Der Titel des zweiten Longplayer trifft die Sache eigentlich ganz gut auf den Kopf. Denn die Jungs von ESKIMO CALLBOY kümmern sich nicht um irgendwelche Genregrenzen, sondern reißen sie kurzerhand ziemlich brachial ein. Das mag für die einen zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig sein, für andere ist es schlicht unerträglich, aber man kann auch nicht von allen geliebt werden. ESKIMO CALLBOY verstehen es, brutale, groovige Höllenriffs und angry Geshoute mit catchy Melodien und hintergründigen industrial, tanzbaren, elektronischen Dance- oder bisweilen auch Hip-Hop-Elementen zu kombinieren. Früher nannte man das Cross-Over und Bands wie FAITH NO MORE waren die Vorreiter.
Auf ihrem zweiten Album zeigen sich ESKIMO CALLBOY um einiges gereifter, zumindest, was die Musik angeht, über den Humor der Mannen aus der Metal-Hochburg Castrop-Rauxel lässt sich allerdings streiten, wie der Non-Music-Track 'elchtransfomer' unter Beweis stellt. Auch das pornoreske, cosplaymäßige und surreale Cover lässt etwas zu wünschen übrig, allerdings kommt es bekanntlich ja auch auf die inneren Werte an. Und in dieser Hinsicht können ESKIMO CALLBOY durchaus punkten.
Die Melodien kommen eingängig und mitunter melancholisch daher ('Broadway's gonna kill us'), das Supporten von CALLEJON scheint seine Spuren hinterlassen zu haben ('Jagger, Swagger'), die Riffs und Breakdowns sorgen für ein wohliges Gefühl von gesunder Härte und Aggressivität, die durch die klaren melancholischen Vokals immer wieder geerdet werden ('ghost of the night'). Dabei wird auch vor Dance-Party-Metal nicht haltgemacht. Bei dem Song 'Final dance' ist es sogar vorstellbar, dass der Frauenanteil auf der Tanzfläche entgegen der metalmäßigen Gewohnheit exponentiell ansteigt.
Kurz: ESKIMO CALLBOY haben in musikalischer Hinsicht In-Wodka mit fruchtigen Smoothies und einem Schuss Energydrink gemischt und damit soundmäßig eine überaus explosive, moderne und hippe Mischung geschaffen, die allerdings nichts für die Puristen, die Bodenständigen und Gewohnheitsmetaller sein dürfte. Aber hört selbst...