Und so liegt die Veröffentlichung des letzten Longplayers "Broken Crown Halo" jetzt schon zwei Jahre zurück. Eine Zeitspanne, die das mal wieder Line-up-gewechselte Quartett scheinbar für das Auftanken des Kreativspeichers genutzt hat, kommt das Album 'Dilirium' doch um einiges härter daher. Eine gute Nachricht für die Freundinnen und Freude der brachialeren Gangart, die zugleich aber nicht auf kleinodeske Melodien verzichten wollen.
Schon der vorab veröffentlichte Opener 'House Of Shame' lässt einen ob des furiosen, infernalen Martialität ein frohgemutes "Lieber Herr Gesangsverein" entlocken, auch wenn die brutale Dynamik später dann durch versöhnliche Melodiosität wieder eingefangen wird. Natürlich entfachen die kontrastiven Wechselgesänge zwischen dem unterweltlichen Gegrowle von Andrea Ferro und den emotionalen, wandelbaren Vocals von Christina Scabbia wie gewohnt ihren ganz eigenen Charme.
Hitverdächtig ist natürlich die mitreißende Vatertagshymne 'Delirium', wohingegen 'Blood, Tears. Dust' keyboardmäßig an die Frühwerke der Band erinnert, in den aggressiven Partien erfrischend experimentierfreudig daherkommt und mit einem wirklich genialen Refrain aufwaten kann. Wirklich eines der Highlights. Überaus angedoomt, aber zugleich mit einer einzigartig angeloopten Leichtigkeit präsentiert sich 'Downfall', ein Track, der nur minimal zu schnell für einen herausragenden Rausschmeißer ist. Hammermäßig ist auch der Song 'You Love Me 'Cause I Hate You', auch wegen seines einzigartigen Refrains.
Nach den beiden Schmachtfetzen 'Ghost In The Mist' und 'My Demons' (inklusive eines klassischen, untypischen, aber auf "Delirium" wohl stilbildenden Gitarrensolos) wird es mit 'Claustrophobia' wieder etwas grimmiger, ehe uns 'Ultima Ratio' nahezu ringkompositionsmäßig druckvoll und sphärisch in die Stille entlässt.
Fazit: Mit "Delirium" haben die Italiener ein Album erschaffen, das durch die moderat erhöhte Dosis an Brachialität gekonnt auch die Martialität und Intensität in ungeahnte Höhen schnellen lässt, natürlich vor dem Hintergrund der bandtypisch einzigartigen und überzeugenden Melodien und Refrains. Unverkennbar LACUNA COIL, aber doch mit der erfrischenden Prise unverbrauchter Dynamik.