Meine erste Erinnerung an Zakk Wylde liegt irgendwo Mitte der 1990er Jahre. Als er sich von OZZY OSBOURNE abgenabelt hatte, um solo zu musizieren. Er sah ohne Bart und durch seine Statur aus wie ein Lauch, als er auf dem Cover der US-Ausgabe der Guitar mit einer Les Paul auf Kniehöhe am Gurt hängend posierte. Diese Gitarre war so ranzig, zudem zierte sie zahlreiche Kronenkorken. Die Alben Book Of Shadows sowie Pride & Glory (gleichnamiges Projekt) waren zu der Zeit frisch veröffentlicht.
1999 stöberte ich durch das Sortiment meines Lieblingsplattenladens in Münster in der Aegidiistraße. Das Cover von Sonic Brew machte mich neugierig, ich ging zur Abhörstation. Die Wucht gepaart mit Melodie ergriff mich sehr positiv. Das vernahm der freundliche Herr am Tresen und empfahl mir noch die oben erwähnten beiden Alben. Erleichtert um einiges Geld aus der Geldbörse des armen Studenten schlich ich mit drei Alben raus. Der Sound war ganz nach meinem Gusto, weil er mich sehr an Philip Anselmos Band DOWN erinnerte. Über die Jahre hielt ich BLS die Treue.
Zakk Wylde wandelte sich vom Lauch zur Kante, allein sein Bart macht locker 1/4 der Körpermasse aus - und ich bin mir sicher, dass - wenn der Bart ab wäre - immernoch ein Lauchgesicht Tageslicht bekäme. Dem Hardstoff hat er scheinbar abgeschworen, womit der Bandname BLS geändert werden könnte. Er ist seit einigen Jahren auch als Geschäftsmann am Markt mit seiner Firma Wylde Audio (eigene Gitarrenmodelle, Verstärker, Zubehör). Damit löste er sich auch von langen Wegbegleitern Gibson und Marshall. Klanglich hatte das keine Auswirkung.
Bei BLS/Zakk Wylde besteht bei mir trotz "Fantreue" immer die Sorge, dass er sich mit jeder Veröffentlichung eigentlich nur selbst zitiert, es wenig Neuerungen gibt (gilt für SLASH, MARK TREMONTI, galt für Eddie van Halen). So stehen bei mir Sonic Brew und Stronger Than Death immernoch an der Spitze. Doom Crew Inc. verdrängt beide Alben nicht, gehört aber vorne einsortiert. Warum? War die Gitarrenarbeit vordergründig immer Zakk Wylde, so gibt es auf Doom Crew Inc. ein Wechselspiel zwischen ihm und Dario Lorina: Unisonospiel, Übergaben von Soloparts, Harmoniespiel. Er gibt also Raum auf, wenn man so will. Als Running Gag ist es immerwieder ein Fest, diesen billigen Streicherklang auf einem Album zu vernehmen. Und so auch auf Doom Crew Inc. beim Opener Set You Free. Und dafür ist der Meister selbst verantwortlich. Am Klavier hat er in der U-Musik nicht die Finesse eines BILLY JOEL oder einer TORI AMOS, aber er entwickelt glaubhaft Gefühl und Seele bei Love Reign Down.
Das Album versprüht bisweilen den Charme einer Dampfwalze, so groovt und wummert es durch die meisten der 12 Songs, trotzdem gibt es auch Abschnitte, wo der Gang rausgenommen wird. Es ist also sehr dynamisch.
Somit steht einem geplegten Beard- und Headbanging nichts entgegen und man kann sich über diesen Straus handgemachter Musik sehr freuen.
Kategorie
V.Ö.
Label
Spielzeit
Tracklist
01 Set You Free
02 Destroy & Conquer
03 You Made Me Want To Live
04 Forever and a Day
05 End of Days
06 Ruins
07 Forsaken
08 Love Reign Down
09 Gospel of Lies
10 Shelter Me
11 Gather All My Sins
12 Farewell Ballad
Line Up
Dario Lorina - Gitarre
John DeServio - Bass
Jeff Fabb - Schlagzeug