Mit „Born From Fire“ präsentieren INDUCTION bereits ihr zweites Album, doch von der ursprüngli-chen Truppe ist aus Kai Hansens Spross Tim Kanoa niemand mehr an Bord. Und für den Sängerpos-ten musste der Jungster nicht nur über die Grenzen der Hansestadt schauen, sondern auch über die der Republik. Doch wie es klingt, hat er mit Craig Cairns den perfekten Kandidaten für INDUCTION gefunden. Denn wer hofft, dass man es hier aufgrund der musikalischen Sozialisation durch seinen Vater mit einem frischen Aufguss von GAMMA RAY oder gar HELLOWEEN zu tun bekommt, der wird sich wundern. Als musikalische Vorbilder nennt er den Briten Guthrie Gova, ANGRAs Kiko Loureiro, den WINTERSUN Klampfer Teemu Mäntysaari, BATTLE BEAST Axtschwinger Jonaa Björkroth und den verstorbenen Alexi Laiho von CHILDREN OF BODOM. Letzterem wurde der Song „Embers“ gewidmet. Interessant, denn musikalisch dürfte diese Nummer der Melodic Power Metal Gemeinde eher gefallen als eingefleischten Melodic Death Metallern, auch wenn Riffs, Leads und Arrangement durchaus die Vorliebe für C.O.B. durchschimmern lassen. Dennoch ist „The Beauty Of Monstrance“ wohl der am schwersten verdauliche Track für den gesetzten Melodic Power Metal-ler, da der Song zwar durchaus mit einem melodiösen Refrain punktet, aber vor Metalcore-Elemente und Göteborger Schule nicht zurückschreckt. Hier zeigt Fronter Craig Cairns seine dunkle Seite und neben den glockenklaren Melodic Metal Vocals gibt es plötzlich hasserfüllte Shouts. Könnte auch Fans von IN FLAMES & Co gefallen. Für meinen Geschmack dürfte dies der kontroverseste Songs des Albums sein und ich bin noch unentschlossen, ob sich Hansen & Co hier einfach nur zwischen die musikalischen Stühle gesetzt haben oder man sich an der musikalischen Diversität erfreuen sollte. Hier wird jedenfalls unüberhörbar deutlich, dass Hansen Junior mit seinen gut 20 Jahren unter anderen musikalischen Umständen aufgewachsen ist als sein Vater.
Ohnehin tut man sich schwer, INDUCTION den passenden stilistischen Stempel aufzudrücken. Der schnelle titelgebende Opener, das orchestrale „Scorched“ oder das treibende „Go To Hell“ lasen sich vielleicht am ehesten als Schnittmenge aus Bands wie BLOODBOUND, DYNAZTY oder den Han-seaten TERRA ATLANTICA beschreiben, wobei die dominanten Keyboards den ein oder anderen Bewohner von Trveheim erschaudern lassen dürften. Aber auch BATTLE BEAST oder FREEDOM CALL könnten als Referenzen herhalten. Hier wurde schonmal recht nah am Kitsch komponiert – mitunter lassen sogar MAJESTICA grüßen. Das trifft auch auf die Keyboarduntermalung in „Fallen Angel“ zu, dessen Anfang sehr nach TERRA ATLANTICA klingt, dann aber mit sehr einigen Melodien und einem flotten Refrain punktet. Dass die Hansen, der für alle Songs verantwortlich zeichnet, ein Gespür für eingängige Melodien hat, beweist er auch in „Order & Chaos“, in dem flott nach vorne gespielt wird und ein großer Chorus aufgefahren wird. Zwischendurch gibt es opulente musikalische Zwischenspiele, welche sowohl die DNA von DRAGONFORCE, TWILIGHT FORCE oder auch C.O.B. in sich tragen könnten. Verlässlich könnte da wohl nur ein Vaterschaftstest Auskunft geben. Fakt bleibt, dass „Born From Fire“ mit Songs wie „I Am Alive“, „Fallen Angel“ & Co eine ganze Reihe ansprechender Songs enthält. Selbst die leicht kitschige Ballade „Eternal Silence“ gefällt.
INDUCTION sind hörbar Kinder des 21. Jahrhunderts und die Songs auf „Born From Fire“ kombinie-ren musikalische Einflüsse der letzten 20 Jahre mit einem oft rasanten, teils kitschigen Melodic Power Metal Fundament, welches mal moderner, mal orchestraler klingt und meist zu gefallen weiß. Doch unter uns gesagt, würde ich die Platte nicht meinen Kumpels empfehlen, da ich mich schon häufig genug dem Power Verdacht ausgesetzt habe. Dass ich mir die schöne farbige Vinyl Edition bereits bestellt habe, bleibt also bitte unter uns…