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Erstens: Wer hat denn den guten Jeff alleine zum Putzer gehen lassen? Und zweitens: War der Gang zum Barbier so teuer, dass das Geld für einen vernünftigen Gitarrensound nicht mehr gereicht hat? Das Solo beim, wohl in Kooperation mit den lustigen Weibern von Windsor auf dem Waschbrett geschriebenen Ultra Motion klingt, als hätte man sich bemüht einem Nokia Handy einen besonders ausgefallenen Custom-Klingelsound einzuprogrammieren. Auch wenn Torn null nach Annihilator klingt, pumpt sich der Puls in den gut 5 Minuten gerade wieder auf annährend Normal herunter, bevor mich Lunatic Asylum fast dazu bewegt, einen offenen Leserbrief an das kanadische Pendant zur TAZ und das Doktor Sommer-Team zu verfassen. Da fragt man sich wirklich was in Kanada so abgeht, damit man nach einem durchweg positiven Album wie Carnival Diablos einen solchen Quatsch aufnehmen kann wie in diesem Fall. Da ist es kein Wunder, dass Gitarrist Dave Scott Davies die Band verlassen hat und meine geistig umnachtete Nachbarin die ganze Nacht meint „Sabbelstimmen eingeimpft“ zu bekommen. Erst Striker kann vom Riffing wieder etwas an Annihilator erinnern, aber jeder Jünger des unerreichten Never, Neverland Albums muss sich beim Hören der ersten Songs fühlen wie ein Hengst, der vor hundert Jahren noch mit Hilfe zweier Ziegelsteine zum Wallach gemacht wurde. Auch Ritual kann durchaus gefallen, bevor man erneut nicht nur am eigenen Geisteszustand zweifelt: Prime Time Killing klingt als hätte es nicht Jeff, sondern weiter oben bereits kritisierter Friseur erdacht und auf einer, aus Lockenstab und Trockenhaube erbauten Metalaxt eingespielt. Mit ähnlichem Interesse wie die Gartenbauzeitschriften im Salon Ruth in Diekholzen wird dann The Blackest Day zur Kenntnis genommen und mehr und mehr beschleicht mich das Gefühl, das Mr. Waters aus seinem Industrial Exkurs vor ca. 7 Jahren noch nicht wieder zurückgekehrt ist und es zeichnet sich ab, dass Waking the Fury selber der „schwärzeste Tag“ der Band werden könnte. Endlich gibt es dann mit Nothing To Me eine Art Fortsetzung (ja fast schon Kopie) von Shallow Grave. Angesichts der bislang erbrachten Leistung, wird aber gerne in Kauf genommen, dass man gute Leistungen vergangener Tage regelrecht covert (man vergleiche nur mal die Gesangslinien des Refrains). Fire Power und vor allem Cold Blooded hätte das Presswerk dann getrost auf Bodenbleche für den neuen Opel Astra pressen können. Letzterer Songs ist ein Hochgeschwindigkeitszug, der durchaus ein Grund dafür gewesen sein könnte, weshalb die Stadt München sich gegen den Bau des Transrapit ausgesprochen hat: Geschwindigkeit ist einfach nicht immer alles. Wer mich kennt weiß, dass ich Hardcore Annihilator Fan bin und gerade deshalb muss diesem Album mit aller Härte der mir zur Verfügung stehenden Rechtsmittel begegnet werden. Wenn von 10 Songs nur ein Song redlich gelungen ist und der genauso klingt wie ein Song vom letzten Album, dann muss irgendwer den Glockenturm rauf und die Metalgemeinde wachklingeln. Mein Tipp: nächstes Jahr kümmert sich der Frisör wieder um die Frisuren der Band und Jeff spielt dafür wieder auf seiner Gitarre und nicht andersherum, wie es hier offenbar der Fall gewesen ist.

Kategorie

V.Ö.

15. März 2003

Label

Steamhammer / Spv

Spielzeit

Tracklist

Line Up


Bewertung

1

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