Fazit zu Beginn: Mehrere Tage lief das Album in Endlosschleife. Nein, nicht weil ich es konnte, sondern weil es das wert ist - auch wenn ich dazu gerne die Version mit den Bonustracks gehört hätte.
Für mich ist Black Anima nach 20 Jahren das erste Mal wieder, dass ich LACUNA COIL aktiv wahrnahm. 1999 kaufte ich mir In A Reverie. Ich kann nur vermuten, dass der Kauf in Zusammenhang stand mit der Band THE GATHERING mit Anneke van Giersbergen als Sängerin. THE GATHERING mit den anschließenden Solopfaden von Anneke bis hin zur Band VUUR blieben mir bis heute im Gehör, bei LACUNA COIL war dies allenfalls Cristina Scabbia mit ihren punktuellen Duett-Mitwirkungen bei u. a. MEGADETH, ALTER BRIDGE und zuletzt TARJA. Ich gehe nochmal zurück zu THE GATHERING und Anneke. Gefallen haben mir damals die Dominanz der Stimme. Während Anneke alleine sang (heute manch andere in Duetten einsackt, z. B. Sharon den Adel), war das Konzept von LACUNA COIL immer die permanente Doppelspitze am Gesangsmikrophon mit Cristina und Andrea. Musikalisch, d. h. Gitarren- und Bassspiel und Drums sind gegenwärtig typisch, tiefgestimmte E-Gitarren, ggf. 7- oder 8-saitig, Djent-typischer Anschlag. Wobei? Nein, erstmal ein anderer Gedanke, den ich beim Gesang aufgreifen will. Die Alben zwischen 1999 und 2019 sind mir fremd, dennoch ist allein die Art des Gesangs zwischen 1999 zu heute sehr deutlich unterschiedlich. Damals sang Cristina pur, auf Black Anima habe ich den Eindruck, dass irgendein Effekt oder Filter ganz beliebt war. Auch Andrea sang damals anders. Heute - und jetzt bin ich beim "Wobei?" - klingt er wie Burton C. Bell (FEAR FACTORY). Und bei diesem Rekurs auf FEAR FACTORY, besonders in der Phase Archetype, bemerkte ich bei mir immer wieder während des Hörens des Albums. Now Or Never ist für mich das deutlichste Beispiel. Aber mir gefällt die Scheibe wirklich sehr. Die Klammer beim Standardalbum ist die schwarze Seele, der Opener heißt Anima Nero, das Schlusslied trägt den Titel des Album Black Anima. Anima Nero startet das Album mit einer fiebrig zitternd säuselnden Stimme Cristinas zu Klavierbegleitung. Und danach ist es dann Metal mit Gespür für episch klingende Akkordfolgen, mit Kontrastierung durch Andreas Shouts. Ganz mein Ding.
Warum gebe ich nicht die volle Punktzahl? Weil ich schade finde, dass Cristina nicht mit klarer Stimme vorträgt und auch Andrea in seiner Stilistik verhaftet bleibt, anstatt zu variieren. Dem sehr guten Gesamteindruck tut das keinen Abbruch, für die nächste Veröffentlichung wünsche ich mir auf alle Fälle weniger bis gar keine künstliche Modulation der Stimme Cristinas. Ihre Stimme klingt anders als Tarja, Sharon, Anneke & Co, da sind Effekte nicht nötig.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
5. Apocalypse