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Zurück in die Zukunft - MESSIAH im Interview

Mit gleich zwei Veröffentlichungen, genauer mit dem Longplayer "Fracmont" und der vorgeschobenen EP "Fatal Grotesque Symbols - Darken Universe" haben die Schweizer Urgesteine von MESSIAH nach der Live-Reunion auch ein musikalisches Comeback mit Ausrufezeichen und Sternchen geschafft. Sowohl die EP, als auch das vollständige Album gehören schon jetzt zu meinen persönlichen Highlights für das Jahr 2020. Denn die Eidgenossen haben das Kunststück vollbracht, rund 25 Jahr nach der letzten Studioveröffentlichung "Underground" dort anzuknüpfen, wo man auf dem Höhepunkt einst aufgehört hat. Bemerkenswerterweise ohne ausschließlich altbewährte Trademarks und Ideen aufzuwärmen. MESSIAH klingen 2020 frisch, inspiriert und kraftvoll.
Als unverhofft die Anfrage zu einem Interview kam, ließ ich mich nicht zweimal bitten und ich wünsche Euch viel Spaß mit den Ausführungen von Schlagzeuger Steve Karrer zu Auszeiten, den neuen Veröffentlichungen, Artworks und mehr...
Mit gleich zwei Veröffentlichungen, genauer mit dem Longplayer "Fracmont" und der vorgeschobenen EP "Fatal Grotesque Symbols - Darken Universe" haben die Schweizer Urgesteine von MESSIAH nach der Live-Reunion auch ein musikalisches Comeback mit Ausrufezeichen und Sternchen geschafft. Sowohl die EP, als auch das vollständige Album gehören schon jetzt zu meinen persönlichen Highlights für das Jahr 2020. Denn die Eidgenossen haben das Kunststück vollbracht, rund 25 Jahr nach der letzten Studioveröffentlichung "Underground" dort anzuknüpfen, wo man auf dem Höhepunkt einst aufgehört hat. Bemerkenswerterweise ohne ausschließlich altbewährte Trademarks und Ideen aufzuwärmen. MESSIAH klingen 2020 frisch, inspiriert und kraftvoll.
Als unverhofft die Anfrage zu einem Interview kam, ließ ich mich nicht zweimal bitten und ich wünsche Euch viel Spaß mit den Ausführungen von Schlagzeuger Steve Karrer zu Auszeiten, den neuen Veröffentlichungen, Artworks und mehr...


Glück auf in die Schweiz und Grüße aus dem Harz!


Grüezi zurück. Hier Steve Karrer direkt aus Zürich.


“Fatal Grotesque Symbols – Darken Universe” und “Fracmont” sind Eure ersten Studio-Veröffentlichungen seit “Underground” im Jahr 1994. Was habt Ihr in der Zwischenzeit abseits der Musik so getrieben? Gab es Projekte oder andere musikalische Betätigungsfelder? Wie habt Ihr Euch wieder zusammen gefunden und wann war klar, dass es auch neues Material von MESSIAH geben würde? Gab es eine Art Masterplan, an dem Ihr Euch orientiert habt? Oder habt Ihr wie früher einfach drauf los komponiert und geschaut, was dabei heraus kommt?

Nicht alle von uns haben in dieser Zeit aktiv Musik gemacht. Andy hatte seit unserer kurzen „Reanimation“ Phase 2003 nicht mehr gesungen. Auch Brögi war musikalisch nicht sonderlich aktiv. Er hat aber zeitweise mit seinem Sohn, der Schlagzeug spielt, etwas gejammt. Patrick hatte in der ganzen Zeit diverse Projekte und Bands. Auch bei mir war immer was los und ich spielte in diversen Bands und seit gut 10 Jahren bin ich auch bei GURD dabei. Der Anstoss für ein erstes Zusammentreffen gab eigentlich ein gemeinsamer Freund von uns. Er hatte 2017 angefragt, ob wir nicht Bock hätten an seinem kleinen Festival in Luzern, 3-4 Songs zu spielen. Daraufhin hat uns Brögi kontaktiert und uns zu einer Grill-Party bei sich zuhause eingeladen. Weil sich dieses Wiedersehen für alle sehr gut angefühlt hatte, beschlossen wir noch am selben Abend, einen Versuch zu wagen und aber ohne Ankündigung von unserem Namen dort zu spielen. Aus den 3-4 Songs wurde dann aber ein Set von 50 Minuten. Diese Show wurde von den Fans sehr euphorisch gefeiert. Anfang 2018 hatten wir ein Bandmeeting, wo wir offiziell beschlossen haben, eine Reunion inklusive neuem Album anzugehen. Wie du siehst, gab es keinen Masterplan. Auch beim Songwriting haben wir anhand der vielen Ideen von Brögi sehr schnell bemerkt, dass wir diese alte Magie immer noch da ist und wir sehr gut zusammen Songs schreiben können. Der gesamte Prozess war sehr kreativ und hat sich extrem gut angefühlt.

