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Lion's Share - Interview mit Lars Chriss

Der Wecker klingelte früh und der Schnee knarzte unter den Stiefeln als sich der Autor dieser Zeilen Mitte der 90er Jahre allmorgendlich durch die dunklen Straßen eines niedersächsischen Dorfes schleppte, um pünktlich den Frühdienst bei seiner Zivi-Dienststelle anzutreten. Ein treuer Begleiter wurde mir mein Discman. Und dem Metal-Gott gefiel es, dass sich dort häufig der zweite Silberling einer Band aus Schweden drehte: LION’S SHARE. Gute 25 Jahre später veröffentlichte Bandgründer Lars Chriss mit seinem Partner in Crime Nils Patrik Johansson (Vocals) nun eine Coverversion des EDDIE FLOYD Songs „Knock on Wood“. Zeit, um bei Lars mal auf den Busch zu klopfen…
Der Wecker klingelte früh und der Schnee knarzte unter den Stiefeln als sich der Autor dieser Zeilen Mitte der 90er Jahre allmorgendlich durch die dunklen Straßen eines niedersächsischen Dorfes schleppte, um pünktlich den Frühdienst bei seiner Zivi-Dienststelle anzutreten. Ein treuer Begleiter wurde mir mein Discman. Und dem Metal-Gott gefiel es, dass sich dort häufig der zweite Silberling einer Band aus Schweden drehte: LION’S SHARE. Gute 25 Jahre später veröffentlichte Bandgründer Lars Chriss mit seinem Partner in Crime Nils Patrik Johansson (Vocals) nun eine Coverversion des EDDIE FLOYD Songs „Knock on Wood“. Zeit, um bei Lars mal auf den Busch zu klopfen…

LION’S SHARE mussten einige Line-Up-Wechsel verkraften, waren eine Zeitlang quasi von der Bildfläche verschwunden, tauchten aber schließlich 2018 wieder auf. Geblieben war neben Gitarrist Lars eigentlich nur Sänger Nils Patrik (ASTRAL DOORS, WUTHERING HEIGHTS). Die Frage nach dem momentanen Status der Band scheint also naheliegend.

„Unser Sänger Nils Patrick Johansson und ich arbeiten mit Hochdruck an neuen Songs. Wir waren eigentlich bereit neues Material aufzunehmen, ein Album zu veröffentlichen und live zu spielen, als die Pandemie im März 2020 alles beendete. Wir hatten damals gerade zwei Headliner-Shows in Deutschland gespielt und waren für weitere Shows in dem Jahr gebucht.“

Das letzte reguläre Album stammt ja tatsächlich aus dem Jahr 2009. Erst neun Jahre nach „Dark Hours“ erschien mit der schlicht „EP“ betitelten EP ein neues Lebenszeichen der Band. Es folgten eine Reihe von Singles/Videos. Neben zwei Coversongs wären das acht Songs, die ja auch als Album hätten veröffentlicht werden können. Gibt es einen Plan hinter dieser Veröffentlichungsstrategie?

„Es wird ein neues Album geben sobald wir wieder „normal“ leben können, so dass wir auch auf Tour gehen können, um das Material zu supporten. Die Plattenindustrie hat sich durch das Streaming sehr verändert, so dass es sich natürlich anfühlte alle paar Monate eine neue Single zu veröffentlichen. Auf diese Weise können wir jeden Song pushen und wir bleiben den Menschen im Gedächtnis, anstatt nach jedem Album für ein oder zwei Jahre wieder zu verschwinden.“

Ein Konzept, welches andere Bands ebenfalls ausprobiert haben, z. B. die Amis von ION VEIN. Nach „Killed By Death“ wurde diesen Dezember der Song „Knock on Wood“ veröffentlicht. Hat dieser Song noch etwas gemeinsam mit den LION’S SHARE der 90er Jahre?

“Wir haben in den letzten Jahren viele eigene Songs als Singles veröffentlicht. „Knock on Wood“ zu covern hat uns Spaß gemacht und sollte ein Weihnachtsgeschenk an die Fans sein. Wir wollten etwas unerwartetes machen, um die Leute zu überraschen. Wir haben ja bereits genügend Songs für ein Album veröffentlicht und da streuen wir gerne mal eine Coverversion ein, um unsere Eigenkompositionen nicht alle zu verbraten und dennoch eine Veröffentlichung zu haben. Letztes Jahr haben wir ja „Killed By Death“ als Tribut an Lemmy veröffentlicht. Wir haben mit MOTÖRHEAD, DIO und MANOWAR damals auf der „Monsters Of The Millennium“ Tour gespielt.“


