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War never fucking ends – Chris Rörland von Sabaton im Interview

Als ich mit Chris an einem Donnerstag im Februar zum Interview verabredet war, konnte keiner ahnen, wie wahr ein paar Tage später die Antwort auf eine Frage von mir werden würde. Die olympischen Spiele liefen auf sehr umstrittene Art und Weise, Corona tat das, was es eben immer tut und in aller Regelmäßigkeit wird die Ruhe durch den einen oder anderen Spaziergang gestört. Aber eigentlich ging alles in gewohnten Bahnen. Das ein paar Tage später die demokratische Welt in ihren Grundfesten erschüttert wird, weil ein Größenwahnsinniger aus Moskau Angst vor der Demokratie hat und seinen Nachbarn überfällt, hat mit Sicherheit keiner in der Heftigkeit erwartet.

Chris, wir sind heute hier, um über euer neues Album zu reden, das am 4. März erscheint. Es heißt „The war to end all wars“ und handelt nach dem letzten Album „The great war“ wieder vom ersten Weltkrieg. Was schreibt ihr zuerst, wenn ihr euch an ein neues Album setzt, die Musik oder die Geschichten?

Wir schreiben immer zuerst die Musik, wir wollen wirklich gute Songs haben. Es gibt so viele Themen in der Geschichte, die man für unsere Songs arrangieren kann. Fans schicken uns oft Anfragen „Habt ihr von der Geschichte gehört“, "hier hab ich noch was für euch". Wir haben mittlerweile einen riesen Dropbox Ordner voll mit Geschichten sortiert nach Jahren, welcher Krieg, ist es ein trauriger oder ein fröhlicher Song. Also erst schreiben wir die Musik und dann setzen sich Joakim und Pär hin und schreiben die Texte. Die beiden wissen auch wesentlich mehr über Geschichte als der Rest von uns. Ich weiß gar nichts (lacht) aber ich lerne von den Songs.

Wer macht bei euch die ganze Recherche zu den Liedern? Ihr habt so viele Themen auf der Liste, von denen viele noch nie gehört haben. Milunka Savic zum Beispiel aus dem Song „Lady of the dark“ oder Adrian Carton de Wiart aus eurem neuen Video „The unkillable Soldier“. Macht ihr das alles selbst oder habt ihr eine Armee im Hintergrund, die das für euch erledigt?

Nein das sind Pär und Joakim, die sind so interessiert an Geschichte. Wenn wir auf Tour sind und ins Bett gehen, höre ich manchmal Geräusche aus Joakims Richtung. Dann höre ich „Hier ist eine Dokumentation aus dem ersten Weltkrieg“. Die beiden lesen sehr viele Bücher, Interviews und gucken sich Dokus an. Die beiden sind so gut darin. Ich würde für Lyrics zu einem historischen Ereignis fünf Jahre brauchen, und nach fünf Jahren kommen die beiden und sagen „Okay cool, aber die Story haben wir schon auf Primo Victoria benutzt“ Mist. Also für mich ist es besser, wenn ich mich auf die Musik konzentriere.

Auf eurem neuen Album gibt es musikalisch eine Weiterentwicklung. Ihr habt harte Riffs eingebaut, aber auch neue Elemente wie 80‘s Sound und insgesamt klingt es ganz anders als The great war.

Absolut. Es ist zwar eine Fortsetzung der Stories, aber wenn wir jetzt ein Album rausbringen würden, das genauso klingt wie der Vorgänger, würden uns die Fans auch fragen, warum. Warum bringt ihr überhaupt zwei Alben raus, wenn sie gleich klingen. Das war der perfekte Weg für uns, eine Stufe höher zu gehen und alles rein zu hauen. Covid hat uns alle getroffen. Wir haben zwei Jahre rum gesessen und von zu Hause gearbeitet. Wir hatten viele Ideen. Also haben wir uns die Zeit genommen und alles auf den Prüfstand gestellt. Die Instrumente, den Sound, die Gitarrensolos, einfach alles. Das ist für alle einfach eine natürliche Kurve.

Als ich 2012 zur Band kam, kam ich aus einer völlig anderen Gitarrenschule. Als ich dann versucht hab, die Gitarrensolos zu übertragen, haben Fans gefragt „Was versucht der da?“. Es passte einfach nicht. Ich musste mich also ein wenig zurücknehmen. Joakim kam zu mir und sagte, ich soll nicht verückt spielen. Seit dem Heroes Album hab ich immer Stück für Stück ein bisschen drauf gelegt, immer mehr, immer mehr, um jetzt bei „F… yeah, jetzt lass ich alles raus“ anzukommen. Man hört das auch von jedem von uns, das er 200% für dieses Album gegeben hat. Wir sind wirklich stolz und können uns als Musiker ausdrücken. Es ist ein frischer Weg für Sabaton und wird interessant, wo es in der Zukunft hingeht.

Ist es den inhaltlich der finale Abgesang auf den ersten Weltkrieg? Kannst du uns schon sagen, was als nächstes kommt?

