen? Das Album ist ein Meilenstein sowohl in der Geschichte der Band als auch in der Geschichte des Thrash Metal insgesamt. Gleichzeitig kennzeichnete es den Zenit der Kalifornier. Damals wie heute gilt beim Hören: Hammer of justice crushes you!

 

Kategorie

V.Ö.

02. November 2018

Label

UMC

Spielzeit

Tracklist

Line Up

Tags



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