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Er hat wirklich einen super Job gemacht und er ist ein netter, cooler Kerl. Den kann ich nur empfehlen - Chris über die Arbeit mit Andy Classen

Old school Death Metal mit Tageslicht – Zombie Riot im Interview

Mit dem zweiten Langeisen haben die Hannoveraner in allen Bereichen eine Schippe draufgelegt. Gitarrist und Gründungsmitglied Chris gab Auskunft über die Hintergründe dieser erfreulichen Evolution.
Hi Chris, erstmal Glückwunsch zum neuen Album, dass jetzt eine Woche draußen ist. Wie sind die Reaktionen?

Die Reaktionen sind weitestgehend positiv bis sehr positiv. Es gab ein, zwei Reviews, in denen die Leute nicht ganz so zufrieden waren, aber im Großen und Ganzen sind die Resonanzen schon positiv.

Was haben die Beiden denn kritisiert?

Das hab ich mich auch gefragt. Der eine schrieb, wir bräuchten mehr Thrash Elemente, mehr Groove Elemente und mehr Blast. Ich würde sagen, davon haben wir eigentlich schon jede Menge. Das andere war ein Videoreview von einem Finnen. Der ist die Songs durchgegangen und hat gesagt der ist gut, der ist gut, der ist gut, der ist nicht so gut…. Sein Fazit war, da wären gute Sachen dabei, aber insgesamt wäre es nicht gut genug. Aus der Kritik können wir jetzt nicht viel mitnehmen, aber es kann ja auch nicht jedem gefallen. Von daher ist das auch OK.

Ich habe den Eindruck, dass ihr auf mehreren Ebenen einen richtigen Sprung im Vergleich zum letzten Album gemacht habt. Es macht den Eindruck, dass ihr es noch mal wissen wolltet. Das Logo und das Cover sind schon professioneller und mit Andy Classen habt ihr jemanden gefunden, der in der Szene einen Namen hat und euch einen wirklich guten Sound verpasst hat.

Ja, da hast du recht. Beim ersten Album sind wir im Prinzip ziemlich naiv rangegangen. Mit einer richtigen Albumaufnahme hatte ich persönlich bis dahin auch keine Erfahrung. Ich hatte mit meiner ersten Band ABYSS LORD eine Platte aufgenommen, aber das war noch amateurhafter. Unser Schlagzeuger hat schon etwas mehr aufgenommen, aber für alle anderen war das das erste Mal. Beim ersten Album haben wir die Spuren aufgenommen und das war noch nicht auf dem Niveau, wie es für eine professionelle Produktion hätte sein müssen. Wir haben von einem Kumpel das Cover zeichnen lassen. Das Cover passt gut zu der Platte, weil es nicht so richtig professionell, nicht perfekt ist. Das passt zur Musik. Wir waren da ja noch bei Unholy Fire Records, da mussten wir neben Musik schreiben und aufnehmen auch so was wie CD Design machen. Wir haben damals unterschätzt, um was man sich alles kümmern muss. Das Logo ist eine Handzeichnung von dem Menschen, der unser erstes Cover von dem Demo gemacht hat. Das habe ich dann noch etwas aufgepeppt aber es sieht schon etwas aus wie hingeschmiert. Wir wollten jetzt zum einen nicht so einen Stress haben mit dem Artwork, deshalb lassen wir das auch jemanden machen, der Geld dafür bekommt. Der macht nicht nur einen ZR Coverguten Job, sondern bringt das auch in eine Form, mit der man das gute weiterverarbeiten kann. Dann müssen wir uns darum nicht selber kümmern. Daher haben wir das Cover bei Timon Kokott in Auftrag gegeben. Dann haben wir überlegt, was wir mit dem Logo machen und haben das dann auch noch in Auftrag gegeben, das hat zwar etwas gekostet, das hat sich aber auf jeden Fall gelohnt. Wir hatten für das Abmischen erst in einem anderen Studio angefragt, mit dem Ergebnis waren wir gar nicht zufrieden. Dann habe ich im Internet geguckt, wen man noch fragen könnte und bin auf das Stage One Studio von Andy Classen gestoßen. Ich hab gedacht das können wir uns nicht leisten und der hat sicher keine Zeit, aber ich schreibe trotzdem mal eine E-Mail. Da hat sich herausgestellt, dass er wirklich sehr faire Preise nimmt und zufällig Zeit hat. Das war wirklich großes Glück. Zwei Tage nach der ersten Mail hat er sich die Spuren runtergeladen und mit dem Mix angefangen, das wurde sehr schnell richtig gut. Er hat wirklich einen super Job gemacht und er ist ein netter, cooler Kerl. Den kann ich nur empfehlen. Also ja, wir wollten es noch mal wissen und haben etwas Kohle in die Hand genommen. Wir hatten auch das Selbstbewusstsein, dass die Songs es wert sind, richtig in Szene gesetzt zu werden. Ich denke, dass das auch gelungen ist.

