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Nitrogods

Am 24. Februar erscheint das Debüt einer neuen Schweinerockkapelle aus deutschen Landen. Ehemals waren Henny Wolters (ex-Thunderhead) und Klaus Sperling (Freedom Call) Kollegen bei Primal Fear. Doch sie tauschten blankpolierten Metal gegen den ölverschmierten Rock der Straße und fanden im hünenhaften Oimel Larcher die perfekte Ergänzung zu ihrem Trio.

Am 24. Februar erscheint das Debüt einer neuen Schweinerockkapelle aus deutschen Landen. Ehemals waren Henny Wolters (ex-Thunderhead) und Klaus Sperling (Freedom Call) Kollegen bei Primal Fear. Doch sie tauschten blankpolierten Metal gegen den ölverschmierten Rock der Straße und fanden im hünenhaften Oimel Larcher die perfekte Ergänzung zu ihrem Trio. Schlicht „Nitrogods“ betitelt, haben wir es bei den zwölf Songs mit hochexplosivem Songmaterial zu tun und während die Musikwelt neue Sphären technischer Vollkommenheit sucht, die Gitarristen zwanghaft Tonleitern noch nicht entdeckter Urwaldvölker einstudieren, um sich von der Masse der Musiker abzusetzen, packte das Trio drei Akkorde, ein paar Bluesplatten und einen Film über schnelle Autos ins Gepäck und verzog sich ins Studio. Hannoveraner Henny war dann auch nicht nur für die Gitarrenriffs zuständig, sondern versuchte sich auch (sehr erfolgreich) am Mikrofon. So schnell wie die Finger über den Gitarrenhals flitzen, so schnell schickte er mir auch die Antworten zu meinen Fragen!

In einer großen Gitarrenzeitschrift fragte man anlässlich der Veröffentlichung von „Nitrogods“, ob man so sehr nach Motörhead klingen dürfe, dass selbst Lemmy die Scheibe für seine eigene halten könnte? Wie egal waren euch denn diese (z.T. offensichtlichen) Parallelen zu Motörhead?

Wir sind selbst große Motörhead Fans. Und ich könnte mir schlimmeres vorstellen, als mit Motörhead verglichen zu werden. Wer uns jedoch als Kopie wahrnimmt, hat sich offenbar nicht mal die Mühe gemacht, unsere Platte anzuhören. Dort sind genauso die Einflusse vieler anderer Helden unserer Jugend, wie z. B. Rose Tattoo, ZZTop und Status Quo zu hören. Ich singe auch einige Songs und ich klinge nun wirklich nicht wie Lemmy

Nein, Henny klingt tatsächlich nicht wie Lemmy, aber Oimel klingt schon sehr nach dem englischen Warzenwunder. Aber das muss ja auch nicht schlecht sein.
Mit Nitrogods bist du ja deutlich mehr zu deinen Thunderhead Wurzeln gegangen, als das bei Primal Fear der Fall war. Wie hast du diese Blues und R‘N‘R Gelüste denn in den letzten Jahren nach Thunderhead bis heute so ausgelebt?

Hab ich nicht. Und das hat mir auch sehr gefehlt. In meiner Zeit mit PF hatte ich zuhause in Hannover eine Band mit Kumpels, mit denen ich ab und zu in Blues Clubs aufgetreten bin. Das war aber nicht wirklich genug. Es war definitiv der Zeitpunkt gekommen, alles hinter mir zu lassen und wieder da anzufangen, wo ich mit Thunderhead aufgehört habe.

Nachdem es mit Thunderhead zu Ende gegangen war, warst du ja einige Jahre aus der professionellen Metalszene verschwunden. Mit Nitrogods scheinst du mir meinen Eindruck zu bestätigen, dass du mittlerweile einfach das machst, worauf du gerade Bock hast und dich nicht mehr darum kümmerst, was die Leute wollen und erwarten. Stimmt das?

Das stimmt schon gewissermaßen. Zwar ist es mir nicht egal, ob die Leute Nitrogods mögen oder nicht. Aber ich bin jetzt musikalisch wieder da, wo ich herkomme und hingehöre und wie ich wahrgenommen werden möchte.
Zuguterletzt muss ich sagen, dass mich in den letzten Jahren immer mehr Fans angesprochen haben, warum ich denn eigentlich nicht wieder sowas wie Thunderhead mache.

Du hast in einem Interview gesagt, dass Primal Fear als Band nicht mehr funktionierte. Was macht Nitrogods zur „richtigen“ Band, die sich auch so anfühlt?

