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Motörhead - Interview mit Mikkey Dee (Dezember 2014)

Nach zwei abgesagten Touren kamen MOTÖRHEAD mit dem starken ´Aftershock´ Album im Gepäck endlich mal wieder nach Berlin. Vor dem Gig traf ich Powerdrummer Mikkey Dee zum Interview. Der entpuppte sich als sehr angenehmer, ausgeglichener Zeitgenosse mit einem breiten Musikgeschmack.

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Nach zwei abgesagten Touren kamen MOTÖRHEAD mit dem starken ´Aftershock´ Album im Gepäck endlich mal wieder nach Berlin. Vor dem Gig traf ich Powerdrummer Mikkey Dee zum Interview. Der entpuppte sich als sehr angenehmer, ausgeglichener Zeitgenosse mit einem breiten Musikgeschmack.

Hallo Mikkey. Ihr habt in Berlin noch nie in einer so großen Halle wie heute gespielt. Wie erklärst du dir, dass immer mehr Leute zu den Konzerten kommen, wo die Musik doch sehr konstant geblieben ist?

Ich glaube gerade deshalb. Du hast es gesagt. Wir können immer das Selbe machen und es klingt doch irgendwie neu. Wir können eigentlich immer das selbe Album mit neuen Songs machen. Glaub mir, das ist nicht einfach. Wir haben einen relativ engen Rahmen, in dem wir uns bewegen und den sollten wir nicht verlassen. MOTÖRHEAD ist was es ist.

Das ist tatsächlich schwieriger als viele denken. Angus Young hat mal gesagt, dass es einfacher ist Break an Break zu reihen, als ein Riff zu schreiben, das einen ganzen Song trägt. Da landen 100 im Mülleimer, ehe das eine geschrieben ist. Wie schafft ihr das?

Ich weiß es nicht. Konstanz ist wichtig. Wir bleiben im genannten Rahmen. Manchmal schreiben wir Songs, die wir großartig finden. Dann höre ich mir das zwei Wochen später an und sage den anderen, dass das zwar ein guter Song ist, er aber nicht zu MOTÖRHEAD passt und wir ihn nicht nutzen können. Es ist wichtig, neue Sachen zu schreiben, die zu dem passen, was wir sind. Wenn du die letzten Alben nimmst und sie mit den ersten vergleichst, wirst du schon Unterschiede hören. Es gab Entwicklungen und Veränderungen, die waren aber kleinschrittig. Wir bewegen uns von Album zu Album einen und nicht zehn Schritte vorwärts.

Was früher undenkbar war ist passiert. Es ist angesagt MOTÖRHEAD zu mögen. Es schmücken sich Leute mit den Shirts, die die Band damals nicht mit der Kneifzange angefasst hätten.

Das kann ich dir auch nicht erklären. Es ist schon komisch, wie sich einige Dinge entwickeln. Wir versuchen eigentlich nichts außer dem zu tun, was wir am besten können. Mit dem Rest haben wir wenig zu tun.

Gibt es eigentlich alte Songs, bei denen du sagst, dass man da vom Drumming mehr hätte rausholen können?

Ja sicher, das ist immer der Fall. Mir fallen immer andere Sachen ein, wenn das Album fertig ist. Ich bin deshalb aber nicht unzufrieden mit den Aufnahmen, manchmal ist weniger mehr.
motörhead-probot
Und wie sieht es bei den Platten aus, die erschienen sind, ehe du in der Band warst?

Ja, auch da hätte ich einiges anders gemacht.

Kennst du eigentlich das PROBOT Album?

Ja klar!

Wie gefällt dir Daves Drumming?

Wirklich sehr sehr gut. Es ist ein großer Song. Er hat einfach das Feeling und den Song perfekt umgesetzt. Ich habe mich gefragt, ob ich es bin, der da spielt.

Du hast ja für KING DIAMOND oder DOKKEN getrommelt und kommst eher aus der Hardrock/Metal Ecke. War das für dich bei MOTÖRHEAD anfänglich ein Problem? Lemmy hat da ja eine klare Haltung und betont immer wieder, dass MOTÖRHEAD ein Rock ´n´ Roll Band und keine Metal Band sind.

