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The Levellers, Sonic Boom Six (SB6)
| Konzerte
Zwei Bands haben den langen Weg von England nach Hannover auf sich genommen, um am Freitag den 13. diejenigen Massen zu bewegen, die nicht abergläubig waren und sich vor die Tür getraut haben. Gut, zugegeben, so weit war der Weg dann doch nicht. Die beiden Combos, The Levellers und SB6, mussten nur von Frankfurt aus anreisen, weil sie es sich zum Ziel gemachten hatten, während des Novembers in der ein oder anderen europäischen Stadt laute Musik zu machen. In Hannover wollten sich den Beiden eigentlich die Mr Irish Bastards anschließen. Der Auftritt wurde jedoch aus organisatorischen Gründen leider kurzfristig gecancelt.
Sonic Boom Six (SB6) steht für Punk, Ska, Reggae und Hip Hop. Der Aufstieg aus dem Manchester Punk-Underground ist der ausgesprochen flippigen Frontfrau nebst vier nicht weniger punkigen Jungs wahrlich gelungen. 2002 traten SB6 mit ihrem ersten self released Album in Erscheinung. Seitdem folgten mehrere EPs und Alben, u. a. „The Ruff Guide to Genre-Terrorism“ (2006), „Arcade Perfect“ (2007) und „City of Thieves“ (2009). Dabei werden sozialkritische Kommentare ganz elegant in Elemente aus Punk, Ska, Reggae und Hip Hop verpackt. Einen hohen Wiedererkennungswert haben skalastige Songs wie „Sound of a Revolution“ vom 2007er Album oder „Piggy in the Middle“. Allerdings infizierten nicht nur die überzeugende Rhythmen, sondern auch eine starke Bühnenpräsenz der Sängerin: Sie sprang, boxte und sang mit einer Leichtigkeit, die mich staunen ließ. Gefallen hat mir ebenfalls der quirlige Gesang, der irgendwie auch gut zu einem japanischen Manga gepasst hätte.
Bunt, rockig und voll wurde es, als die 7-köpfige Besatzung von The Levellers die Bühne betraten. Als alte Hasen könnte man die Jungs durchaus bezeichnen, schließlich kam bereits 1989 ihre erste EP „Carry Me“ mit den populären Songs „Carry Me“ und „England my Home“ auf den Markt. Darauf folgten bis heute mehr als 10 Alben, etliche Singleveröffentlichungen und DVDs. Mit ihrer jüngsten CD „Letters from the Underground“ scheint sich die Band wieder etwas stärker auf die musikalischen Wurzeln ihrer Anfangszeit zu besinnen: Ein folk-rockiger Sound, schnelle Beats, einfach ein gelungener Mix aus folk, punk und rock.
Auch wenn The Levellers in der Musikbranche ganz sicher alte Hasen sind, zeigten sie sich auf der Bühne ganz und gar nicht alt. Sie waren jung, spritzig und äußerst motiviert. Die Playlist führte uns durch die gesamte Musikvergangenheit der Band. Mit „The Cholera Well“ und „Before the End“ fuhren sie Highlights der jüngsten Platte auf. Mit Songs wie „What a beautiful Day“ wurden Fans der mittleren und mit Liedern wie „Julie“ oder „One Way“ die der frühen Zeiten bedient. Spektakulär war natürlich auch der Auftritt von Stephen Boakes: Entsprechend geschminkt und durch Schwarzlicht in Szene gesetzt, gab er seine Didjerido-Fähigkeiten beeindruckend zum Besten.
Dem Publikum im gut gefüllten Musikzentrum schienen Songauswahl und Auftritt auf jeden Fall zu gefallen. Jedenfalls war kaum jemand zu beobachten, der nicht wenigsten mit Fuß oder Kopf zum Takt wippte. Mir persönlich haben die schnelleren folk-rock Stücke mit Fiddle am besten gefallen. Aber ich versteh natürlich auch, dass einige der gesellschaftskritischen Texte besser in langsamen Klängen verpackt sind.
Obwohl die Mischung der doch recht unterschiedlichen Musikrichtungen von SB6 und The Levellers vielleicht für den ein oder anderen etwas gewöhnungsbedürftig war, kann ich mich nur positiv über diesen Freitagabend äußern. Wiedersehen mit beiden Bands macht sicher Freude.