Nein, das haben wir noch nicht entschieden. Wir haben es auf dem neuen Album ein wenig offen gelassen. Der Opener „Sarajevo“ und der Abschluss mit „Versailles“ sind wie Yin und Yang, „Sarajevo“ ist dunkel und in Moll, „Versailles“ greift das Thema in Dur auf, aber am Ende legt es den Schalter um zum zweiten Weltkrieg. Wir wissen alle, das Krieg niemals endet, was eine furchtbare Erkenntnis ist!

Aber für die Zukunft ist alles offen. Vielleicht machen wir einen dritten Teil über den ersten Weltkrieg, vielleicht gehen wir auch zurück in die schwedische Geschichte wie auf Carolus Rex, oder wir gehen ganz weit zurück wie auf The last Stand, als wir über Spartaner gesungen haben.

Ich hab im Vorfeld euer neues Album sehr oft gehört. Es macht wahnsinnig Spaß, es ist groß, es ist episch mit eurem bekannten Sabaton Sound. Der beeindruckendste Song für mich ist „Christmas Truce“, zu dem ihr auch ein Video gedreht habt. An dem Video waren über 90 Leute beteiligt und ist in der Produktion einfach beeindruckend. Wie groß möchte Sabaton werden?

Ja es wird wirklich immer größer und größer. Für uns ist das auch eine Gelegenheit nicht immer nur Performance Videos zu drehen. Das machen Bands seit Jahrzehnten. Das ist für mich auch immer ein bisschen langweilig, einfach nur rumzustehen und Playback zu spielen. Ich will was tun. Und dann kam Pär und sagte, vielleicht sollten wir Schauspieler sein. Okay, mal sehen was passiert, keiner von uns kann das. Aber die Produzenten waren sehr gut und haben uns sofort gesagt, wenn etwas nicht so lief wie erwartet. „Hey du bist im Krieg, du kannst nicht dein Ding mit den Augenbrauchen machen“, aber am Ende ist es cool geworden. Uns hat es Spaß gemacht und am Ende denke ich, das es den Fans auch Spaß macht, uns so zu sehen. Ich hoffe, wir machen mehr von solchen Sachen.

Das habt ihr bereits. Euer neues Video „The unkillable Soldier“ ist vor ein paar Tagen erschienen. Es ist wieder sehr cinematisch, aber auch sehr brutal.

Ja. Die Story dahinter ist atemberaubend. Er (Carton de Wiart) war furchtlos, aber auch ein Narr. Er ist einfach immer in die Schlacht gerannt. Ihm wird ins Auge geschossen, egal wieder rein, er verliert einen Arm und hört nicht auf. Er war schon ein verrückter Typ. Und in seiner Biographie sagt er „Am Ende hab ich den Krieg genossen“ Also mussten wir das Video ein bisschen spaßiger machen, weil es so eine bizarre Story ist, aber es sollte auch brutaler sein, es ist schließlich immer noch Krieg und kein „Happy Happy“ Thema. Es ist schon sehr anders als das, was wir normalerweise tun.

Ihr geht dieses Jahr auch noch auf Tour. Hoffentlich für uns in Deutschland unter normalen Bedingungen. Wir sind mittlerweile sehr hungrig. Wir haben jetzt zwei Jahre gehabt, wo wir Konzerte im Autokino oder in Strandkörben gesehen haben. Habt ihr auch solche Erlebnisse gehabt, wo du gedacht hast, „das ist ein Konzert, sowas will ich nie wieder machen“?

Nein nicht direkt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, als Band vor einem Publikum aufzutreten vor einem sitzenden Publikum mit 5 Metern Abstand, die sich nicht bewegen. Und dann tragen sie noch Masken und du hast keinen Gesichtsausdruck, keine Freude, sind sie traurig oder sauer. Das ist ganz schön deprimierend. Ich hätte gern, das die Welt aufsteht und das Ding (das Virus) bekämpft. Im Moment ist das so zersplittert. Schweden hat alles geöffnet, während Deutschland immer noch in Gefahr schwebt. Jeder macht sein eigenes Ding. Das ist schlecht. Aber wir sahen Bands, die immer noch getourt haben, wo ich denke, das hätten sie nicht tun sollen und ich keine Idee hatte, was da passiert. Aber ich hoffe, das wir das in den Griff kriegen. Jeder kriegt seine Impfung und wenn er nicht will, trag halt bitte eine Maske. Aber wir werden das bekämpfen und dann gehen wir raus und spielen für alle. Das ist das, was jeder will und das liegt in der Verantwortung jedes einzelnen.

Letzte Frage. Ohne zuviel zu verraten, was erwartet uns auf eurer Tour?

-Oh große, große Sachen. Wir haben auf der letzten Tour großen Aufwand betrieben mit Panzern, Explosionen, Konfetti und solchen Dingen. Also versuchen wir, dieses mal noch etwas drauf zu legen. Ich kann nichts verraten, aber es wird beeindruckend. Ich würde gern was verraten, aber ich kann nicht, dann werd ich wahrscheinlich gefeuert (lacht). Es wird spektakulär.

(c) Pic: Tim Tronckoe


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Infos

  • Erstellt am

    02. März 2022
  • Line Up

  • Redakteur

    Sven Niemeyer
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