Fotografie statt Zeichnung? Schwarz-Weiß statt bunt? Neues Bandlogo? Signalwirkung: Irgendwas ist anders.
Und da täuscht der erste Eindruck nicht. In der Zwischenzeit ist der Band ihr Keyboarder Pasi Hiltula flöten gegangen (zuvor war er zusammen mit Gitarrist Antti Kokko auch bei den Eternal Tears of Sorrow vertreten) und wurde durch Marko Sneck von Poisonblack ersetzt. Inwieweit das direkt zu den Veränderungen im Sound der Band beigetragen hat, ist ungewiss. Fest steht, dass sich im Hause Kalmah musikalisch ein paar Dinge geändert haben. Das wird schon im Opener „Defeat“ deutlich: Er empfängt den Hörer mit den für dieses Album typischen Blastbeats und stellt schon zu Beginn klar, dass mit „Black Waltz“ keineswegs schnödes „Schunkeln im Dunkeln“ gemeint ist, sondern vielmehr ein „Plattwal(t)zen der Gehörgänge.“ Dabei ist man von den vielen, technischen Gitarrenspielereien der vorigen Alben ein Stück weit abgerückt und nutzt nun die Gitarren stärker als Rhythmus-Instrumente – was nicht heißt, dass der Hörer komplett auf Feinarbeit, geniale Soli und die beinah schon klassischen Duelle „Gitarre vs. Keys“ verzichten muss. Sie sind nur etwas seltener geworden. Zweites Novum – und ein bisschen gewöhnungsbedürftig, wenn man die vorausgegangenen Alben kennt – ist der Gesang: Der Herr, der da hinter dem Mikrofon röhrt, ist zwar immer noch Pekka Kokko. Allerdings beglückt uns das Organ des Fronters, Gitarristen und Vokalisten statt den bisherigen, hohen Screams nunmehr mit tiefen Grunts, die sich aber mindestens genauso gut machen und auf einigen Tracks (z.B. „The Groan of Wind“) noch mit den hohen Screams früherer Zeiten unterlegt werden.
Bei den elf Tracks von „The Black Waltz“ handelt es sich fast durchgehend um geradlinige, stampfend-melodische Knüppel-Stücke, abgerundet durch eine saftige Produktion. Eine Ausnahme hiervon bildet allein das einminütige Akustik-Stückchen „Svieri Doroga“, welches als ruhiges, recht unspektakuläres (und meiner Meinung nach völlig überflüssiges) Intro den Titeltrack „The Black Waltz“ einleitet. Zwar geht dessen Chorus unheimlich ins Ohr. Dennoch bleibt dies leider ein Phänomen, das sich auf „The Black Waltz“ selten einstellt. Dafür fehlt den Liedern ein wenig die Einprägsamkeit der füheren Über-Songs, etwa dem genialen „Hades“ vom „Swampsong“-Album. Dennoch haben Kalmah mit diesem „The Black Waltz“ einen Walzer auf’s Parkett gelegt, der sich sehen lassen kann, und in jedem Falle eine Menge Mähnen zum Kreisen bringen wird.