Da gehe ich mit, denn vom Songwriting her ist die Platte klasse und variabel geworden. Die genannte Kritik kann ich daher auch nicht nachvollziehen. Was euch aus der Masse heraushebt sind die fast schon punkigen Riffs, die richtig gute Laune machen.

Was du zu Punk und gute Laune gesagt hast, sehe ich genau so. Manchmal bekommen wir Resonanzen, die sagen OK old school Death Metal – klingt wie CANNIBAL CORPSE. Das ist zwar nett, CANNIBAL CORPSE sind eine gute Band, aber das sehe ich ganz anders. Wir haben Thrash Parts, Punk Parts und manchmal auch was melodisches oder die von dir genannten gute Laune Parts. Das unterscheidet uns schon von den „richtigen“ old school Death Metal Bands. Die sind immer düster und brutal und haben kein Tageslicht. Daher fand ich das interessant, dass du das gesagt hast, ich sehe das genau so.

Dann schiebe ich mal eine Frage dazwischen. Ihr spielt in Braunschweig mit TOXOPLASMA. Magst du es auch mal mit Bands aufzutreten, die keinen Death Metal spielen?

Ja, das hat Kay von Kernkraftritter angeboten. Grundsätzlich nehmen wir natürlich jeden Gig mit, den wir kriegen können. Ich finde das Package reizvoll und bin gespannt, was da für ein Publikum kommt. Es werden sicher Punks da sein und Braunschweig hat ja auch eine große Metal Szene, von denen werden sicher auch einige auftauchen. Das ist spannend und wir freuen uns drauf.
Nochmal zurück zum Album, es ist ungewöhnlich, dass der doomige Titeltrack ein Instrumental ist, dass ihr an das Ende gesetzt habt. Es ist der Song, der sich am meisten vom Rest der Platte unterscheidet. Was war die Motivation, es so zu machen?

Das war nicht so geplant, das war kein ausgetüfteltes Konzept. Wir haben eigentlich im Nachhinein einen roten Faden entwickelt: Die Menschheit macht die Welt kaputt, alle Menschen werden zu Zombies und letztendlich kommt dann der große Zombie, der auf dem Cover ist. Der sieht zum Teil wie ein normaler Zombie aus, aber auch ein bisschen biomechanisch mit den Schläuchen und Kabeln. Der frisst dann zum Ende die Erde auf. Das hat sich angeboten, weil die Texte von Matze genau zu dem Thema passen. Dann kam ich halt irgendwann mit diesem Doomsong um die Ecke. Das Ding ist schon einige Jahre alt, daran habe ich immer mal wieder gebastelt und ihn ausgebaut. Er ist jetzt fast acht Minuten lang und ich wollte den Song irgendwann rausbringen. Wenn er nicht auf die Platte gekommen wäre, wäre das wohl nichts mehr geworden. Da musste ich dann mit den anderen diskutieren, die hatten zum Teil ihre Bedenken. Ich finde als Rausschmeißer mit dieser düsteren, getragenen, schleppenden Art passt das sehr gut und deshalb passt auch der Titel ´World Epitaph´ sehr gut. Der Song soll den Prozess, dass die Welt untergeht, dass der Mensch die Welt zerstört besiegeln und sozusagen die ganze Geschichte zu Grabe tragen. Wobei ganz zum Schluss dieser Basslauf kommt, der dann noch ein kleines bisschen Hoffnung verbreitet und anklingen lässt, dass es vielleicht irgendwann doch noch weitergeht.

Zu Grabe tragen ist das Stichwort. Für mich erkennt man guten Funeral Doom daran, dass ab und zu ein Silberstreif am schwarzen Horizont auftaucht.

Ja genau.

Ihr habt mit Tobias ja einen neuen Gitarristen. Liegt es auch an ihm, dass die Platte variabler als der Vorgänger klingt? War er schon ins Songwriting eingebunden?

Am Songwriting war er noch nicht beteiligt. Er hat seine Soloparts geschrieben, aber die Songs sind noch von der alten Besetzung. Er hat jetzt angefangen mit dem Songwriting und schon etwas höchst Spannendes abgeliefert. Auf ´World Epitaph´ war er nicht in der Art vertreten.

Ihr seid zu Kernkraftritter Records gewechselt und die Promo scheint ja ganz gut zu laufen, wenn ihr Reviews aus Finnland bekommt. Wenn ich das richtig sehe, wird ´World Epitaph´ eure erste Veröffentlichung sein, die auf Vinyl erscheint. Wie wichtig ist euch das?

