Per McGraup – Heimgekehrt (89)
Diese Folge ist die Fortsetzung von „Heimgesucht“, des Schriftstellers Allen Upward. Besonders an dieser Fortsetzung ist vor allem die Tatsache, dass es sich beim Autor Per McGraup um den wohl einzigen noch lebenden Autor der GRUSELKABINETT Reihe handelt. Es handelt sich bei dem Autor nämlich um den Titania Medien Autor Marc Gruppe. Und eben dieser schickt das Ermittlerpaar Colin und Alwyne Hargreaves in das ländlich gelegene White-Horse-Hotel. Dort häufen sich die seltsamen Zwischenfälle – und dabei hatten sich die Gastleute Julia und Sean Carmichael so viel von dem Hotel versprochen. Doch sie sollen sehr schnell erfahren, warum das in die Jahre gekommene Gasthaus zu einem Spottpreis zu bekommen war. Gefühle von Angst und Traurigkeit, große emotionale Kälte… sind diese Zeichen des Bösen nur Hirngespinste Julias? Sean hat zumindest seine Zweifel. Doch schon bald soll er eines Besseren belehrt werden.
Auch wenn der Plot einige Schwächen hat, so ist die Inszenierung doch schon von Beginn an packend und schaurig. Die Sprecher tragen dazu bei, dass der Hörer mit auf die Reise zwischen den Welten genommen wird: Spukt es wirklich oder handelt es sich um „Schwachsinn“, wie Sean meint?
H. P. Lovecraft – Die Farbe aus dem All (90)
Lovecraft steht natürlich für hervorragende Gänsehaut. Genau richtig für die Weihnachtstage also. Eine abscheuliche, trostlose Gegend nahe der Stadt Arkham steht im Mittelpunkt dieses Hörspiels. Die amerikanische Kurzgeschichte über die „verfluchte Heide“ ist erstmals Ende der 1920er Jahre in einem Magazin veröffentlicht worden und wurde mittlerweile mehrmals verfilmt. Marc Gruppe hat die Geschichte, die eigentlich aus der Ich-Perspektive erzählt wird, gekonnt umgesetzt. Jochen Schröder spricht den Einsiedler Ammi Pierce, der dem Landvermesser Jeff Burger die Geschichte eines Meteoriteneinschlags erzählt. Langsam aber sicher zeigt sich der Einfluss des Meteoriten und die gesamte Gardner Familie trägt irreparable Schäden davon. Das grausige Leuchten fällt auch dem Landvermesser auf und bald wird im klar, dass die Macht des Meteoriten noch lange nicht gebrochen ist. Eine gute Mischung aus Grusel und Science Fiction.
James Matthew Barrie – Mary Rose (91)
Luisa Wietzorek lächelt unschuldig vom Backcover des 91. Gruselkabinetts. Doch die Schauspielerin und Synchronsprecherin (u.a. One Tree Hill, Apartment 23 u.a.) leiht ihre Stimme in diesem Fall der bedauernswerte Mary Rose. J.M.Barrie, bekannt vor allem durch PETER PAN, machte Mary Rose zur Protagonistin dieser „Gruselgeschichte“, die in Schottland spielt. Und wieder geht es um das Älterwerden. Mary Rose verschwindet als Elfjährige, als ihr Vater kurz nicht auf sie achtet. Erst nach drei Wochen taucht sie wieder auf, hat jedoch keine Erinnerung an die letzten Wochen. Viele Jahre später zieht es Mary zurück auf das Eiland und die Ereignisse scheinen sich zu wiederholen. Auch wenn die ersten Szenen auf eine typische Gruselgeschichte hinzuweisen scheinen, entpuppt sich die 91. Folge doch schließlich als eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen Liebe und Verlust und familiäres Drama. Trotzdem – oder gerade deshalb – zog das Stück seinerzeit sogar die Aufmerksamkeit Alfred Hitchcocks auf sich. Der Film wurde zwar nicht gedreht, aber dafür hat Marc Gruppe das Drama nun hervorragend als Hörspiel umgesetzt.
M.R. James – Zimmer 13 (92)
Hotel „Goldener Löwe“, Aufenthalt in Dänemark – klingt eher wie eine Mischung aus Schwarzwald- und Strandurlaub. Was soll da schon passieren? Victor Anderson (gesprochen von Christian Stark) erzählt es seinem Cousin, denn was er während eines Forschungsurlaubs in der Stadt Vilborg erlebt hat, kann der Gans schon mal die Federn aufstellen. Der Kirchenhistoriker Victor bucht ein Einzelzimmer und denkt sich zunächst nichts dabei, als es auf der Zimmerliste keine Nummer 13 gibt. Seltsam wird es jedoch, als sich sowohl Victor, der in Zimmer 12 unterkommt, und der Anwalt Jensen aus Zimmer 14 über störenden Lärm aus dem Nachbarzimmer beschweren – gab es also doch ein Zimmer 13? Das Schattentheater an der gegenüberliegenden Hauswand scheint auch darauf zu verweisen, dass im Nachbarzimmer jemand extatisch und dazu noch vollkommen nackt zu tanzen scheint. Während der Hotelier den Hausmeister holt, um die Zimmertür aufbrechen zu lassen, öffnet sich die Zimmertür im Rücken des Anwalts und Victor erblickt ein Szenario, welches ihn fortan in seinen Träumen begleiten sollte.
