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„Coming Home“. Musik bedeutet häufig „nach Hause kommen“. So läuft bei mir stets „Carolina in my Mind”, wenn ich mit dem Auto die Staatsgrenze nach North Carolina überfahre. Und auch für schließt sich nun der Kreis, wenn sie nach 35 Jahren und den nun anstehenden Shows nach Hause kommen und das letzte Kapitel der AXXIS Historie schreiben.

Ich hatte die Box-Version von „Coming Home“ blind bestellt und im Vorfeld die ersten Rezensionen in den großen Printmagazinen gelesen. Und vielleicht schließt sich auch hier ein Kreis, denn AXXIS gehörten in ihren Anfangstagen nicht gerade zu den Lieblingen der heimischen Presse (Näheres dazu könnt ihr hier nachlesen) und so findet der Rezensent im DEAF FOREVER heuer zwar warme Worte für die Band, hält den Zenit der Schaffenskraft aber offensichtlich für überschritten.
Dabei sind und waren AXXIS immer eine Band, die den Spagat zwischen ihren Wurzeln und neuen Einflüssen versucht hat. Der rote Faden blieb dabei stets die unverwechselbare Stimme von Frontmann Bernhard Weiß. Die Experimentierfreudigkeit der Band führte 1997 zum „Voodoo Vibes“ Album, welches viele Fans vor den Kopf stieß. Drei Jahre später folgte mit „Back to the Kingdom“ die musikalische Rückbesinnung auf alte Stärken. Das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts zeigte dann die Vielseitigkeit von AXXIS, die sich mit Alben wie „Time Machine“, „Paradise in Flames“, „Doom of Destiny“ und „Utopia“ gleichermaßen traditionsbewusst wie wandelbar zeigten.
Die Eckepfeiler der musikalischen Bandbreite zeigte die Band schließlich eindrucksvoll mit Alben wie dem eher traditionellen „Retrolution“ und der stellenweise recht modern ausgefallenen EP „Virus of a Modern Time“. Und genau zwischen diesen Eckpfeilern bewegt sich auch „Coming Home“.
Der Opener „Blackest Vision“ sowie das moderne „Atlantica“ haben nur noch wenig mit dem „Boogie-Metal“ eines „Kingdom of the Night“ zu tun, begeistern aber stattdessen mit kernigen Riffs und satten Drums, während die Keyboards für die passende Atmosphäre sorgen.
Mit einem Song wie „Moonlight Bay“ katapultieren sich AXXIS hingegen in „The Big Thrill“-Zeiten zurück und punkten mit der bandtypischen, leicht melancholischen Eingängigkeit. Stark.
Das titelgebende „Coming Home“ weißt bereits einige irische Melodien auf und gehört mit seiner Mischung aus THIN LIZZY und der KELLY FAMILY wohl zu den radiokompatibelsten Kompositionen des Albums. Da gefällt mir das eingängige „Irish Way Of Life“ doch einen Zacken besser, kommt es doch mit einer packenden Melodie und kerniger Instrumentalisierung daher – ohne dabei kitschig zu klingen.
Neben ausgesprochen metallischen Ausreißern wie „Legends of Phantasia“ (könnte man sich auch auf einem GRAVE DIGGER Album vorstellen) oder „Lord of Darkness“, in denen die Double Bass die Hosenbeine zum Flattern bringt, liefern AXXIS natürlich auch ganz typische Rocker im Stil von „Kingdom of the Night“ oder „Axxis II“. Fans der Frühphase dürften Gefallen finden, ebenso wie an „Ready To Burn“, bei dem die Band den typischen Hard Rock Rhythmus verlässt und den frühen Boogie-Einfluss durchschimmern lässt. Mit „Tears of A Clown“ findet ein weiterer gelungener Metal Song auf „Coming Home“, welches dann mit dem eingängigen „I Won’t Sell My Soul“ passend abgeschlossen wird.
Weiß, Oellers & Co haben sich Zeit genommen und ihr voraussichtlich letztes Album der Bandgeschichte im eigenen Soundworxx Studio aufgenommen. Entstanden sind dabei verschiedene Mixe, so dass sich die Songs der CD von den Versionen der LP und der digitalen Veröffentlichung unterscheiden. Thomas Ewerhard hat das Album mit einem düsteren Artwork versehen. Das Baby AXXIS befindet sich in den Klauen eines gruseligen Endzeitwesens, dem „Dark Angel“, welcher vor den Trümmern der Welt steht: keine Hoffnung auf Besserung. Vielleicht auch ein Grund, um das Kapitel AXXIS anno 2024/25 endgültig zu schließen. Der düstere Unterton des Artworks und einiger Songtitel erweist sich dabei als treffender Spiegel unserer Zeit.
Den Vorwurf, dass AXXIS auf „Coming Home” musikalisch neben Schunkel-Metal und Schüttelreimen nichts mehr zu sagen hätten, kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil: Weiß und seine Jungs präsentieren sich ausgesprochen abwechslungsreich und decken somit alle Phasen der Bandgeschichte ab. Vom „Boogie-Metal“ (Ready To Burn“) über mal mehr, mal weniger modern angehauchte Metal Songs („Atlantica“, „Legends of Phantasia“, „Lord of Darkness“ oder „Tears of A Clown“), bis hin zu typischen AXXIS-Signiture Tracks á la „Moonlight Bay“, „I Won’t Sell My Soul“ oder „Love will shine for everyone” bietet „Coming Home” alles, was den AXXIS Fan beglückt.
Ich bin mir sicher, dass „Nana,hey,hey,kiss him goodbye“ vom 2000er „Back To The Kingdom” Album auf der anstehenden Tour in Überlänge zelebriert wird, denn nun heißt es also Abschied nehmen, von einer der letzten Konstanten im deutschen Hard Rock Universum. Macht es gut, AXXIS, und vielen Dank für 35 Jahre voll toller Musik und mitreißender Shows. Ihr wart und bleibt meine Könige im „Kingdom of the Night“!