Das ist mir persönlich und den anderen Jungs sehr wichtig, dass wir unser eigenes Ding auf Vinyl haben. Zumal es mit dem geilen Cover Artwork ziemlich cool aussehen wird. Es ist uns persönlich wichtig und auch schön, dass wir das den Leuten anbieten können. Kernkraftritter wollen ja sogar ein Tape rausbringen. Inwiefern sich das rechnet weiß ich nicht, das muss Kay (Chef von Kernkarftritter- Trille) entscheiden. Das Vinyl wollen wir auf jeden Fall haben, wobei es wohl erst in einem Jahr oder so rauskommen wird, weil die Presswerke gerade Land unter sind.

Um ehrlich zu sein, kann ich das aktuelle Tape Revival nicht ganz nachvollziehen.

Das geht mir auch so. Tapes haben keinen so guten Sound, das Cover ist winzig und ich habe nicht mal mehr ein Tapedeck. Ich habe noch meinen alten Sony Walkman, den ich bekommen habe, als ich acht war. Der funktioniert auch noch. Ich nehme unser Tape gerne mit, aber das ist dann wohl mein einziges.

Zum Release letzte Woche war auch die CD noch nicht da.

Ja, da gab es Verzögerungen im Presswerk, keine Ahnung was genau los war. Zugegebener Maßen waren wir aber auch ein bisschen spät damit dran, das ganze Zeug abzuliefern. Es ist schade, dass wir sie nicht gleich am 27. 1. anbieten konnten. Es ist so, wir freuen uns jetzt auf den 17.2. wenn die Platte rauskommt. Heute sind die neuen T-Shirts angekommen, die werden wir in den nächsten Tagen online anpreisen.

Noch eine Frage aus aktuellem Anlass zum Schluss: Wie findest du eigentlich ARCHSPIRE, insbesondere live?

Ich habe die schon ein paar Mal gesehen, daher ist es jetzt nicht so schlimm, wenn ich sie verpasse, weil sie ZR releasepartyparallel zu unserer Releaseparty in Hannover spielen. Ich finde die toll, ich gucke solchen Bands live unglaublich gerne zu. Auf Platte höre ich mir lieber anderes an, aber live sind die unglaublich geil. Die haben ja irgendwann vor Corona zusammen mit BENEATH THE MASSACRE zusammen im Mephisto gespielt, das war ein supergeiles Konzert. BENEATH THE MASSACRE finde ich eigentlich noch besser als ARCHSPIRE, jetzt sind PSYCROPTIC mit dabei, das tut mir schon ein bisschen weh. Die habe ich schon mal live gesehen, die finde ich richtig gut.

Habt ihr überlegt, die Releaseparty zu verschieben, um die Doppelung guter Konzerte zu verhindern?

ARCHSPIRE haben ihren Gig nachgeschoben. Die Tour stand ja schon, dann haben sie noch vier Termine nachgeschoben. Unser Termin stand da schon und wir haben uns gedacht: OK, mit denen nehmen wir es auf und ziehen das durch. Wir hatten schon mal eine ähnliche Situation. Da haben CANNIBAL CORPSE am gleichen Tag im Musikzentrum gespielt, da war bei uns die Bude trotzdem brechend voll und das Musikzentrum war voll. In Hannover und Umgebung gibt es genug Leute. Ich weiß auch nicht, inwieweit es vielleicht auch ein anderes Publikum ist. Wir sind eher old school und die sind, obwohl es auch Death Metal ist, anders unterwegs. Ich wäre wohl hingegangen, wenn wir nicht selbst spielen würden, so ist es halt blöd gelaufen. Ich glaube, die Leute werden auf beiden Konzerten ihren Spaß haben.

Gibt es eine Band, die du selber so gerne sehen würdest, dass du eure Releaseparty verschoben hättest?

(lacht) Natürlich nicht! Würde Chuck Schuldiner noch leben und DEATH würden in der Faust spielen, das wäre sehr schwer geworden, da wegzubleiben und selbst zu spielen.

Da wäre das bittere Pay To Play wohl der Ausweg gewesen.

In dem Ausnahmefall wohl schon.

Das war es von meiner Seite, willst du noch was loswerden?

Eigentlich nicht, danke für das Interview und das coole Review. Wir freuen uns auf die anstehenden Konzerte und darauf dass Vinyl, CD und Tape fertig sind.

Bild Copyright:
Kenraftritter Records

Infos

  • Erstellt am

    07. Februar 2023
  • Line Up

    Satrap - Bass
    Christopher - Guitar
    Neosathan - Drums
    Matze -  Vocals
    Tobias -  Guitar / Vocals
  • Redakteur

    Tobias Trillmich