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Mit der Label-Wahl habt Ihr in der Vergangenheit nicht immer ein glückliches Händchen gehabt. Bei High Roller seid Ihr jetzt bei einem kleinen aber feinen Label untergekommen, das von einem wahren Enthusiasten geführt wird, bei dem man das Gefühl hat, dass es an erster Stelle um die Musik geht. Wie seid Ihr zusammen gekommen und wie zufrieden seid Ihr mit der Arbeit Eures Labels im Vergleich zu früher?

Ich muss dazu sagen, dass Noise Records in den 90ern ein sehr angesagtes Label war und auch sehr wichtige Bands herausgebracht hat. Leider wurde uns zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt und die Promo verlief meist etwas verhalten. Mit High Roller sind wir in der Tat sehr zufrieden. Die Jungs machten eine ausgezeichnete Arbeit. Das kann man auch an den wirklich wunderschönen Ausführungen unserer Produkte sehen. Das „Fracmont“-Vinyl erscheint in einem Gatefold Umschlag und auch gleich noch in 5 verschiedenen Versionen! Die Zusammenarbeit besteht ja schon etwas länger, da High Roller mittlerweile unseren gesamten Backkatalog wiederveröffentlicht hat.

 
“Fatal Grotesque Symbols – Darken Universe” ist ein sperriger Titel für einen großartigen Song, der losgelöst vom Album für sich selbst steht. Wann ist der entstanden? Schon vor, nach oder während des Songwritings für “Fracmont”? “Space Invaders” und “Extreme Cold Weather” schlagen auf der EP die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Wieso habt Ihr Euch für diese beiden Songs entschieden?

Dieser Song wurde zusammen mit dem Material für das Album komponiert. Wir wussten schon bei den Aufnahmen, dass leider nicht alles auf dem Album Platz finden wird. Dann hatten wir im Studio noch spontan die Idee, zwei alte Songs im Soundgewand von 2020 festzuhalten. Daraus entstand dann eigentlich die Idee von einer EP, welche wir vor dem Album veröffentlichen wollten. In der Tat passt “Fatal Grotesque Symbols – Darken Universe” exakt zu den beiden Klassikern, weil er unter anderem sehr viele Elemente aus dem 80er Sound enthält. Die beiden alten Songs sind ein fester Bestandteil in unserer Setliste und wurden auch aus diesem Grund für eine Neuaufnahme ausgewählt.






Kommen wir zum Thema Cover und Artworks. “Choir Of Horror” hatte seinerzeit ein klassisches und stimmiges Death Metal – Cover. Das Artwork von “Extreme Cold Weather” habe ich früher immer belächelt und für etwas albern und unpassend für die Art der Musik empfunden. Unabhängig davon ist es jedoch ein Cover, welches sofort ins Auge sticht, welches man nie wieder vergisst und das auf ewig mit Eurem Namen und Eurem Logo verbunden werden wird. Gibt es eigentlich eine Story hinter dem Artwork? War das damals ernst gemeint? Künstlerisch steht es ja in einem krassen Kontrast zur Musik. In Anbetracht des Klimawandels kann man das Cover in der Zwischenzeit aber mittlerweile wiederum in einem völlig neuen Kontext und einer neuen Aktualität betrachten.

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 Da hast du völlig recht. Dieses Cover wird fast jedes Mal zusammen mit dem Namen MESSIAH erwähnt. Ich werde auch persönlich immer wieder darauf angesprochen und obwohl ich ja damals noch nicht dabei war, kenne ich natürlich die Geschichte dahinter. Die Band war gerade an den Aufnahmen zu „Extreme Cold Weather“ und es soll draussen bitter kalt gewesen sein. Brögi entdeckte dieses Bild mit dem Eisbären auf einem Kalender im Büro wo er gearbeitet hat und dachte sich, dass dies genau das passende Cover zum aktuellen Wetter und dem einen Songtitel sei. Er hat das Bild abgerissen und die Band hat es dann unverändert als Cover verwendet. Niemand hat sich damals um die Rechte des Fotografen gekümmert und anscheinend hat es auch keinen gestört. Auf jeden Fall ist dieses Cover völlig zeitlos und frei von allen Klischees, welche sonst in unseren Kreisen gerne verwendet werden.

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Das Artwork zu “Fracmont” ist wiederum für mich ein zeitloses Meisterwerk, weil es auch unabhängig von der Musik für sich selbst steht. Vielleicht mögt Ihr mal auf das Konzept hinter dem Album in Verbindung mit der Cover-Gestaltung eingehen? Mit welchem Künstler habt Ihr dafür zusammen gearbeitet? War “Fracmont” eigentlich von Beginn an als Konzeptalbum geplant oder hat sich das beim Schreiben der Musik und der Texte ergeben?

