„Die Affenpforte“ gehört wohl zu den berühmtesten Geschichten des englischen Autors William W. Jacobs. Bereits 1902 in einem Band mit Kurzgeschichten veröffentlicht, hat die Erzählung bis heute nichts von ihrem gruseligen Schauer verloren.
Der Plot ist schnell erzählt: In einem abgelegenen Haus in England lebt das Ehepaar White mit ihrem Sohn Herbert. In einer stürmischen Nacht erhalten sie Besuch von Sergeant Major Morris, einem von Krankheit und Alkohol gezeichneten Freund der Familie, der viel Zeit in den Kolonien verbracht hat. Dieser erzählt ihnen von einer mumifizierten Affenpfote, die von einem Fakir hergestellt worden sein soll. Dieser wollte damit beweisen, dass die Durchbrechung des vorbestimmten Karmas durch persönliche Wünsche Unglück und Schrecken bringen würde. Der Major hat seine drei Wünsche bereits aufgebraucht und vermacht den Whites die Affenpfote – und diese nehmen sie trotz der Warnungen an. Ermutigt durch seine Gattin, wünscht sich James White in den Besitz von 200 Pfund Sterling zu kommen. Sein Wunsch wird ihm erfüllt – doch zu welchem Preis!
Das Resultat des ersten Wunsches stürzt die Eheleute in eine tiefe Depression und verleitet sie schließlich zum zweiten Wunsch. Doch als es des Nachts an der Tür des Hauses klopft und Maggie White voller irrer Freude dorthin stürmt, überkommt den Hausherren das kalte Grausen und er nutzt auch den dritten Wunsch. Am Ende ist die Familie zwar um 200 Pfund reicher, jedoch um so unendlich viel ärmer.
William W. Jacobs erweist sich als Meister der Andeutungen und Suggestion. Marc Gruppe (Buch ) und Stephan Bosenius (Regie und Produktion) erweisen sich in dem Hörspiel als Meister der Umsetzung der grauenhaften Atmosphäre der Kurzgeschichte. Grandiose Sprecher (Hasso Zorn als Erzähler, Harald Dietl als James, Regina Lemnitz als Maggie, Max Felder als Herbert und Erich Ludwig als Major Morris) liefern einen hervorragenden Job ab und sorgen dafür, dass die Gänsehaut langsam aber beständig aus den Membranen der Boxen kriecht. „Die Affenpforte“ ist ein wunderbares Beispiel, wie man durch Worte grandioses Kopfkino erzeugen kann – dafür braucht es nicht immer Splatter und literweise Blut.
Es verwundert nicht, dass „Die Affenpforte“ für zahlreiche moderne Produktionen (von „Firedhof der Kuscheltiere bis zu den Simpsons) als Vorbild diente. Eine grandiose Horror-Story wurde wieder einmal hervorragend umgesetzt und die GRUSELKABINETT-Serie ist um eine Attraktion reicher.