Da ich bekanntlich nach wie vor mit einem Bein fest in den frühen 90ern stehe, wird man mir nachsehen, dass ich bei ICED EARTH zuerst immer noch an „Night of the Stormrider“ denke, dann an „Something Wicked This Way Comes“ und erst später an „The Glorious Burden“, bei dem aber der Ripper trällerte.

Nachdem sich Rotschopf Matt Barlow mit seiner eigenen Band nun endgültig abgenabelt hat, galt es für Stu Block die zweite Feuerprobe zu bestehen. Und er macht seine wirklich gut. Seine leicht kratzige Stimme passt gut zum typischen Schaffer Songwerk. Die Amis haben sich konzeptionell allerdings irgendwie ein wenig vergaloppiert, denn die ersten acht Songs sind als Konzeptalbum gedacht. Dann fehlte offenbar noch ein bisschen Stoff, so dass man zwei weitere Songs und zwei „Coverversionen“ angehängt hat. „Spirit of Times“ wurde eigentlich für Schaffers Nebenprojekt SONS OF LIBERTY geschrieben und „Highwayman“ dürfte vor allem den Freunden von Countrymusik bekannt vorkommen. Musikalisch macht der Bruch meiner Ansicht nach allerdings nichts aus, so dass die Mixtur aus Konzeptalbum und Songsammlung wohl eher den Fans mit Drang zur Ordnungsliebe übel aufstoßen dürfte.

Nun gut, kürzen wir die Geschichte mal ab. „Plagues of Babylon“ enthält alle typischen Trademarks von ICED EARTH und die Songs sind auch ganz ordentlich geworden und doch plätschert die Scheibe nach wie vor an mir vorbei: Kein „Stormrider“, kein „Watching over me“ oder „Stand Alone“ und auch kein „The Devil To Pay“.

Letztlich ändert „Plague of Babylon“ also nichts daran, dass ich ICED EARTH in meiner mentalen Kartei weiterhin als „gute Band“ ablege, ein Post-It mit „Merken: Geile neue Scheibe“ werde ich aber wohl nicht anheften. Jünger der Band werde mir da sicherlich widersprechen, das ist aber auch okay. „Plague of Babylon“ ist gut hörbar, aber kein Geniestreich.