Skip to main content
  • The Iron Maidens - Piece of Europe Tour 2019

    | Thorsten Zwingelberg | Konzerte
Rote Gourmet Fraktion Chef Ole Plogstedt stellte während einer Kochprofi-Mission fest, dass jedes Restaurant ein Alleinstellungsmerkmal brauche, um bestehen zu können: ein Ober im Frack, die besten Kartoffelpuffer oder das freundlichste Team. THE IRON MAIDENS haben sich als ihr Alleinstellungsmerkmal „The World’s Only Female Tribute To Iron Maiden“ auf den Union Jack geschrieben – beziehungsweise auf das Star Spangled Banner, denn die Mädels sind aus dem sonnigen Kalifornien ins ebenfalls sonnige Hannover gekommen.

Nach einer kleinen Verspätung riefen die Riffs des UFO Klassikers „Doctor, Doctor“ die letzten Raucher ins Halleninnere. Als bekennender „Gar-Nicht-So-Großer-Maiden-Fan“ beschlich mich – wie schon bei der Show des Originals im letzten Jahr – die Furcht, dass das „Intro“ der beste Song des Abends werden könnte. Doch ich wurde eines Besseren belehrt – auch wenn „No Prayer For The Dying“ wiedermal nicht auf der Setlist berücksichtigt wurde. Warum wird dieses Album bloß immer so stiefmütterlich behandelt?
Schließlich läutete Churchill’s Speech den Klassiker „Aces High“ ein und die Band um die überaus sympathisch agierende Frontfrau Bruce Chickinson (Kirsten Rosenberg) trat gleich richtig aufs Gaspedal. Der bisherige Verlauf der teilweise ausverkauften „Piece of Europe-Tour“ hat die Mädels offenbar noch weiter motiviert. Da ließ sich Adriana Smith aka Courtney Cox auch nicht von andauernden technischen Problemen den Abend verderben. Nach Kette und Gürtel flog irgendwann auch der Sender in die Ecke und wurde kurzerhand durch das traditionelle Kabel ersetzt.
Tieftönerin Steph Harris (Wanda Ortiz) wirkte zunächst etwas steif, konnte sich im Verlauf der Show das ein oder andere Grinsen jedoch nicht verkneifen. Mit der Energie ihres Vorbilds Steve Harris konnte die Kalifornierin nicht mithalten, vom Aktionsradius wirkte sie doch eher wie AC/DCs Cliff Williams. Vielleicht liegt es daran, dass sie die markanten gestreiften Leggings gegen schlichte schwarze Army-Hosen getauscht hat.
Auf der anderen Bühnenseite lief es unproblematischer. Dort powerte Dave Murray-Double Nikki Stringfield von der ersten Sekunde an richtig los. Es wurde gepost, gelacht, geshredded, gebangt. Zudem kann man festhalten, dass sie optisch eher dem deutschen Schlagersternchen Vanessa Mai ähnelt als Maiden-Klampfer Murray.
Frontfrau Kirsten führte souverän durch das Programm und streute immer wieder kurze, unterhaltsame Ansagen ein. Doch – wie beim großen Vorbild – standen die Songs im Mittelpunkt. Dies wurde von dem anwesenden, meist männlichen Publikum auch honoriert. Und wer die knapp 28 Euro Eintrittsgeld vor allem deshalb investiert hatte, weil es sich um eine Frauenband handelt, dürfte diese ursprüngliche Motivation bald vergessen haben. Die Damen sorgten nämlich auch jenseits aller Optik für beste Unterhaltung. Dies lag u.a. auch an der angenehmen und treffsicheren Stimme von Bruce Chickinson, die in Sachen Stageaktivitäten allerdings auch nicht mit dem Original konkurrieren konnte. Macht aber nichts. Aktivpole blieben also die beiden Gitarristinnen zur linken und zur rechten Seite der Bühne.
Nach dem genialen „Revelations“ ging es mit „Wasted Years“ weiter, bevor die Bands einen der Lieblingssongs von Basserin Wanda spielte: „Losfer Words“. Mit „The Trooper“ folgte einer der größten Hits der Jungfrauen, bevor es mit „Flash oft he Blade“ einen Song vom „Powerslave“ Album gab, der auf der Setlist des Originals nicht so häufig auftaucht. Selbiges kann man über „The Prisoner“ vom „Number oft he Beast Album“ sagen oder vom „Piece of Mind“ Track „Still Life“. Die Mädels fischten also ordentlich in klassischen Gewässern und setzten damit eigene Akzente jenseits der aktuellen IRON MAIDEN Setlist. Das gefiel.
Anschließend wurde es fast basisdemokratisch: Die Fans mussten sich zwischen der vertonten Version der Coleridge Ballade „Rime of the Ancient Mariner“ und dem Song über „Alexander the Great“ vom „Somewhere in Time“ Album entscheiden. Die Entscheidung fiel zugunsten des Makedonischen Herrschers aus.
Schließlich tauchte der Leibhaftige persönlich auf der Bühne auf, während die Fans aus voller Kehle lautstark mitsangen: “Six…six..six…the nuuuumber of the beast…“. Dass es sich beim anschließenden „The Phantom of the Opera“ nicht um eine Coverversion des Musical-Klassikers handelte, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Vielmehr ging Frau hier zurück in die Anfangstage von Maiden, als noch Paul Di’Anno am Mikro stand. Eigentlich sollte nun „Fear of the Dark“ als standesgemäßer Abschluss des regulären Sets folgen, doch die Amerikanerinnen entschiedenen sich für eine andere Option und zockten „The Evil That Men Do“. Auch gut – „Fear of the Dark“ hätte ich danach trotzdem gerne noch gehört.
Doch erstmal ging es von der Bühne. Aber THE IRON MAIDENS ließen sich nicht lange bitten. Sängerin Kirsten hatte schon darauf hingewiesen, dass man auf die Werktätigen Rücksicht nehmen wolle. So blieb es dann im Zugabenteil auch bei zwei Stücken: „Hallowed Be Thy Name“ und „Iron Maiden“. Danach verkündete „Always Look On The Bright Side Of Life“ das Ende der Show und die Kalifornierinnen verneigten sich brav vor einem dankbaren hannoverschen Publikum.
In Sachen Setlist brauchte sich der heutige Abend nicht vor dem Programm des britischen Originals zu verstecken, im Gegenteil. Natürlich wurde nicht so viel Klimbim aufgefahren wie bei den alten Herren der NWoBHM, aber die einzige weibliche Maiden-Tribute Band schickte doch einige Versionen des Bandmaskottchens Eddie auf die Bühne, schwenkte Fahne, zog sich den Waffenrock eines Troopers über und überzeugte mit Spielfreude und einem insgesamt sympathischen Auftreten. Schade, dass so viele „echte“ Maiden-Fans aus meinem Umfeld an diesem Abend nicht den Weg ins Musikzentrum gefunden hatten. Den IRON MAIDENS war’s egal, denn das Musikzentrum war auch sehr gut gefüllt und man darf hoffen, dass dies nicht der letzte Besuch der Amerikanerinnen in der Leinestadt bleibt.

Ort

Musikzentrum Hannover

Kategorie

Setlist

Aces High
Revelations
Wasted Years
Losfer Words
The Trooper
Flash Of The Blade
The Prisoner
Still Life
Alexander The Great
Number of the Beast
Phantom of the Opera
The Evil That Men Do
--------------------------------
Hallowed Be Thy Name
Iron Maiden

Spielzeit

90 Minuten

| Thorsten Zwingelberg | Konzerte