Wer in den düsteren Wintertagen Lust auf eine echte Gruselgeschichte verspürt, der ist mit der hervorragenden Hörspielfassung von „Zimmer 13“ bestens bedient. Gänsehaut pur.
Nathaniel Hawthorne – Das Haus der sieben Giebel (93)
Das amerikanische Salem hat einen Ruf als Hexenort, da verwundert es wenig, dass Hawthorne ein gutes Händchen für Gruselgeschichten entwickelte. Die 93. Gruselgeschichte aus dem Hause Titania Medien macht kurzerhand ein Haus zum Protagonisten. Der Ich-Erzähler Holgrave mietet sich in dem alten, unheimlichen Haus in der Pyncheon Street ein, sehr zum Verwundern der Hausherrin Hepzibah Pyncheon. Blut und Tränen sind die Baustoffe aus denen die Giebel des Hauses errichet worden sein, so sagt die Hausherrin. Und schon ihr frommer Wunsch zu Beginn des Hörspiels, Holgrave möge seinen Entschluss in das Haus eingezogen zu sein, nicht irgendwann bitter bereuen, bereitet den Hörer auf eine schöne Schauergeschichte vor. Schließlich kann sich Hepzibah dazu durchringen, dem neuen Mieter die Geschichte des Hauses zu erzählen. Eine Geschichte über Bosheit, Hexerei und Rücksichtslosigkeit. Dies scheinen die Grundfeste des verfluchten Hauses zu sein. Noch in der Sekunde seiner Hinrichtung verflucht Matthew Maule den Vorfahren der jetzigen Hausbesitzerin!
Wie immer ist es Marc Gruppe und Stephan Bosenius hervorragend gelungen, die literarische Vorlage in ein fesselndes Hörspiel umzusetzen. Die Stimmen von Dagmar von Kurmin, Helmut Winkelmann und Louis Friedemann Thiele sorgen darüber hinaus für den nötigen Nervenkitzel. Also, Licht aus, Kerze an und Play drücken!
Charles Rabou – Tobias Guarnerius (94)
Auch die Franzosen wissen Gruselgeschichten zu schreiben und die Macher der Gruselkabinett Reihe haben sich für die 94. Folge den Franzosen Charles Rabou vorgenommen. Hasso Zorn hat die Aufgabe übernommen, diese Geschichte zu erzählen. Und er erledigt seine Aufgabe ganz hervorragend. Die Geschichte beginnt an einem kalten Wintertag und wir befinden uns vor einem seltsamen Geigenladen – der Geigenbauer hat gar keine Geigen zu verkaufen. Tobias Guarnerius ist durchaus eine rätselhafte Gestalt, doch der Urgroßvater des Erzählers, kommt erst drei Jahre später wieder mit der seltsamen Geschichte in Kontakt. Zurück in Bremen findet er den Geigenladen geschlossen und erkundigt sich bei seinem Wirt nach den Umständen.
Letztlich handelt es sich bei „Tobias Guarnerius“ wohl eher um eine Einsteigergeschichte, denn der Gruseleffekt ist eher beschaulich, so dass wirkliche Schauerfans möglicherweise etwas enttäuscht sein könnten. Nichtsdestotrotz haben wir es mit einer unterhaltsamen Geschichte voller Kuriositäten zu tun.
Henry S. Whitehead – Die Falle (95)
Henry S. Whitehead hat ja nun wirklich eine interessante Biographie: Harvard-Absolvent, Football Spieler, politischer Journalist und Erzdiakon. Nachdem er ein Brieffreund von Lovecraft geworden war, verfasste er dann auch Gruselgeschichten. In „Die Falle“ treffen wir auf den Privatschullehrer Ben Canevin, der plötzlich seltsame Dinge in seiner Stube bemerkt. Dazu passt die eisige Kälte des Winters in Connecticut. Die bedeutungsschwangere Einleitung des Hörspiels bereitet den Hörer schon gleich darauf vor, dass der prunkvolle Spiegel in der Wohnung des Lehrers kein gewöhnlicher Spiegel ist. Als der Unterricht aufgrund der defekten Heizungsanlage in die Privaträume Canevins verlegt wird, geraten Schüler und Lehrer in eine gruselige Situation.
„Die Falle“ ist der passendende Gänsehautlieferant für die kühlen Dezembertage im vorweihnachtlichen Deutschland.