AXXIS “Coming Home” Tour 2024/25

05.09.2024 D - München / Backstage Werk
06.09.2024 CH - Pratteln / Z-7
25.09.2024 D - Aschaffenburg / Colos-Saal
26.09.2024 D - Augsburg / Spectrum
27.09.2024 D - Geiselwind / Music Hall
28.09.2024 D - Regensburg / Airport Obertraubling
02.10.2024 D - Lennestadt-Halberbracht / Schützenhalle
23.01.2025 D - Siegburg / Kubana
24.01.2025 D - Stuttgart / Im Wizemann
25.01.2025 D - Nürnberg / Hirsch

Anniversary Shows:

29.11.2024 D – Memmingen / Kaminwerk
29.12.2024 D – Bochum / Zeche


Festivals:

20.07.2024 D - Balge/ Rock das Ding Festival
23.08.2024 PT - Pindelo dos Milagres / Metaleiro Open Air
07.09.2024 D - Tuttlingen / Beast of Rocks Festival
16.12.2024 CZ - Praha / Rockové vánoce na Barce
11.01.2025 D - Hamburg / Ballroom Birthday Bash Festival

Kategorie

V.Ö.

12. Juli 2024

Label

Phonotraxx/Broken Silence/The Orchard

Spielzeit

52 Minuten

Tracklist

1 Blackest Vision (A-Seite)
2 Coming Home
3 Atlantica
4 Moonlight Bay
5 Dark Angel
6 Love Will Shine For Everyone
7 Irish Way Of Life (B-Seite)
8 Legends Of Phantasia
9 Lord Of Darkness
10 Ready To Burn
11 Tears Of A Clown
12 I Won't Sell My Soul

Line Up

Bernhard Weiß (vocals)
Harry Oellers (keyboards)
Matthias Degener (guitar)
Rob Schomaker (bass)
Dirk Brand (drums)

Bewertung

1

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