Nachdem Papa und ich uns durch den innerstädtischen Bremer Stau gekämpft hatten (so ist das eben, wenn man aus der Weltmetropole Hannover in die Provinz fährt…), stellten wir fest, dass die größte Band aller Zeiten gleich mit “Traummelodien” auf den Parkhinweisschildern angekündigt wurden. Eine Radiomeldung klärte dann allerdings darüber auf, dass in einer Halle direkt nebenan ein Schlagerevent stattfinden sollte. Verlaufen war daher also verboten!
In der natürlich restlos ausverkauften Halle (ca. 13000 Besucher) herrschte dann wohlige Enge und vor allem die Situation auf den Örtlichkeiten ist mit „unbefriedigend“ noch wohlwollend umschrieben. Naja, man war ja nicht zum Dauerpinkeln, sondern zum Rocken gekommen. The Answer aus Belfast fingen damit gegen 20 Uhr an und konnten durchaus den ein oder anderen Höflichkeitsapplaus verbuchen, was bei AC/DC-Vorbands alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist (man denke nur an den unsäglichen Buddy Guy auf der letzten Open Air Tour). Vor allem Songs des neuen Albums „Everyday Demons“ wie zum Beispiel „On And On“ ließen auch meinen Fuß hier und da mitwippen. Nach einer guten halben Stunde war man dann auch gut angeheizt für das, was da folgen sollte.
Und es folgte natürlich so einiges! Kurz nach 21 Uhr ging das Licht aus und ein animierter Zeichentrickfilm mit einem Zug lief über die Videowand. Dann knallte und explodierte es, die Videowand schob sich auseinander und zu den ersten Takten von „Rock’n’Roll Train“ schob sich selbige (übrigens über 10 Tonnen schwere Konstruktion) in die Bühnenmitte hinter Phil Rudds Schlagzeug. Der aufkommende Jubel im Publikum war anfangs lauter als die Band. Ekstase pur! Nach dem Opener begrüßte Brian erst mal das Publikum und kündigte mit „Hell Ain’t A Bad Place To Be“ gleich den ersten Klassiker des Abends an, der gleich vom nächsten Knaller „Back In Black“ gefolgt wurde. Mit dem tollen „Big Jack“ gab es dann schon den zweiten Song vom neuen Album bevor man mit dem mitgröhlkompatiblen und daher besonders live geeigneten „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ wieder tief in die Trickkiste griff. Endgültig in den Rock’n’Roll-Himmel beförderte mich dann mein persönlicher AC/DC-Favorit „Shot Down In Flames“ – einfach nur geil! Zu „Thunderstruck“ tobte natürlich dann die ganze Halle, da dieses Stück auch den allerjüngsten Fans ein Begriff ist. Bei „Black Ice“ war danach kurzes verschnaufen angesagt, was bei der glutartigen Hitze in der Halle auch bitter nötig war. Angus hatte dann auch genug geschwitzt und legte diesmal zu „The Jack“ statt zu „Bad Boy Boogie“ ab. Als sich anschließend die Glocke von der Decke herabsenkte und Brian den Glöckner mimte, war natürlich klar, was die Stunde geschlagen hatte. „Hells Bells“ ist neben dem finalen „For Those About To Rock“ und „Highway To Hell“ sicherlich einer der Songs, den die Band bis zu ihrem Lebensende jeden Abend spielen muss. Mit „Shoot To Thrill“ folgte darauf dann auch gleich der nächste „Back In Black“ und Live-Evergreen. Mutig war danach das „Black Ice“-Doppelpack „War Machine“ und „Anything Goes“, wobei live beide Songs echte Geberqualitäten demonstrierten. Zu „War Machine“ gab es wieder lustige Videoanimationen, bei denen Pilot Angus die Erde mit Gitarren (natürlich Gibson SGs) „bombardierte“. Danach kamen dann nur noch Klassiker (sogar für AC/DC-Verhältnisse): „You Shook Me All Night Long“, „T.N.T.“ mit jeder Menge Feuer auf der Bühne und „Whole Lotta Rosie“, bei dem Rosie auf der Rock’n’Roll Train ritt und mit dem Fuß mitstampfte. Die für Radio Bremen 4 berichtende Trulla meinte anschließend in der Berichterstattung: „Da saß dann irgend so eine Frau mit unheimlich großen Brüsten auf dem Zug.“. Ein Skandal, dass man Rosie auf ihre alten Tage mit „irgend eine Frau“ tituliert! Etwas mehr Respekt bitte! Beim abschließenden „Let There Be Rock“ verausgabte sich vor allem Angus natürlich wieder völlig, bevor die Band das erste Mal die Bühne verließ. Nach einigen Minuten Zugabe-Rufen tat sich dann in der Bühnenmitte ein Loch mit rotem Nebel auf und Angus wurde quasi direkt aus der Hölle auf die Bühne gespuckt. Besser kann man „Highway To Hell“ wohl kaum visualisieren. Auffallend dabei auch immer wieder, dass diese Band in der Lage ist, Welthits im Dutzend scheinbar im Vorbeigehen zu produzieren. Schade, dass nach knapp 2 Stunden und „For Those About To Rock“ (selbstverständlich inklusive Kanonen) alles schon wieder vorbei war.
Da ich nun diese Zeilen schreibe und „Black Ice“ im CD-Spieler läuft, habe ich schon wieder dieses zufriedene Grinsen im Gesicht. Es bleibt auf jeden Fall das Gefühl, einen phantastischen Abend verlebt zu haben, der jeden Cent des üppigen Eintrittspreises wert war. Hoffentlich schafft es diese Band, den Alterungsprozess noch einige Jahre (Jahrzehnte?) nach hinten zu verschieben und uns noch lange mit genialer Musik und spektakulären Liveshows zu verzücken!