Eine Scheibe mit staubtrockenem Sound und doch mächtigen Riffs - allerdings haben nur einige Songs wie "Got The Time" oder "Keep It In The Family" den Test der Zeit überstanden. So oder so, konnte damals niemand ahnen, welche Berg und Talfahrt den New Yorkern noch bevorstehen würde und vor allem, dass es 21 Jahre dauern würde, bis wir wieder ein Studioalbum mit Joey Belladonna in den Händen halten würden.
Nachdem Anthrax einige Jahre vor allem durch ungeklärte Verhältnisse in Sachen Sänger für Schlagzeilen sorgten, schien man mit Dan Nelson den passenden Ersatz für John Bush gefunden zu haben. Mit ihm sollte dann 2009 auch "Worship Music" veröffentlicht werden. Doch bekanntlich kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Im Zuge einiger Reunion Shows mit Belladonna, scheinen sich Band und Sänger wieder näher gekommen zu sein, so dass man irgendwann vermelden konnte, dass man das nächste Album mit Belladonna aufnehmen würde.
Seit Freitag steht "Worship Music" nun in den Läden und die ersten Takte von "Hell on Earth" lassen mich verwundert auf meinen Player starren: doch, es ist die neue Anthrax und nicht irgendeine Black Metal Blast Speed Band aus Uganda. Bald entwickelt sich der Song zum zeitgemäßen Anthrax Thrasher, der in Sachen Riffing zwar noch eher an Alben wie "We've come for you all" erinnert, aber auch einige Anleihen der guten alten Zeit in sich trägt.
Seien wir doch mal ehrlich, seit "Sound of White Noise" ist das Interesse an den Bermudahosen Thrashern doch merklich gesunken und wer Lust auf Anthrax hatte, der legte "State of Euphoria", "Among The Living" oder "Spreading The Disease" ein. Und mit der ersten Auskopplung "The Devil You Know" finden die Jungs dann auch merklich versöhnlichere Töne und das Mid-Tempo Riffing spricht sowohl Anhänger des groovigen "Sound of White Noise" Sounds als auch die älteren Fans an. Letztere dürften dann auch Gefallen an "Fight'em till you can't" finden, welches doch deutliche Oldschool Elemente enthält. "In The End" wiederum passt doch eher ins "White Noise" Schema. Mit "Crawl" begibt man sich dann schließlich doch noch in die Gefilde des Alternativ-Thrash Metal und Belladonna klingt fast etwas nach Post-Grunge Sänger.
An den ausgewählten Beispielen wird deutlich was auf "Worship Music" geboten wird. Anthrax haben sich redlich bemüht, 30 Jahre Bandgeschichte in 12 Songs zu pressen und dabei Aspekte der unterschiedlichsten Schaffensphasen zu integrieren. Am Ende entstand so eine recht bunte Mischung, die zum größten Teil jedoch eine deutliche Anthrax Prägung aufweist. Eine Sensation ist "Worship Music" nicht, denn große Hits finden sich kaum - am ehesten würde ich hier noch "The Devil You Know" nennen wollen. Doch am Ende des Tages ist es irgendwie erfrischend Ian, Belladonna & Co wieder auf einem Studioalbum zu hören.