Skip to main content


Auf „Fatal Embrace“, dem vierten Longplayer der Schweden AIR RAID, gibt es knappe 38 Minuten Trommelfeuer aus einer Art Gitarrenpanzer. Zumindest wenn man dem Coverartwork, welches irgendwo zwischen DEF LEPPARD und BOSTON angesiedelt ist, glauben darf.

Und tatsächlich montieren AIR RAID mit dem eröffnenden „Thunderblood“ bereits ordentlich am Schädel, nur um mit „Lionheart“ noch einen Gang hochzuschalten. Während Frontmann Fredrik Werner (OSUKARU) in dem Song die Kampfvorbereitungen eines Kriegers besingt, gibt die Instrumentalfraktion mit einer Mischung aus RIOT und GRAVE DIGGER ordentlich gas – als Extrazugabe gibt es noch ein paar neo-klassische Gitarrenmelodien. Da darf man mit „In Solitude“ ruhig mal wieder in etwas gemäßigtere Hard Rock Gefilde driften. Zumal die Double Bass im folgenden „See The Light“ wieder fast im Dauereinsatz ist.
Während „Fatal Embrace“ bis hierhin schon ziemlich geil war, steht dem Hörer der beste Teil noch bevor. Eingeleitet vom neo-klassischen Instrumental „Sinfonia“, welches die Interpretation eines Stücks des  schwedischen Barockmusiker Johan Helmich Roman (17. Jahrhundert) ist. Fantastisch, wie das Gitarrenduo Johansson/Mild ihre Vorlieben und Fähigkeiten in das massenkompatible Songwriting des Albums einfließen lassen. Dass die beiden Flitzefinger einiges auf dem Kasten haben, wird dann auch bei den einleitenden Licks zum Übersong „Edge of A Dream“ hörbar. Aber auch Frontmann Werner zeigt hier, dass er einfach ein grandioser Sänger ist. Mit „Let The Kingdom Burn“ gibt es eine fantastische Midtempo Nummer im Stile von SAXON meets AXEL RUDI PELL. Tolle Melodien treffen auf kernige Riffs – alles perfekt umgesetzt. Mit „One By One“ wird am Ende der Scheibe nochmal etwas mehr aufs Gaspedal getreten und Einflüsse von RIOT, RAINBOW und IMPELLITTTERI verschmelzen zu einem kraftvollen Headbanger mit tollen Melodien.
Den Abschluss von „Fatal Embrace“ bildet mit „Pegasus Fantasy“ die Coverversion der japanischen Metal Band MAKE UP, die den Song für die Animeserie „Saint Seiya“ geschrieben hat. Die Besonderheit ist hier sicherlich, dass der Song auf Japanisch gesungen wurde. Da gibt es auf jeden Fall einen Exotenbonus, aber letztlich muss man doch auch sagen, dass der Song mit dem Rest des Albums nicht ganz mithalten kann.
AIR RAID laufen für einige Bandmitglieder eher nebenbei. Das ist daher erwähnenswert, da die Band nicht nur geniale Songs geschrieben hat, sondern auch viele Dinge in Eigenarbeit erledigt hat. So wurden die Instrumente Großteiles in den Heimstudios der Musiker aufgenommen und Fredrik Werners Gesang wurde im Proberaum mitgeschnitten. Das Ergebnis ist erstaunlich, denn der Sound auf „Fatal Embrace“ wirkt nicht aufdringlich, hat aber ordentlich druck und Ecken und Kanten. Es passt einfach alles zusammen. Zudem zeigt sich, dass man eine geile Veröffentlichung auch zu einem fairen Preis anbieten kann, denn High Roller Chef Steffen Boehm haut das Vinyl für unter 20 Euro raus und bietet zudem noch CDs und MCs an. So kann es auch gehen – da verzichte ich doch gerne auf eine Metallica Doppel-LP für knappe 50 Euro. Zumal man bei AIR RAID auch noch die bessere Mucke bekommt.
Fazit: AIR RAID liefern mit „Fatal Embrace” mal so ganz nebenbei eins der wohl stärksten Melodic Metal/Hard Rock Alben des Jahres ab. Wer Bands wie RIOT, RAINBOW; SAXON, ARP oder PERPETUAL ETUDE im Plattenschrank hat, der kommt an diesem Album nicht vorbei. Ich bezweifele, dass wir dieses Jahr noch eine bessere Veröffentlichung in diesem Bereich hören werden. Pflichtkauf!

Kategorie

V.Ö.

24. Februar 2023

Label

High Roller

Spielzeit

37:28 Min.

Tracklist

1. Thunderblood
2. Lionheart
3. In Solitude
4. See The Light
5. Sinfonia
6. Edge Of A Dream
7. Let The Kingdom Burn
8. One By One
9. Pegasus Fantasy

Line Up

Andreas Johansson - Guitars
Magnus Mild - Guitars
Fredrik Werner - Vocals
Jan Ekberg - Bass
William Seidl - Drums

Bewertung

1