Ich muss zugeben, dass ich kein Freund vom Sänger-Karussell bin. Vor allem in den letzten Jahren sprießen ständig neue Bands aus dem Boden und alle verpflichten dieselben Sänger. Ronnie Romeo ist nur ein Beispiel: Großartiger Sänger, aber muss ich ihn deshalb bei jeder zweiten Band hören? Ich finde nicht. Früher konnte man Bands oft am Sänger erkennen, heute ist das nicht mehr möglich, da die Söldnersänger bei allen möglichen Truppen in Lohn und Brot stehen. Nils Patrik Johansson ist zweifelsfrei auch ein toller Sänger, für mich wird er aber immer vor allem mit ASTRAL DOORS verbunden bleiben, da er einfach eine so prägnante Stimme hat. LION’S SHARE hingegen hatten in den 90er Jahren mit Andy Engberg (SORCERER) einen ganz anderen Sängertyp am Mikro. Wir kamst du denn seinerzeit darauf, dass Nils Patrik der richtige Mann für LION’S SHARE sein könnte?


„Er ist ja bereits 2003 zu LION’S SHARE gestoßen, so dass ich nichts von seinen anderen Bands wusste, da die noch keine Musik veröffentlich hatten. [ASTRAL DOORS veröffentlichten ihr Debüt „Of the Son and the Father“ im Herbst 2003 – TZ] Nach den ersten drei Alben mit Anders „Andy“ Engberg haben wir uns stilistisch etwas verändert und hatten diese high-pitch Vocals von Tony Niva auf dem vierten Album „Entrance“ in 2001. Als ich angefangen habe Songs für „Emotional Coma“ (2007) und „Dark Hours“ (2009) zu schreiben, hatte ich das Gefühl, dass ich einen kraftvolleren Sänger bräuchte, der eher in die Richtung Ronnie James Dio, Jörn Lande oder Russel Allen geht und der besser zu den Riffs und dem Songwriting passen würde. Ich stolperte über ein Sample des Songs „Despair and Pain“ vom ersten RICHARD ANDERSSON’S SPACE ODYSSEY Album und habe so Nils Patrik entdeckt. Er ist nun seit fast 2000 Jahren in der Band und wir haben bestimmt über 30 Songs mit ihm am Gesang veröffentlicht und zahllose Shows gespielt. Für mich ist also Patrik der Sänger von LION’S SHARE. Er ist ein großartiger Freund und der perfekte Songwritingpartner für mich. Momentan steht er nur mit LION’S SHARE auf der Bühne und nimmt mit mir Songs auf und veröffentlicht sie. Außerdem arbeitet er an einem Soloalbum an dem ich auch als Gitarrist, Produzent und Mixer beteiligt bin. Eigentlich ist es dieselbe Truppe wie bei LION’S SHARE: Patriks Son Fredrik an den Drums, ich an der Gitarre, Andy Loos am Bass, Kay Backlund an den Keys und natürlich Patrik am Gesang.“

Ich muss auch gestehen, dass es mich schon interessieren würde, wie die Songs vom Debüt oder vor allem von „Two“ mit Nils Patrik am Gesang klingen würden. Habt ihr darüber nachgedacht die alten Sachen nochmal neu aufzunehmen?

„Wir haben „Sins of a Father” vom Debüt und „Shotgun Messiah“ von „Entrance“ mit Patrik neu aufgenommen. Du findest die Songs auf YouTube, Spotify und anderen digitalen Plattformen. Sie sind auch in unserem Live-Set, weshalb wir sie auch nochmals aufgenommen haben. Wir haben nicht vor weitere Songs neu einzuspielen, da so ziemlich alle neueren Songs bei den Fans viel populärer sind, jedenfalls wenn man sich die Spotify Stats anschaut. Die coole Sache bei den digitalen Releases ist, dass wir Statistiken von jedem Song und Album bekommen – für jedes Land und für jede Stadt. Heutzutage ist es also ziemlich einfach herauszufinden was die Fans wirklich mögen.“

Was allerdings nur insofern stimmt, als dass die Fans die alten Alben vielleicht ohnehin als CDs haben und daher nicht streamen. Allerdings wurde der gesamte Backkatalog unlängst nochmal in digitaler Form veröffentlich und auch mit neuen Artworks versehen. Physische Versionen gibt es bisher allerdings nicht. Wird es Vinyl geben?

