Während die vier Finnen 2004 stecken noch geblieben waren beim melancholischen „The Day It All Came Down“, so stehen sie Anno 2006 „Above the Weeping World“ – und lässen es von dort aus gehörig krachen!
Zwar beginnt das Album noch recht elegisch, vor der Geräuschkulisse fallenden Regens und mit einem einsamen Pianothema. Dann allerdings schaukelt sich bald ein Gitarrenriff zu einem der wenigen wirklich guten Intros hoch, die ich bislang hören durfte: Gigantisch, harmonisch, gut auf das Kommende einstimmend.
Der darauf folgende zweite Streich, „Mortal Share“, dürfte wohl repräsentativ für „Above the Weeping World“ stehen: Nach dem eher epischen Intro dreht dieser Wohl stärkste Track des Albums den Hahn ordentlich auf, heizt der Scheibe ein. Dabei schaffen es Insomnium immer wieder, von krachenden Blastbeats zu wunderbaren Melodie-Linien zu finden, ohne ihr Konzept zu verlieren oder die Geschwindigkeit zu drosseln. So kunstvoll, wie hier treibende Dampforgien und Harmonien ineinander verschlungen werden, hört man es wohl nur einmal in einer langen Zeit.
Souverän lässt man eine Bestie nach der anderen aus dem Käfig, ohne auch nur Luft zu holen: Mal akustisch betonte, Low- bis Midtempo Stücke („At the Gates of Sleep“, „In the Groves of Death“), dann wieder fegen Speed-Kracher wie „A Change of Heart“ durch die zitternden Boxen. Durchhänger oder faule Fülltracks sucht man vergeblich. Hier wird jede Sekunde Spielzeit ausgereizt, um Melodic Death Metal auf Höchstniveau zu bieten. „Above the Weeping World“ ist Musik von ganz tief unten. Ein Glück nur, dass dieses Album nicht flüssig ist. Dem Drang zum Besäufnis dürfte nur schwer zu widerstehen sein.