Aus Slowenien, einem kleinen, unscheinbaren Land auf der Europakarte, dessen 2 Millionen Einwohnern bisher eher unbedeutend in der dunklen Musikszene waren, kommt dieses Prachtstück. „The Deliverance Of The Fall“, zu Deutsch die Erlösung durch den Untergang, ist ein Werk, in das sehr viel Aufwand und Liebe gelegt worden ist. Schon die edle Aufmachung der zwei Silberlinge samt Booklet fällt sofort auf. Die erste Scheibe ist die CD und somit das Album der Slowenen. In über 40 Minuten hat man das komplette Spektrum an menschlichen Gefühlen gelegt. So werden hier unter anderem Wut, Hass, Liebe, Verzweiflung, Hoffnung, Sehnsüchte, Bitterkeit, Schwäche und Stärke eines Homo Sapiens musikalisch vertont. Das Soundgewand in dem man sich hier bettet ist wahrlich mächtig. Breitwandgitarren treffen auf bombastische orchestrale Arrangements. Dabei ist diese Scheibe als ein Konzeptalbum zu betrachten. Auch wenn man alles gegliedert und in Kapitel unterteilt hat, so ergeben die einzelnen Stücke doch ein großes Ganzes, sprich „The Deliverance Of The Fall“ an sich ist ein einziger Song, sieht man mal vom gelungenen Bonustrack am Ende des Werkes ab, der uns wieder von dieser Odyssee zurück in die normale Welt bringt. Die Musik der Osteuropäer ist dabei wahrlich ergreifend, auch wenn ihrem Hörer einiges abverlangt wird. Somit ist dieser Sound wahrlich nicht zum nebenbei Hören geeignet, vielmehr erfordert er eine ruhige Umgebung und ein ruhiges, in sich gekehrtes Wesen, um verstanden zu werden. Kommen wir zur zweiten Scheibe, der DVD, welche in diesem Fall sicherlich als eigenständiges Medium betrachtet werden darf, auch wenn sie ebenfalls noch einmal die gleiche Musik enthält wie das Album. Visuell sehr anspruchsvoll gefilmt, wird hier noch einmal, auf Wunsch auch mit deutschen Untertiteln für die Songtexte, die Geschichte um den Verlust eines geliebten Menschen, erzählt. Dabei bekommen wir viele wunderschöne Naturaufnahmen in winterliche Kulisse zu sehen, aber auch mit Computer-Effekten wurde hier nicht gegeizt. Dieser Film, der nüchtern betrachtet der Videoclip für das gesamte Album ist, ist in Wahrheit allerdings vielmehr als lediglich ein solcher. Man kann hier definitiv schon von einem Musikfilm sprechen, auch wenn er ohne Dialoge und nur mit der Musik und den Songtexten auskommt. Hauptfigur bei Dekadent ist zweifelsohne Frontmann Artur Felicijan, der neben dem Gesang, über sämtliche Gitarren bis hin zur kompletten Orchestrierung fast alles im Alleingang eingespielt hat. Auch für große Teile des Films zeigt er sich verantwortlich. Was er hier mit seinen Musikern samt Gastsängerin und Tuba- wie Hörner Bläsern aufgefahren hat, darf er getrost als sein Lebenswerk bezeichnen, auch wenn mir zu Ohren gekommen ist, dass die Gruppe schon ein ähnliches Vorgängeralbum am Start hatte. Für den Aufwand, der hier betrieben wurde, den hohen Grad an Professionalität, der hier an den Tag gelegt worden ist, sowie für die gelungene Präsentation und nicht zuletzt für das Herzblut, das hier geflossen sein muss, wäre alles andere als die Höchstnote eine Verleumdung und mehr als beschämend für den Kritiker, also mich. Nun stellt sich aber noch die Frage, von welchem Standpunkt aus man das Album bewerten mag, ob als Soundtrack oder Black Metal Werk. Als Soundtrack, keine Frage, ist „The Deliverance Of The Fall“ überragend. Als Black Metal Album ein Spitzenalbum, aber hier drängt sich mir die Frage auf: Ist es überhaupt Black oder nicht? Fakt ist, dass man sich größtenteils über weite Strecken rein instrumental gibt und der keifende Gesang Arturs, sowie die weiblichen Vocals dabei eher am Rande stattfinden. Beide Stimmen stören absolut nicht und klingen auch gut, aber es hätte meines Erachtens auch nichts gefehlt, wenn man den Gesang gänzlich weggelassen hätte. Hier hat man versucht mit Gesang etwas zu der Musik zu ergänzen, was schon ohne den selbigen da war und was deshalb jegliche Worte überflüssig gemacht hätte. Schlussendlich vergebe ich 14 Punkte, auch wenn die vollen 15 verdient wären, da dieses Meisterwerk nur für wenige Momente im Leben geeignet ist und man es nicht in jeder x-beliebigen Verfassung und schon gar nicht jederzeit einfach so hören kann und weil der Film, trotz aller Finesse und Professionalität bei mehrmaligem Konsum, also auf Dauer ein wenig unter seiner Langatmigkeit oder auch der Langsamkeit einiger Szenen leidet, so kunstvoll und ausdrucksstark auch gefilmt worden ist.