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  • WARDRUNA - Eventpalast, Leipzig - 12.11.2016

    | Jens Dunemann | Konzerte

Es ist schon ein sehr ambitioniertes Projekt, was Hauptprotagonist und Multiinstrumentalist Einar Selvik mit WARDRUNA auf die Beine gestellt hat. Nicht weniger als die musikalische Interpretation und Vertonung der 24 Runen der älteren Futhark und ihrer mystischen Bedeutung in einem folkloristischen Rahmen. Sieben Jahre ist es jetzt her, dass mit "gap var Ginunga" der erste Teil der Runaljod-Trilogie erschien, 2013 folgte mit "Yggdrasil" die Fortsetzung. Doch die Fanschar musste sich bis zum jüngst veröffentlichten Finale "Ragnarok" gedulden, bis sich der Norweger entschließen konnte, seinen runenbasierten Nordic Folk in großer Besetzung im Rahmen einer Tour auf die Bühnen der Welt bzw. Europas zu bringen. Nicht zuletzt die Beteiligung WARDRUNA´s am Soundtrack der zweiten Staffel der kanadisch-irischen Serie Vikings rückte das Projekt und die Musik um den Sahg-Mitbegründer aus dem Szene-Fokus in die breite, mediale Öffentlichkeit. 

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Das Interesse im Vorfeld war riesig und es verwundert kaum, dass das Konzert schon lange vor der Veranstaltung ausverkauft ist, ist es doch das einzige und exklusive Einzelkonzert, mit dem das deutsche Publikum bedacht wird. Dementsprechend pilgert man am 12.11. aus allen Himmelsrichtungen auf das Gelände der alten Messe Leipzig, unweit des Völkerschlachtdenkmals. Dortmund, Stuttgart, Hamburg, kein Weg scheint an diesem Abend zu weit, um an der Deutschland-Premiere von WARDRUNA teilzuhaben. Und das festliche Ambiente des alten Kuppelsaales, der anlässlich der internationalen Baufachausstellung 1913 erbaut wurde, bildet einen würdigen Rahmen für das festliche Ereignis. Unwürdig ist allerdings die Organisation des Einlasses, mit der die Veranstalter zunächst komplett überfordert zu sein scheinen, weshalb sich nicht nur die Menschentraube in der Kälte, vor der äußerlich einem römischen Pantheon nachempfundenen Front, staut und unter den wartenden teilweise zu einer leicht aufgeheizten Atmosphäre oder fragenden Gesichtern führt, sondern auch den Beginn des Konzerts verzögert. Das Gros des Publikums nimmt die Panne jedoch mit Gelassenheit und Humor und dementsprechend positiv gespannt ist die Atmosphäre, als das Licht im prall gefüllten, runden Saal um kurz nach 21 Uhr endlich gedimmt wird und WARDRUNA ihre musikalische Runenkunde mit "Tyr" beginnen. Das Bühnenbild ist auf das Wesentlichste reduziert und auch das Licht setzt Einar Selvik, Sängerin Lindy-Fay Hella und ihre vier Begleitmusiker dezent aber sehr effektvoll in Szene. Das bietet den Kompositionen von Selvik, den Raum, ihre mystische Atmosphäre auch live vollends zu entfalten. Gebannt lauscht das bunt gemischte Auditorium, welches vom (Black-)Metaller, Gothic, Freizeit-Wikinger über den vermeintlichen Normalo bis hin zum Hipster und leider auch zum "gutsituierten" Neo-Nazikader reicht, dem Querschnitt aus der Runaljod-Trilogie, der dem rituellen Charakter der Alben klanggewaltig und mächtig mehr als gerecht wird. Einzig der wiederkehrende, frenetische Applaus der Hörerschaft unterbricht die dunkle, erdige, andächtige Stimmung von modernen, folkloristischen Kleinoden wie "Hagal", "Bjarkan", "Løyndomsriss", "Runaljod", "Raido", "Isa", "Fehu" oder "Odal" bis ein sichtlich gerührter Einar Selvik - nicht ohne zu betonen, dass man keine Rock `N` Roll Band sei, von der man Zugaben zu erwarten habe - mit "Helvegen" zum Finale bläst, allerdings auch nicht, ohne zu erwähnen, dass man bald und gerne wieder kommen werde. Nach gut eineinhalb Stunden geht viel umjubelt ein außergewöhnliches Konzert einer einzigartigen Band zu Ende, nachdem sich Einar Selvik seinen Anhängern noch für eine Autogrammstunde stellt.

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Ort

Eventpalast, Leipzig

Kategorie

Setlist

Spielzeit

90 Minuten

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