Denn wie
bei den letzten Veröffentlichungen aus dem Hause DORNENREICH bin ich
auch beim neuen Werk “Flammentriebe” immer noch der Meinung, dass
sich die Kunst von Eviga und Inve auch zehn Jahre nach dem dem
Meilenstein “Her von welken Nächten” nicht mit den Maßstäben
einer klassischen Metal-Gazette bewerten lässt. Aus Respekt vor
diesem Umstand gab es seinerzeit für “Hexenwind” wie für “Durch
den Traum” keine Wertung und für “In Luft geritzt” verhaltene
12 Punkte.
Zehn Jahre ist es nun bereits her, dass
DORNENREICH mit ihrem vielumjubelten Drittwerk die Welt in Verzückung
versetzten, zehn Jahre ist es her, dass die Österreicher um
Mastermind Eviga zuletzt mit soviel metallischer Urgewalt aufwarteten
und zehn Jahre ist es auch her, dass Gilván´s wuchtiges
Schlagzeugspiel auf einem DORNENREICH´schen Studio-Output zu hören
war. Allein diese Tatsache dürfte bei vielen alten Fans schon längst
begrabene Erwartungen geschürt haben, die sich seither nichts
sehnlicher als die Fortsetzung von Gänsehaut und Gänsemarsch herbei
gewünscht haben.
Immer karger, immer spartanischer
instrumentiert und auf das Wesentlichste reduziert, so zeigte sich
Eviga in den Jahren nach dem (vorübergehenden) Ausstieg von Gilván
und der Trennung von Valñes. Mit Inve hielt die Geige Einzug in die
Klangwelt DORNENREICHs und mit ihm kehrte die Band auf die Bühnen
zurück. Zunächst rein akustisch, später gestärkt durch die
Rückkehr von Gilván als Metal-Act.
Wer im Rahmen dieser Konstellation nun
also auf die langersehnte stilistische Fortsetzung der einst
eingeschlagenen Marschrichtung hofft, der wird wohl erneut enttäuscht
werden. Vielmehr ist “Flammentriebe” die Quintessenz der
vergangenen Dekade des DORNENREICH´schen Schaffens im zweifelsohne
(Black-) metallischen Gewand, die zeigt, dass “Her von welken
Nächten” vermutlich für immer das Maß aller Dinge aus dem Hause
DORNENREICH sein wird. Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass das
Trio vom Glanze jenes Klassikers in ein Korsett gepresst wurde, dem
das künstlerische Kollektiv zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung
vermutlich längst entwachsen war.
Es adelt nicht zuletzt den Musiker
Eviga, dass er der Verlockung (sofern diese jemals bestanden haben
sollte) widerstanden hat, externen Ansprüchen genügen zu wollen.
Das hat den Menschen Eviga und den künstlerischen Kopf DORNENREICHs
reifen und offener werden, die Musik jedoch nicht massenkompatibler
werden lassen.
Somit wird “Her von welken Nächten”
wohl auf ewig das kompletteste Werk in der Diskografie bleiben. Auch
wenn “Flammentriebe” so metallastig wie lang nicht mehr daher
kommt, auch wenn Eviga sich in seinen Texten einmal mehr schonungslos
offen zeigt und lediglich mit Herz, Hingabe und bedingungsloser
Überzeugung in die Schlacht zieht. Was DORNENREICH so intensiv und
einzigartig macht, das macht ebenfalls angreifbar und mitunter einsam
aber nicht minder schön und fesselnd.
In Zeiten, in denen monatlich
leichtfertig unter vermeintlich objektiven Gesichtspunkten
Höchstnoten für gute aber wahrlich nicht überragende
Musikveröffentlichungen gezückt werden möchte ich mich an dieser
Stelle ganz subjektiv für die letzten fünf Werke aus dem Hause
DORNENREICH, insbesondere natürlich für “Flammentriebe”
bedanken. Für die musikalische und emotionale Bereicherung, für
Gänsehaut und tiefe Abgründe, für Scheitern, Entwicklung und
Wachstum. Und dieser Dank ist mir längst überfällige 15 Punkte
wert.
DORNENREICH sind mit jeder
Veröffentlichung erneut Abenteuer für Seele und Sinne und es fällt
mir nicht immer leicht, mich auf dieses Abenteuer einzulassen. Doch
ich habe es bisher noch nie bereuen müssen.
Releasedate: 11.02.2011
Spielzeit: 46:54
Tracklist:
1. Flammenmensch 2. Der wunde Trieb
3. Tief im Land 4. Wolfpuls 5. Wandel geschehe 6.
Fährte der Nacht 7. In allem Weben 8. Erst deine Träne
löscht den Brand
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