Ich glaube, wir haben etwas von Beidem. In unserem Sound ist definitiv Metal enthalten. Wir haben schon schnelle, harte Songs geschrieben. Es ist halt eine Mischung aus Metal, Hardrock, Rock ´n Roll und Blues. Viele Songs haben etwas von allen Stilen in sich.

Du hast in vielen Interviews gesagt, dass du mal ein Soloprojekt machen möchtest, wenn du Zeit hast. Jetzt gab es bei MOTÖRHEAD ja einige Pausen und du spielst in der Zeit bei der All Star Coverband NORDIC BEAST.

Ja, aber das ist was anderes. Das machen wir nur zum Spaß. Vielleicht schreiben wir irgendwann mal eigene Songs. Das eigentliche Ziel von NORDIC BEAST ist, mit den Jungs eine gute Zeit zu haben. Wir spielen ja auch nur hier und da mal einige Shows. Es geht nur um den Spaß.

Ich habe gedacht, dass du nach all den Jahren mal froh wärst, auf einem Gig nicht ´Ace Of Spades´ spielen zu müssen.

Nein, ich mag ´Ace Of Spades´. Ich habe Lemmy mal gesagt, dass er da einen sehr guten Song geschrieben hat, der ihn sein Leben lang begleiten wird. Ich kenne andere Bands, die mit einem schlechten Song berühmt geworden sind. Die müssen den Scheiß immer wieder spielen. ´Ace Of Spades´ ist ein starker, gut geschriebener Song, den ich gerne spiele. Aber du hast schon Recht, es wäre auch schön, wenn wir ihn ab und zu mal weglassen könnten. Aber wir müssen den spielen.

Bis du denn manchmal frustriert über diese ungeschriebenen Vorgaben? Du hast ja eben gesagt, dass ihr viele gleich gute Songs ähnlicher Machart habt. Würdest du beispielsweise gern mal ´Bye Bye Bitch Bye Bye´ anstelle von ´Going To Brazil´ in die Setlist nehmen?

Es gibt einfach ein paar Songs, die wir spielen müssen, die werden wir nicht los. ´Overkill´ oder ´Ace Of Spades´ wollen die Leute einfach hören. Es gibt ja auch kein DEEP PURPLE Konzert ohne ´Smoke On The Water´. Das müssen sie bringen und das erwarte auch ich. Wir tun unser Bestes, um die Setlist zu durchmischen: Es gibt viele Klassiker, aber auch immer neue Songs. Mir würde es nichts ausmachen mal eine Tour zu fahren, auf der wir nur Songs spielen, die es live noch nie zu hören gab. Das wäre doch super, 15 Songs, die wir nie live performed haben. Aber höchstwahrscheinlich sind wir dafür auch zu faul. (lacht)

Habt ihr denn mal daran gedacht eine Anniversary Tour zu machen? Die sind momentan ja recht angesagt. Da gäbe es mal die Möglichkeit, andere Songs auszugraben.

Nein, darüber haben wir nie gesprochen. Die Zeit verfliegt einfach. Wir sind regulär schon so viel auf Tour und da müssen wir uns beschränken.

MOTORHEAD logo2Durch Lemmys Krankheit ist mir mal wieder bewusst geworden, dass es MOTÖRHEAD leider nicht für immer geben wird. Gibt es eine Band, der du zutraust, dieses gewaltige Erbe was Sound und Einstellung angeht anzutreten?

Von MOTÖRHEAD?

Ja.

Nein, nicht wirklich. Da sehe ich keine einzige Band. Es gibt schon Combos, die mich etwas an unseren Sound erinnern.

Kannst du welche nennen?

Da sind zum Beispiel die jungen AIRBOURNE, die einfach eine saustarke Rock ´n´ Roll Band sind. OK, sie klingen eher nach AC/DC als nach MOTÖRHEAD, aber ihre Einstellung und die Art zu spielen ist großartig. Wenn die sich nicht auflösen, werden wir noch sehr lange Spaß an ihnen haben.

