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RANZER im Interview - Dritter Weltkrieg als Auflösungsgrund

Bis zum Erscheinen dieses Interviews mit den Nordhessen von RANZER war es ein langer und weiter weg.

Alles begann mit meiner Verzückung für die Debut-Veröffentlichung "Demophobie" Anfang dieses Jahres, die mich dazu verleitete, die Herren gleich mal zum Rapport zu bitten. Erst hakte es aus verschiedenen Gründen bei der Band und anschließend so richtig derbe beim Verfasser dieser Zeilen...

Und auch wenn ich mich dieser Tage wiederhole:
Wie schon der PARTY.SAN-Bericht ist auch dieses Interview für Dich, Pfanne!!! Denn der Weg, den es bis zur Veröffentlichung gebraucht hat, bist Du in gewisser Weise zu einem entscheidenden Teil an meiner Seite gegangen. Und dieser Weg war schwer, anstrengend und nicht schön!

Aber nach all der Trauer tat und tut es endlich besonders gut, sich diesem erfrischenden Interview mit diesen fünf ranzigen Personen zu widmen - aber lest selbst!!!!

Willkommen im grünen Zwielicht! Wer oder was ist der RANZER? Wie ist er/sie/es entstanden, wo kommt er her, wo will er hin...?

Moin Linse und vielen Dank fiir die Interviewfragen!

Ranzer ist das Ventil des Alltags, das im Sommer 2021 in das Underground-Vehikel des Wahnsinns eingelassen wurde. Als wir uns das erste Mal trafen, war sofort klar, dass alles passt wie Arsch auf Eimer! Fünf unterschiedliche Typen mit ähnlichem Musikgeschmack und der gleichen Motivation: Kreatives Biertrinken gepaart mit professionellen Liveauftritten und familiären Proberaumsessions.

Ihr als menschliche Individuen hinter dem RANZER seid alle keine musikalischen Greenhorns mehr, ihr dürftet alle schon in einem etwas gesetzterem Alter sein. Dabei blickt Ihr durchaus auf viele Jahre im Underground zurück, die Euch und Euren Bands ja durchaus einen gewissen Status und eine Credibility eingebracht haben, bittere Erfahrungen und Erlebnisse eingeschlossen... Wodurch speist sich der Antrieb einmal mehr von vorn zu beginnen? Kommt man nicht irgendwann mal an den Punkt, an dem man sich fragt, ob das alles noch Sinn macht?

Hallo? gesetztes Alter? Jaja... Stimmt schon (teilweise), aber wir haben noch viel zu viele Hummeln im Arsch, um uns zur Ruhe zu setzen!!! Außerdem haben wir uns für unseren noch nicht mal 30 Lenze zählenden Schlagzeuger Valentin entschieden, der den Altersschnitt enorm nach unten drückt! Alle anderen befinden sich auf dem Zenit des Antriebs, Menschen vor der Bühne zu bewegen und Teil des ranzigen Alltagsventils zu

werden. Der Vorteil des Alters: Erfahrung! Der Nachteil des Alters: Erfahrung! Es hängt davon ab, was Du daraus machst und wie Du damit Deine Zukunft gestaltest. Und unsere Zukunft ist der Underground, weil es sich gut anfühlt, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und mit gegebenen Mitteln und Möglichkeiten etwas zu erreichen. Sich mit Geld irgendwo einzukaufen oder ein paar Nutten anheuern kann jeder... Durch den RANZER können WIR machen, was WIR wollen.

Demophobie” ist ein kurzer, knackiger und trockener Haken, der ohne Ankündigung und völlig unvorbereitet unter die Gürtellinie geht? Woher kommt diese Wut? Sollte man im Alter nicht eigentlich ruhiger werden?

Mit gehobenem Alter bekommt man immer mehr mit, was so auf der Welt los war und ist. Aktuell können wir ja nun mal satt aus dem Vollen schöpfen, was so alles schiefläuft und uns das Messer in der Hose aufgehen lässt. Scheißegal ob es Neid, Hass, Intoleranz, Panikmache, Angstschürerei, Zorn, Stolz, Habgier, undundund, oderoderoder ist. Das sind alles Themen, die die Menschheit schon lange begleiten. Hinzu kommt jedoch seit jüngster Zeit die lnformationsverdichtung, die Manipulation und der Schlagzeilen-Joumalismus. Die Digitalisierung ermöglicht es uns zunehmend, uns von anderen Menschen zu distanzieren und eine gepflegte Demophopie zu entwickeln.

Die Texte komplett in deutscher Sprache zu verfassen ist eine Ansage und steht Euch aus meiner Sicht richtig gut zu Gesicht. War das geplant oder hat sich das einfach so ergeben?