Da gibt’s einen ganz entscheidenden Unterschied. Nitrogods sind drei Freunde, die zusammen Musik machen. Wir schreiben unsere Songs zusammen im Übungsraum und gehen danach ein Bierchen trinken, oder zwei.
So hab ich mir das früher als hoffnungsvolles Jungtalent immer vorgestellt und darum hab ich mal angefangen Musik zu machen. Ich bin nun mal ein Band-Typ, ein Team Player und vielleicht auch ein Idealist. Als Hired Gun bin ich mir einfach zu schade.

Ist die Scheibe in Hannover entstanden? Wie lief der Songwriting und Aufnahmeprozess ab

Die Songs haben wir zusammen in Oimels Keller geschrieben. Da ist auch unser schwäbischer Übungsraum. (Es gibt noch einen in Hannover).
Die Platte ist in Hannover im Staccato Studio unter der Regie von Helge Engelke
(Fair Warning) produziert worden. Dorthin kam auch Dan McCafferty (Nazareth) zum Singen. Gemischt hat sie Helge mit mir in seinem eigenen Studio in Hannover.

Textlich bedient ihr euch den guten alten R’N’R Klischees. Sind die Texte dem Stil geschuldet oder ein Spiegel eures Lebens?

Das meiste sind tatsächlich eigene Erfahrungen, die allerdings zugegebenermaßen wie die Faust aufs Auge ins R´n´R Klischee passen, wie z.B. “Licence to play loud”.
Am besten gefallen wir mir textlich aber an Stellen, an denen wir es trotz der ganzen Autos, Frauen und Whiskeys gewagt haben, eine Message rüberzubringen, die uns am Herzen liegt. Wie z. B. Bei „Lipsynch Stars" und „Whiskey Wonderland“, das nicht wirklich in erster Linie von Whiskey handelt, sondern von häuslicher Gewalt. Es lohnt sich bei uns, einfach mal ein bisschen genauer hinzuhören.

Die Gitarrenarbeit ist sehr traditionell. Dennoch interessierst du dich bestimmt auch für die Entwicklungen auf dem Gitarrenmarkt – was waren denn da in Sachen Technik die sensationellsten bzw. überflüssigsten Neuerungen?

Da muss ich jetzt leider enttäuschen. Ich bin gegen Neuerungen so ziemlich immun. Wenn mich in den letzten Jahren, mal ein Endorser auf die Messe gezwungen hat, dann kann ich mich z. B. an die sich selbst stimmende Gitarre von Gibson erinnern. Das ist eine gute Idee, galub ich. Hab´s nicht ausprobiert.
Wacher werd ich, wenn es um alte Sachen, Gitarren, Amps etc. geht.

Modelling oder Röhre?

Das fragst Du mich nicht im ernst, oder?

Na ja, nach der ersten Antwort eigentlich nicht mehr. Aber es ist ja nun mal geschehen! Kannst du uns vielleicht kurz ein bisschen was über deine Ausstattung auf der Bühne und im Studio erzählen (Gitarren, Pick-Ups, Amps usw)?

Sehr gerne. Auf der Nitrogods Produktion habe ich auf 8 Songs eine 66ér Gretsch
gespielt und zwar über einen 63ér Vox AC 30. Nachdem ich wirklich viele meiner alten Gitarren und Amps ausprobiert hatte, erwies sich dieses Setup als das Beste für unseren Sound. Es hat zwar so gut wie keine Verzerrung, aber dann muss man eben mal ein bisschen genauer gucken beim Einspielen. Außerdem entspricht es unserer Philosophie vom Rock ‘n‘ Roll, bei kleinen Fehlern mal ein Auge zuzudrücken. Vorausgesetzt der Take war mit Feuereifer gespielt. Das erstreckt sich auf die gesamte Nitrogods Platte. Wir haben sogar alte Telefunken Mikros für das Drum benutzt.

Während es mit Nitrogods gerade erst in die Startlöcher geht und die Motoren warmlaufen, scheint das Thema Thunderhead für alle Zeiten eingemottet zu sein, oder wird es jemals wieder irgendetwas aus dem Hause Thunderhead mit dir und Ted gemeinsam geben?

Nein. Das wird es nie geben. Dazu ist zu viel unamüsantes passiert.


Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    20. Februar 2012
  • Line Up

    Henny Wolter (Gitarre, Gesang)
    Klaus Sperling (Schlagzeug)
    Claus „Oimel“ Larcher (Gesang, Bass)
  • Redakteur

    Thorsten Zwingelberg
  • Tags