Die letzte Platte "One For Sorrow" liegt nun schon eineinhalb Jahre zurück. Seit dieser Zeit ist Markus Vanhala als Gitarist mit am Bord des Bandschiffes und zeichnete sich erstmals auch mitverantwortlich für das Songwriting. Da drängt sich die Frage auf, ob sich soundtechnisch irgendetwas verändert hat. Mitnichten. Genauso, wie man eine ACDC- oder eine RAMMSTEIN-Scheibe aus tausend anderen heraushören kann, ist es auch bei INSOMNIUM. Der Sound ist einfach einzigartig und hat einen unverkennbaren Wiedererkennungswert.
Doch konnten die Finnen das Niveau ihres Vorgängerwerkes halten oder sogar noch überbieten? Das ist die Frage, mit der sich die Musikredaktionen jetzt herumschlagen müssen. Man braucht kein Prophet zu sein, um vorauszusagen, dass diejenigen, die sonst jedes experimentelle Schrottalbum in den Himmel loben, maulen werden, dass sich INSOMNIUM musikalisch überhaupt nicht weiterentwickelt hätten, alter Wein in neuen Schläuchen.. (bla, bla, bla). Wer das schreibt, hat das Album nur sehr oberflächlich gehört. Natürlich bleiben INSOMNIUM INSOMNIUM. Alles andere wäre ja auch schlimm. Wenn ich im Restaurant ein Steak bestelle, soll das ja auch nicht nach Huhn schmecken.
Die Frage ist eher, wie aus einem guten Steak ein geschmacklich phänomenales außergewöhnliches Steak wird. Und so bin ich mit dem Motto, dass man mit den Dingen, die man mag, besonders kritisch ist, an den Longplayer herangegangen. Das bedeutet "heavy Rotation", vor allem auf langen einsamen Joggingrunden, auf denen man nicht abgelenkt werden kann.
Und siehe da, das gute, typische, stabile INSOMNIUM-Fundament, nämlich die brutale Melancholie, wird in vielerlei Hinsicht zur Meisterwerkreife upgegradet: Da ist zum einen die einmalige melancholische und düstere Atmosphäre, kombiniert mit ursprünglicher, rauer Härte. Wer wissen möchte, wie sich das Leben und die Landschaften Finnlands musikalisch übersetzen lassen, der sollte unbedingt "Black Heart Rebellion" hören. Zum anderen ist "Shadows Of The Dying Sun" das bisher abwechslungsreichste Opus der Band, auf dem sich unter anderem so unterschiedliche Songs wie der sich langsam entwickelnde und überaus majestätische Opener "Primeval Dark", der etwas ruhigere melancholische und hoffungsvolle 'Promethian Song' oder der düster knallige Herauschmeißer und titelgebende Track befinden.
Daneben gibt es ein Mehr an klaren, krächzig gesprochenen Vokals sowie an ruhigeren Elementen, mit denen gleichzeitig aber auch ein Mehr an aggressiven Passagen u.a. mit Blast Beats einhergeht ('The River'). Vor diesem Kontrast werden die harten Partien natürlich härter. Herausragend ist zudem, dass die meisten Songs eine Entwicklung durchlaufen (Etwas, was den oberflächlichen Musikredakteuren sicherlich entgangen ist.), gerade im letzten Drittel werden in vielen Songs nahezu musikalische Höhepunktfeuerwerke gezündet ('Collapsing Words'), die Ihresgleichen suchen, z.B. durch gelungene Soli ('Revelation'). Geblieben ist den Finnen schließlich wie gehabt ein Händchen für geniale wehmütige Melodien. Programmatisch dafür 'Shadows Of The Dying Sun'.
Kurz: Brutale nordische Melancholie par excellence!
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
Line Up
Niilo Sevänen - Vocals/Bass
Ville Friman - Guitars/Vocals
Markus Vanhala - Guitars
Markus Hirvonen - Drums