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Zwei der spannendsten Vertreter dieser Zunft sollten heute im Marx (dem kleinen Bruder der größeren Markthalle) auftreten. Okkult-Rock scheint sich langsam zum nächsten großen Ding im hart und heftig Zirkus zu entwickeln. Seit The Devil’s Blood scheinbar längst anachronistische Zutaten wie packende Melodien und organische Orgelsounds mit okkulten Texten vermischten, stehen die Mitbewerber Schlange. Zwei der spannendsten Vertreter dieser Zunft sollten heute im Marx (dem kleinen Bruder der größeren Markthalle) auftreten.

Blood Ceremony aus Toronto haben mit ihrem aktuellen Album „Living With The Ancients“ auch einen echten Brecher am Start. Musikalisch verbindet die Band die doomigen Riffs Marke Black Sabbath mit der Knarzigkeit Uriah Heeps und der musikalischen Leichtigkeit von Jethro Tull. Letztere Parallele kommt natürlich durch die immer wieder eingesetzte Querflöte von Sängerin Alia O’Brian. Songperlen wie „My Demon Brother“ tragen dazu bei, die ca. 50 Minuten nicht langweilig werden zu lassen. Eine Band, von der man sicher noch Einiges hören wird.

Besonders gespannt war ich aber auf Ghost, deren Image sogar das Hamburger Abendblatt zu einem halbseitigen Vorbericht (natürlich mit Foto) nötigte. Wenigstens war der Schreiberling des Artikels nicht auf reißerische Sensationsmache aus, sondern betonte, dass man bei Aussagen wie „Texte und Musik empfangen wir direkt vom Satan“ nie genau wisse, wie ernst es Bands dieser Coleur mit ihrer Botschaft ist. Genau dieser Grad an Ungewissheit, ob wir es hier mit ernsthaft Bekloppten oder großer Comedy zu tun haben, macht nicht unwesentlich den Reiz des Abends aus. Zum von der einzigen Platte „Opus Eponymous“ bekannten Intro stapfen erst die mit Mönchskutten und Gesichtsschutz komplett verhüllten Musiker auf die Bühne und dann kommt er: Evil Pope, Weihrauchfass-schwenkend, mit glasklarer Stimme und erhabenen Gesten agierend. Dabei weiß ich nicht, ob die kauzige Atmosphäre oder die großartigen Songs daran Schuld sind, dass mir immer wieder wohlige Schauer über den Rücken laufen. Denn eines ist mal klar: Die mit wunderschönen Melodien ausgestatteten Großtaten wie „Elizabeth“, „Stand By Him“ oder „Satan Prayer“ sind Hardrocknummern für die Ewigkeit. Die völlige Überzeichnung der Bühnenshow lässt mich darauf tippen, dass hier doch nicht alles so bierernst genommen wird, wie es einem die anonyme Band in den wenigen Interviews erzählen will. Nur der Barkeeper scheint Angst vor zu vielen negativen Vibrations zu haben und versucht diesen mit seinem Stryper-Shirt (!) entgegenzutreten. Nach 45 wunderschönen Minuten lässt sich der Zeremonienmeister zu seiner einzigen Ansage hinreißen („Thank you. We have once again reached the end.”), kündigt noch “Ritual” an und verlässt nach getaner Arbeit als Erster die Bühne, während seine „Messdiener“ noch zu Ende mucken und dann folgen.

Dass ein Headliner einige Minuten kürzer als die Vorband spielt, habe ich so auch noch nicht erlebt. Doch was soll man machen, wenn man nur ein Album draußen hat? Eine Coverversion von „Rock’n’Roll All Night“ oder Ähnlichem wäre hier wohl wenig angebracht gewesen. Insgesamt war es jedoch ein Abend, der von großartiger Musik (beide Bands) und toller Show (Ghost) getragen wurde.

Ort

Hamburg

Kategorie

Setlist

Spielzeit

| Konzerte

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