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Mit „The Surface“ erscheint bereits das fünfte Studioalbum der Band BEARTOOTH. Die Fänge der Metalcorer rund um Frontmann Caleb Shomo sind weiterhin scharf, wenngleich die Gesichtszüge eher zu einem Lächeln verzogen sind.

Oft verbindet man Metalcore mit Wut und Bitterkeit, brüllt Passagen voller Schwermut und Verzweiflung leidenschaftlich mit und findet sich genau in diesen Gefühlen wieder. Auch BEARTOOTH waren bislang genau in dieser Schiene unterwegs, sangen von der Düsternis, der Bitterkeit, dem Kampf mit den eigenen Dämonen und der eigenen Psyche. Mit „The Surface“ gehen BEARTOOTH den Weg aus der Düsternis hinaus. Caleb Shomo selbst bezeichnet es auch als „die Geschichte meines Aufbruchs in eine neue Welt, die ich für mich geschaffen habe. Eine, die sich auf Gesundheit, Selbstliebe, Positivität, Verständnis, harte Arbeit und vor allem auf zweite Chancen konzentriert.“ Und all das findet sich in „The Surface“ auch wieder.

Das Album beginnt mit dem titelgebenden Song und brüllt uns erst einmal „I’m not dead yet!“ entgegen. Ob BEARTOOTH das uns oder der Welt generell entgegenrufen, ist dabei irrelevant, da es voller Inbrunst kommt. Musikalisch wechselt sich ein an die hardcorigen Wurzeln erinnerndes Riff mit dem melodischeren Chorus ab. Und genauso wie BEARTOOTH „All my worries were a waste of time” singen, verfliegen auch meine Sorgen bezüglich des Albums langsam. Doch warum überhaupt Sorgen? Vielleicht, weil die nächsten fünf (!) Songs bereits als Singles über die letzten Monate veröffentlicht wurden und dabei so viel Ohrwurm- und Hitpotential mitbringen, dass man nicht sicher sein konnte, ob der Rest des Albums da mithalten kann. Das nachfolgende „Riptide“ ist nicht nur ein Offenbarungsakt bezüglich des schwierigen Prozesses sich und seine Probleme anderen anzuvertrauen, sondern auch ein eingängiges Monster von Song – über 20 Millionen Streams sprechen da eine klare Sprache. Mit „Doubt Me“ folgt einer meiner persönlichen Favoriten des Albums. Das düstere Grundriff und die wütende Ansage, sich aus den Zweifeln anderer nur stärker hervorzutun, harmoniert wunderbar. Daran schließt „The Better Me“, in Zusammenarbeit mit HARDY, direkt an, das zwar sehr viel melodiöser beginnt, mit einem harten Riff aber direkt wieder klassischen BEARTOOTH-Sound erzeugt. Das Riff ist dabei auch nicht zu überhören, da es direkt „Hit’em with the riff!“ heißt, was mich jedes Mal wieder zum Schmunzeln bringt. Inhaltlich schütteln wir die Zweifel ab und begeben uns nun auf den Weg, ein besserer Mensch, ein besseres Ich zu werden. Ich denke davon könnte jeder profitieren. „Might Love Myself“ geht schon fast in die Pop-Punk-Posthardcore-Richtung mit einem relativen langsamen Chorus und etwas weniger Härte. „Sunshine“ wiederum beginnt sehr punkig und bleibt es auch unterschwellig über die komplette Zeit, wobei der Breakdown wunderbar hart ist und wirklich wenig mit Punkrock zu tun hat. Mit „What’s Killing You“, dem siebten Song des Albums, begeben wir uns nun wieder in unbekanntere Gefilde. Während hier mit den fast geflüsterten Passagen und dem treibenden Gitarrensound ein wenig Punk-Goes-Pop-Nostalgie-Vibes aufkommen, bietet der Chorus mit seinem „Wooohoohooohooo“ absolutes Stadion-Mitsing-Potential.
Die obligatorische Ballade des Albums heißt „Look The Other Way“ und ist ein emotionaler Song über die Ambivalenz zwischen dem Wunsch, seine dunkelsten Gefühlswelten mit einem geliebten Menschen zu teilen, und der Angst, dass der andere sich von einem distanziert. Die letzten Worte „When I don’t even love myself you love me anyway” berühren dabei auch über das Ausfaden des Songs hinaus. Das anschließende „What Are You Waiting For“ holt uns dann aber wieder aus unserem kleinen Tief hinaus mit treibenden Riffs, einem Sing-Along-Chorus und Gitarrensolo macht man auf jeden Fall nie etwas falsch. Nicht der interessanteste Song des Albums, aber auch nicht schlecht. „My New Reality“ erinnert wieder mehr an die Teenager-Metalcore-Post-Hardcore-Zeiten, wobei auch hier der BEARTOOTH-Touch unverkennbar ist, erst recht, wenn der harte Breakdown nach den Worten „The future’s my creation“ folgt. Den Abschluss des Albums bietet „I Was Alive“, der die etwas abgedroschene Lebensweisheit, man solle das Leben aktiv und nicht nur in ihm leben, thematisiert. Für meinen Geschmack etwas zu poppig und rockhymnisch, aber ein sehr erhebender Abschluss eines wirklich starken Albums.

"The Surface," das fünfte Studioalbum von BEARTOOTH, markiert eine bemerkenswerte Veränderung im Sound der Band. Hier verabschieden sie sich von der düsteren und wütenden Metalcore-Vergangenheit und wenden sich Themen wie Gesundheit, Selbstliebe und Positivität zu. Obwohl das Album gelegentlich in poppigeren und rockigeren Klangfarben schwelgt, bleibt der unverkennbare BEARTOOTH-Stil erhalten. Die Texte sind persönlich und gefühlvoll, und vermitteln eine erhebende Botschaft. "In The Surface" zeigt nicht nur eine musikalische Weiterentwicklung, sondern auch die Fähigkeit von BEARTOOTH, ihren Sound und ihre Botschaft zu erneuern. Dies ist ein beeindruckendes Album, das sowohl langjährige Metalcore-Fans als auch neue Zuhörer ansprechen wird, da es durch seine poppigeren Passagen zugänglicher ist als andere Vertreter des Genres. BEARTOOTH unterstreichen erneut ihren Status als „einen der 10 Künstler, die man kennen muss“ (Rolling Stone) gerecht werden.

Kategorie

V.Ö.

13. Oktober 2023

Label

Red Bull Records Inc

Spielzeit

37:33

Tracklist

The Surface
Riptide
Doubt Me
The Better Me
Might Love Myself
Sunshine!
What's Killing You
Look The Other Way
What Are You Waiting For
My New Reality
I Was Alive

Line Up

Caleb Shomo - vocals
Zach Huston - guitar
Will Deely - guitar
Oshie Bichar - bass
Connor Denis - drums

Bewertung

1