Folgendes Geständnis gleich vorweg, als ich Heathen Foray auf die Ohren bekommen hab, entspann sich ungefähr folgender Monolog in meinem Kopf: Ich mach mal Heathen Foray, machen so ein bisschen Melo Death und Neo Pagan. Wo kommen die denn her? Aus Österreich? Cool cool,muss wohl irgendwer neues sein, nie gehört. Dachte ich mir, und schlug die Pressemappe auf. Heathen Foray machen seit 2005 Musik und veröffentlichen jetzt mit Oathbreaker ihren sechsten Langspieler. An alle, die jetzt entsetzt ob meiner Unwissenheit die Hände über den Kopf zusammenschlagen und vor allem an die Band, sorry. Aber ein gutes hat das dann doch. Ich kann euch völlig unvoreingenommen auf die Reise mitnehmen, eine Band völlig neu zu entdecken, und starten werde ich mit Oathbreaker.
Heathen Foray machen also Neo Pagan Metal. Aber anders, als Kollegen wie Heidevolk aus den Niederlanden oder Månegarm aus Schweden, verzichten sie dabei überwiegend auf Texte über Mythologie und altgermanische Lebenweisen, Wikingeroutfits und Folkinstrumente. In ihren Songs geht es zwar auch um den Bezug zur Natur, zu uns selbst, zu Religion, allerdings transportiert das die Band auf das Hier und Jetzt. Klimawandel, Gier, Kinderarbeit, die Renaissance der Religionen in Teilen der Welt oder Fast Fashion, sind einige der Themen, die hier lautstark behandelt werden. Aber nicht desillusioniert, sondern mit dem ermutigenden Hintergedanken „Wenn du Veränderung willst, steh auf und mach was, wir sind an deiner Seite“.
Damit uns aber vor lauter schweren Themen nicht nur der Kopf raucht, kriegen wir mit „Allvoll“ auf dem Langspieler auch noch eine eine Ode an das Bier. Prost
Zwei Songs picke ich mir näher heraus. „Ahnenreih“ ist nicht nur der folkigste der acht Tracks, sondern ein sehr persönlicher Song. Der Text ist zusammengesetzt aus Zitaten verstorbener Verwandter der Band. Um die emotionale Botschaft zusätzlich zu unterstreichen, ist er in steirischem Dialekt erzählt. Wo kommen wir her, wo gehen wir hin, was werden wir selbst mal hinterlassen, ist die Botschaft. Trotz seiner musikalischen Wucht, oder gerade deshalb, berührt mich „Ahnenreih“ sehr.
„Leben“ beschreibt das Werden vom neugierigen Kind zum genormten Bürger und Steuerzahler. Heathen Foray ermutigen uns, vielleicht wieder ein bisschen zurück zu gehen, und ich finde den Gedanken tatsächlich sehr charmant:
Will dem Leben Zähne zeigen
Atme tief das Leben ein
Es riecht nach Abenteuer
Nach Moos, nach Wald und Lagerfeuer
Nach Liebe, nach Freundschaft und Wein
Oathbreaker hat mich überrascht. Klar, ich wusste ja nicht, worauf ich mich einlasse. Die Österreicher verpacken ihre ernsten Themen in eingängige Melodien, kraftvolle Growls und fette Riffs. Knackige Soli und der Wechsel zwischen deutsch und englisch gesungenen Texten lassen einfach keine Langeweile aufkommen. Dazu powern die Drums das Album durch seine 41 Minuten. Oathbreaker nimmt einen mit und ermutigt, seine Umwelt, sich selbst und seine Haltung zu bestimmten Themen einfach nochmal neu zu betrachten. „Allvoll“ hätte es ob der doch ernsten Themen aber nicht unbedingt auf dieser sehr runden Scheibe gebraucht.
Und jetzt empfehle ich mich, ich hab noch fünf Alben Heathen Foray nachzuholen.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
1. Oathbreaker
2. Leben
3. Ahnenreih
4. Heimdalls Spross
5. Allvoll
6. 1000 Years Of Human Flesh
7. Raiment
8. Covenant Of Swords
Line Up
Robert Schroll - Vocals
Jürgen Brüder - Gitarren
Alex Wildinger - Gitarren
Max Wildinger - Bass
Markus "Puma" Kügerl - Drums