Wie siehst du Bands wie DANKO JONES oder NASHVILLE PUSSY? Mit denen habt ihr ja auch zusammen gespielt.

Ich mag die beiden Bands und übrigens auch die FOO FIGTERS. Aber MOTÖRHEAD sind einmalig und etwas ganz Besonderes. Ich sehe keine Band, die wirklich wie wir klingt.

Jetzt noch mal ein Themawechsel. Du stammst ja aus Göteborg. Die Stadt ist bekannt für den melodischen Death Metal und die Szene freut sich auf die anstehende Clubtour von AT THE GATES, die aus deiner Heimat stammen. Verfolgst du diese Szene, auch wenn sie musikalisch weit von MOTÖRHEAD entfernt ist?

Oh, wir haben viele gute Bands in der Gegend. Ich verfolge das aber nicht intensiv. Ich bin einfach älter als diese Jungs und bevorzuge eher die Sachen aus den Siebzigern. Das ist mein Sound. In dieser Zeit gab es legendäre Alben meiner Lieblingsbands wie THIN LIZZY, BLUE ÖSTER CULT, JOURNEY, RAINBOW, WHITESNAKE oder DEEP PURPLE. Ich mag eher die Rock und Blues Bands als den brutalen Sound. Aber ich mag Bands wie IN FLAMES, das sind nette Jungs und fantastische Musiker. Göteborg hat definitiv viele gute Bands und Musiker hervorgebracht.

Wie erklärst du dir, dass es so viele gute Bands und Musiker in Schweden gibt?

(Lacht) Das muss an mir liegen. Ich bin der Älteste. Nein, es gab auch schon gute Bands vor uns. Ich weiß nicht genau woran es liegt. De Leute spielen gern. Es gibt gute Möglichkeiten für Bands zu proben und dann macht man auch gern Musik. In der Pop-Welt haben wir ja noch mehr kreiert als im Metal Bereich.

Das stimmt. Ein Phänomen in Schweden ist, dass alle ABBA mögen. Da ist es egal welche Musik sie selber machen. Wie stehst du zu der erfolgreichsten Band, die Schweden hervorgebracht hat.

Ich mag sie absolut! Wer nicht? Lemmy liebt ABBA. Die Songs sind einfach großartig komponiert. Ich habe mal in einem Interview gesagt, dass Agneta und Anni Frid gemeinsam einen Ton haben, den ich sonst noch nie gehört habe. Das ist einmalig. Und auch das Songwriting von Benny und Björn ist einmalig. Es ist ein absoluter Glücksfall, dass sich diese Vier getroffen haben. Das ist großartig. Wenn du dir heute Songs anhörst, die vor 40 Jahren geschrieben wurden sind sie immer noch unglaublich. Man hätte sie gestern nicht besser schreiben können.

OK, die Zeit ist leider fast um; daher zur letzten Frage. Gibt es noch etwas, das du mit MOTÖRHEAD erreichen willst?

Nein, wir haben keine konkreten Ziele und wollen einfach weitermachen. Es geht einfach darum mehr gute Alben zu schreiben und gute Shows zu liefern.

Ich hätte gedacht, dass ihr nach der ´Whiplash´ Farce gern mal einen Grammy für einen eigenen Song hättet.

(lacht) Ja, das wäre sicher eine schöne Sache. Wir denken nicht mehr an den Scheiß, der damals passiert ist. Wir gehen auf die Bühne und sind zufrieden damit. Das ist es.

Und so kam es: Kurz darauf ging das Trio dann auf die Bühne und Mikkey trieb das Set wie immer nach vorn. Schön war es zu sehen, dass Lemmy wieder wesentlich besser als auf dem letzten Berlin Gig beieinander war. In der Form hätte ich gern noch mehr Alben und Touren, denn einen würdigen Ersatz für MOTÖRHEAD gibt’s wohl wirklich nicht.


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Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    04. Dezember 2014
  • Line Up

    Lemmy Kilmister - Vocals, Bass
    Phil Campbell - Guitar
    Mikkey Dee - Drums

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  • Redakteur

    Tobias Trillmich
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