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Mit ihrem sechsten Studioalbum "Elements" feiern SIAMESE ihr zehnjähriges Bestehen und zeigen eine beeindruckende Weiterentwicklung, die sich vor allem in einer härteren und experimentelleren Ausrichtung bemerkbar macht. Schon der Opener "The Shape Of Water" zieht den Hörer in eine düstere, sinnliche Klangwelt, in der Gitarren nicht einfach gespielt, sondern fast schon zum Leben erweckt werden. Unterstützt von AARON MATTS von TEN56, entwickelt der Song eine cineastische Atmosphäre, die sich mühelos zwischen intensiven, druckvollen Riffs und elektronischen Beats bewegt. Diese Kombination verleiht dem Stück eine fast filmische Qualität, die sofort im Ohr bleibt.

Mit "Vertigo" wird das Tempo zunächst gedrosselt, doch an Intensität mangelt es dem Track keineswegs. Hier tauchen SIAMESE tief in eine bedrückende, fast klaustrophobische Stimmung ein, die durch schwere Gitarrenriffs und dominante Synthesizer verstärkt wird. Die Lyrics spiegeln das Gefühl von Orientierungslosigkeit und innerer Unruhe wider, und es gelingt der Band, diese emotionale Schwere auch musikalisch spürbar zu machen. Ein Song, der sich nicht einfach im Vorbeigehen erschließt, sondern Zeit braucht, um seine volle Wirkung zu entfalten.

"Predator" hingegen schlägt wieder schneller und härter zu. Der Track strotzt vor Energie und überrascht mit einer einzigartigen Mischung aus orchestralen Elementen und elektronischen Einflüssen, die fast schon an DUBSTEP erinnern. Diese ungewöhnliche Fusion funktioniert erstaunlich gut und verleiht dem Song eine futuristische Atmosphäre. Die aggressive Stimmung und das hohe Tempo machen "Predator" zu einem der unbestrittenen Höhepunkte des Albums, der live sicherlich für Adrenalinschübe sorgen wird.

Nach diesem kraftvollen Auftakt folgt mit "Chemistry" ein Track, der zunächst ruhig und beinahe harmlos daherkommt, bevor er sich in ein wahres Riff-Gewitter verwandelt. Die eingängigen Melodien und der kraftvolle Refrain machen den Song zu einem echten Ohrwurm, der die typische Handschrift von SIAMESE trägt. Es ist eine dieser Nummern, die sich schnell im Gedächtnis festsetzt und auch nach mehrmaligem Hören nichts von ihrer Wirkung verliert.

"Through My Head", eine Kollaboration mit ANTHONY DILIBERTO von RESOLVE, bringt eine neue Facette ins Spiel. Der Song bewegt sich zwischen einer gefühlvollen Ballade und einem druckvollen Metal-Track, wobei das Wechselspiel der beiden unterschiedlichen Stimmen besonders gut zur Geltung kommt. Diese stimmliche Harmonie, gepaart mit der nachdenklichen Stimmung des Stücks, verleiht ihm eine emotionale Tiefe, die berührt und nachdenklich macht.

Mit "On Fire" bringen SIAMESE dann wieder die volle Wucht zurück. Der Track beginnt mit einem treibenden Technobeat, der an eine klassische Rave-Party erinnert, bevor er von heftigen Gitarrenriffs und knackigen Breakdowns überrollt wird. Diese Mischung aus Elektronik und Metal erinnert an die Energie von ELECTRIC CALLBOY und sorgt dafür, dass "On Fire" nicht nur im Ohr, sondern auch im Körper nachwirkt.

Eine echte Überraschung bietet die Band mit ihrem Cover von ARIANA GRANDES "God Is A Woman". Hier zeigt sich eine gewisse Vorliebe der Band für unkonventionelle Covers: Schon ihr bekanntester Song "B.A.N.A.N.A.S" basierte auf "Hollaback Girl" von GWEN STEFANI, was SIAMESE damals schon einen festen Platz in der Szene sicherte. Mit diesem Cover setzen sie diese Tradition fort und beweisen erneut ihre Fähigkeit, Pop-Hits in düstere, kraftvolle Tracks zu verwandeln, die sich nahtlos in ihren eigenen Stil einfügen.

Mit "Utopia" schlagen SIAMESE dann etwas ruhigere Töne an. Der Song verzichtet größtenteils auf die elektronischen Elemente, die viele der anderen Tracks prägen, und setzt stattdessen auf einen klassischeren Rock-Sound. Diese Reduzierung auf das Wesentliche schafft eine angenehme, fast entspannte Atmosphäre, die eine willkommene Abwechslung in der ansonsten energiegeladenen Trackliste darstellt.

Der vorletzte Track, "Hurricane", ist ein weiterer Beweis für die Vielseitigkeit der Band. Der Song startet sanft, fast fragil, mit einem elektronischen Intro, das bald von verzerrten Gitarren und heftigen Screams abgelöst wird. Der Wechsel zwischen ruhigen und explosiven Momenten macht "Hurricane" zu einem intensiven Hörerlebnis, das die emotionale Bandbreite von SIAMESE perfekt widerspiegelt.

Das Album schließt mit dem bemerkenswerten Stück "This Is Not A Song", das sowohl musikalisch als auch konzeptionell heraussticht. Mit einer computergenerierten Stimme und einem minimalistischen Text entwickelt der Track eine fast dystopische Atmosphäre, die sich jedoch schnell in pure Energie verwandelt. Die Botschaft des Songs, der explizit für Moshpits konzipiert wurde, ist klar: Hier geht es nicht um eine Geschichte, sondern um das Erleben von Musik in ihrer rohesten Form. Ein furioses Finale, das das Album mit einem lauten Knall abschließt und den Hörer überwältigt zurücklässt.

"Elements" ist ein Album, das vor allem durch seine beeindruckende Vielseitigkeit und die Fähigkeit, den Hörer auf eine packende musikalische Reise mitzunehmen, überzeugt. SIAMESE verstehen es, mit jedem Track eine eigene kleine Welt zu erschaffen, die voller Energie, Emotion und Kreativität steckt. Die Band schafft es, den Spagat zwischen harten Metal-Riffs und eingängigen Pop-Melodien zu meistern, ohne dabei an Authentizität zu verlieren. Diese Mischung aus Unterhaltung und musikalischer Raffinesse macht "Elements" zu einem Album, das nicht nur Spaß macht, sondern auch nachhaltig beeindruckt. Wer auf der Suche nach einem Werk ist, das sowohl zum Nachdenken anregt als auch zum Abgehen einlädt, wird hier fündig.

Kategorie

V.Ö.

09. August 2024

Label

Long Branch Records

Spielzeit

35:47

Tracklist

01 The Shape of Water (feat. Ten56)
02 Vertigo
03 Predator
04 Chemistry
05 Through My Head (feat. Resolve)
06 On Fire
07 God Is A Woman
08 Utopia
09 Hurricane
10 This Is Not A Song

Line Up

Mirza Radonjica - vocals
Andreas Krüger - guitar
Mark Nommesen - bass
Christian Hjort Lauritzen - violin
Joakim Stilling - drums

Bewertung

1