 Die Idee zum Albumtitel kam von Brögi. Er hat uns von der Pilatus Sage erzählt, welche man wunderbar in einem typischen „Messiah-Text“ verarbeiten kann. Ich würde unser Album nicht als Konzeptalbum bezeichnen aber die textliche Ausrichtung geht schon oft in die Ecke, wo wir den christlichen Glauben und die Kirche wie üblich in Frage stellen. Beim Song „Fracmont“ haben sich durch den Text und den Berg Pilatus, wo ja Brögi auch gleich unterhalb in einem Tal wohnt, ganz viele coole Ideen für das Coverkonzept ergeben. Mit Björn Goosses von „Killustrations“ haben wir den perfekten Künstler gefunden, um unsere Ideen umzusetzen. Er hat sofort verstanden, worum es uns geht und auch selber noch viel zur Sage recherchiert. Wir sind absolut happy mit seiner Umsetzung. Einfach nur grossartig, was der Mann da geschaffen hat!


Wie fühlt sich “Fracmont” nun rund einen Monat nach der Veröffentlichung an? Seid Ihr immer noch zufrieden? Wo würdet Ihr es derzeit in der Diskografie einordnen wollen? Würdet Ihr mir zustimmen, wenn ich die These aufstelle, dass es nicht das beste Album aber auf jeden Fall das musikalisch ausgereifteste, progressivste und anspruchsvollste Werk ist?

 Es fühlt sich sehr gut an, nach dieser langen Zeit so ein abwechslungsreiches und ausgereiftes Album geschaffen zu haben. Wir stehen alle zu 120 % dahinter. Ich persönlich würde „Fracmont“ als unser bestes Album in dieser Besetzung einstufen, oder mindestens auf der gleichen Höhe wie „Choir Of Horrors“. Aber das ist natürlich Geschmacksache.





Zeitsprung... Es fühlt sich schon krass an. Während der Anfänge Eurer Karriere wurde Musik auf Vinyl und Tape gebannt. Später hielt die CD Einzug. Irgendwann kam das Internet, MP3-Formate und heute wird Musik gestreamt, wobei gleichzeitig aber analoge Formate wieder im kommen sind. Ihr habt den Grunge-Hype und den Niedergang erlebt, New Metal und Metal-Core sind gekommen und vorüber gegangen, Thrash-, Death-, Black- und Heavy Metal wurden in der Zwischenzeit für tot erklärt und sind wiederauferstanden. Wie fühlt sich das an, nach so langer Zeit immer noch und/oder wieder da zu sein? Habt Ihr in der Zwischenzeit die Musiklandschaft und die Szene verfolgt? Was war “früher” besser, was schätzt Ihr an der heutigen Situation?

 Ich glaube, dass es genau diese Berg- und Talfahrten in der Szene gebraucht hat um dann Jahre später wirklich zu schätzen, was diese Musikrichtungen wirklich bedeuten. Ich habe mir auch Grunge Sachen reingepfiffen und sehe dies aber als Erweiterung meines Musikgeschmackes. Auch die Technologien haben sich verändert und am Ende kehrt doch wie so oft das alte und bewährte zurück. Ich finde die Schnittstelle zwischen „Spotify“ und Vinyl gar nicht so übel. Ich kenne viele Leute, die sich neue Alben via Spotify reinziehen und dann aber Vinyl oder CD davon bestellen. Die Metal-Szene ist da auch viel solidarischer aufgestellt und viele Fans wollen uns Bands mit einem physischen Album Kauf unterstützen. Sie schätzen auch die tolle Qualität von den Tonträgern wieder viel mehr.

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 Was wünscht sich eine gestandene Schweizer Band im Jahr 2021 für die Zukunft? Gibt´s da noch Träume und “höhere” Ziele, die eine Band wie MESSIAH anstrebt? Wie soll´s weiter gehen?

 An erster Stelle wollen wir natürlich so schnell wie möglich wieder unter einigermassen normalen Umständen auftreten können und unser neues Album den Fans präsentieren. Wir sind bereit für 2021 und wollen euch da draussen auch unsere Live-Qualitäten präsentieren. Und danach werden wir uns wohl wieder mit neuem Material befassen, da es noch viele neue Ideen zu verarbeiten gibt. Es bleibt also auch für uns spannend, wie es mit oder ohne Covid19 weitergehen wird.
 
DANKE für die Interview-Möglichkeit!!!



Bildmaterial by:
https://www.hrrecords.de/high_roller/start.html
https://www.sureshotworx.de



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