„Ja, auf jeden Fall. Wir haben noch nicht mit Labels gesprochen, aber sobald wir das tun, werden wir ihnen den gesamten Backkatalog als Lizenz anbieten – remastered und mit neuem Artwork. Ich habe für zwei Labels gearbeitet und als Künstler natürlich mit vielen Firmen zusammengearbeitet. Wir suchen nun einen starken Partner, der uns auf ein neues Level heben kann. Ein Label mit Muskeln, wenn du so willst. Wir haben bereits einen Deal mit Orachard/Sony, so dass wir nicht „irgendein Label“ brauchen, um unser Material zu veröffentlichen. Die gesamte Musikindustrie ändert sich permanent und so wie ich es sehe entfernt man sich von physischen Veröffentlichungen. Es ist daher heute sowohl für Labels als auch für Bands schwer Entscheidungen zu treffen. Das ist auch ein Grund weshalb wir viele Singles veröffentlichen: Wir wollen Zeit gewinnen, um zu sehen wohin die ganze Reise in der Zukunft geht. Vielleicht brauchen Bands zukünftig gar keine Labels mehr?

Es wäre zwar schön, wenn wir in die Zukunft schauen könnten. Leichter ist aber der Blick in die Vergangenheit. Obwohl LION’S SAHRE zu einem Zeitpunkt auftauchten als Grunge den Heavy Metal im Würgegriff hatte, sah es seinerzeit für die Truppe vielversprechend aus. Ein starkes Label im Rücken und Touren mit den Großen der Szene. Trotzdem kam der Durchbruch nicht. Woran lag es rückblickend denn?

„Ich glaube, dass es an der Chemie des damaligen Line-Ups lag. Es gab viele verschiedene Meinungen und die Leute hatten unterschiedliche Prioritäten mit Blick auf Familie und Kinder. Es gab einen echten Riss zwischen Band- und Familienleben. Wir haben hinsichtlich der Labels auch einige dumme Geschäftsentscheidungen getroffen, aber rückblickend ist es natürlich immer einfacher klar zu sehen. Wenn man mitten in den Entscheidungen steckt, ist es schwieriger. Hinzukam, dass ich so ziemlich in alle Dinge eingebunden war und daher gab es Zeiten in denen ich mich ziemlich ausgebrannt fühlte. Das erklärt auch die Lücken in unserer Biografie. Wir sind ja für einige Jahre aus der Öffentlichkeit verschwunden. Dadurch haben wir natürlich an Schwung verloren und müssen die Dinge nun wieder aufbauen.“

Ein Grund für die fehlenden Aufmerksamkeit könnten auch die teilweise ungünstigen Coverartworks gewesen sein. Dies wurde ja bei den Re-Releases korrigiert. Aber ganz ehrlich, wer kam denn auf die Idee der hüpfenden Delphine auf dem Cover von „Two“?

Ich sah ein Gemälde und dachte mir, dass es als Cover cool aussehen würde. Century Media hassten es und wollten lieber ein Monster oder so. Wir dachten aber, dass es gut sein würde sich sowohl musikalisch als auch optisch etwas von anderen Bands abzuheben. Uns war aber nicht klar, dass das Metalpublikum ziemlich konservativ ist. Daher hatte „Entrance“ dann einen Totenkopf auf dem Cover, was ich irgendwie altmodisch und überholt fand. Wie gesagt, rückblickend ist es einfacher die Dinge zu sehen, die man anders machen sollte.“

Bleibt uns doch noch der Blick in die Zukunft: Wie beständig ist denn das momentane LIONS SHARE Line-Up?

„Die Band besteht aus Patrik und mir. Wir haben eine tolle Beziehung, sowohl musikalisch, als auch als Freunde. Wir haben nun etwa 20 Jahre zusammengearbeitet. Es ist deutlich einfacher mit nur zwei Personen Entscheidungen zu treffen, Songs zu schreiben usw. Es gibt keinen Streit und es macht einfach Spaß diese Dinge gemeinsam zu machen.

Da freuen wir uns natürlich auf das neue Album und so lange lege ich einfach nochmal „Two“ auf und hoffe, dass das Album vielleicht sogar mit Original-Cover auf Vinyl wiederveröffentlicht wird.

(c) Pics: Lion's Share




Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    04. Januar 2022
  • Line Up

    Lars Chriss - Guitar
    Nils Patrik Johansson  - Vocals

    Fredrik Johansson - Drums
    Andy Loos - Bass
    Kay Backlund - Keyboards
  • Redakteur

    Thorsten Zwingelberg