Deutsche Band, deutsche Texte... Das lag irgendwie auf der Hand! lnteressanterweise kommen die Songs außerhalb Deutschlands gut an. Eins unserer Merkmale ist, dass wir machen, worauf wir Bock haben und uns nicht verstellen müssen. Dazu gehört eben auch, dass wir aufschreiben, was uns in den Sinn kommt und wir es nicht dann noch extra ins Englische übersetzen. Ehrlicherweise schreit sich unser Kurti aber so sehr die Seele aus dem Hals, das brauchst du nicht übersetzen.

Das Artwork von Necromaniac ist wiederum absolut stimmig und passt perfekt zur Musik. Erzählt mal was über die Entstehung und den Hintergrund dazu. Ich finde, Euer giftgrüne Rumpelstelz hat das Zeug dazu das RANZER-Pendant zu Eddie, dem Knarrenheinz oder dem Kreator-Kopp zu werden...

Wir sind froh, dass Thomas “Necromaniac” Westphal eine ausgezeichnete Arbeit für uns geleistet hat! Vielen Dank nochmal an dieser Stelle. Man muss sagen, dass er sehr frei arbeitet und sich lediglich von ein paar Texten und Proberaumaufnahmen hat inspirieren lassen. Er malte es {Zitat:} “naked and drunk”. Das Kunstwerk, das dabei entstanden ist, hat uns erstmal umgehauen. Das große, grüne Ungeheuer, das von einer großen Menschenmasse bekämpft wird, lässt viel Raum für Interpretationen, besonders im Kontext des aktuellen Weltgeschehens. Und die Demophobie ist ihm dabei ins Gesicht geschrieben, oder?

Seit der Veröffentlichung des Demos auf den gängigen Online-Plattformen sind nun bereits einige Monate ins Land gegangen? Auch wenn Ihr die Frage vermutlich schon nicht mehr hören könnt, wann kommenn physischen Formaten und vor allem welche sind geplant?

Ja, die Veröffentlichung hätten wir strategisch besser aufbauen können, mit Ankündigung, Appetithäppchen, Teaser, dies, das... Haben wir aber nicht Wir wollten dem Hörer zunächst was zum Hören geben, eine Art Visitenkarte. Daher haben wir erstmal das Onlineformat rausgehauen und sind anschließend auf die Presswerke zugegangen. Mittlerweile haben wir ein sogenanntes Ranzer-Band (Für die jungen Leute da draußen: eine Musikkassette ist ein Tonträger zur elektromagnetischen, analogen Aufzeichnung und Wiedergabe von Tonsignalen.) herstellen lassen und innerhalb der nächsten Monate gibt es dann auch die Ranzer-Platte (auf Vinyl). Erhältlich vor der Bühne, im Proberaum oder bei Bandcamp.

Regelmäßig versuchen wir Musiker*innen ihre musikalischen Highlights und Vorlieben aus den Rippen zu leiern. Ich habe mich heute mal entschlossen, es anders herum zu machen. Welche Alben sind Euch in den letzten Monaten so richtig auf den Zeiger gegangen oder haben Euch so richtig enttäuscht?

Man könnte hier schnell dem Metallica-Bashing verfallen und behaupten, dass “72 Seasons” ja nicht so klänge wie die frühen Alben. Aber was haben wir erwartet? Ich finde es insgesamt nicht so schlecht wie befürchtet, aber einmal Hören reicht dann auch. Eher enttäuscht war ich da eher vom neuen Feine Sahne Fischfilet - Album “Alles glänzt”. Ist nicht schlecht, aber meine Erwartungen nach “Sturm und Dreck” waren sehr hoch - und wurden damit leider nicht erfüllt.

Ihr habt ja nicht erst seit und mit RANZER schon etliche Dinge erlebt... Welche Frage hat man Euch noch nie gestellt oder welche Frage wolltet Ihr in einem Interview schon immer mal beantworten?

Uns hat bisher seltsamerweise noch niemand gefragt, wie RANZER an diesen jungen, gut gebauten und vor allem talentierten Schlagzeuger gekommen ist! Nun, ich weiß es auch nicht.

Kommen wir zum obligatorischen Fragenblock für den Rausschmeißer...

Was liegt als nächstes bei RANZER an, wie lange wollt Ihr noch weiter zocken und was muss in der Karriere von RANZER passieren, damit Ihr Euch auflöst?

Wir werden Konzerte spielen, egal an welcher Steckdose. Neue Songs aufnehmen und Ranzer durch die Welt treiben, bis der Arzt kommt! Ein dritter Weltkrieg könnte uns auflösen!

 

 


Bild Copyright:
Pics by RANZER

Infos

  • Erstellt am

    10. Oktober 2023
  • Line Up

    Peter – Guitar
    Dürch – Guitar
    Knödgen – Bass
    Valentin – Drums
    Kurt – Voice & Freibier

  • Redakteur

    Jens Dunemann