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Atomwinter von A-Z

Manchmal mahlen die Mühlen mal wieder sehr langsam.
Bei Veröffentlichung dieses Interviews jährt sich das jüngste aber immer noch aktuelle ATOMWINTER-Manifest “Catacombs” bald zum ersten Male.
Ein Gespräch unter Freunden, in guter Atmosphäre, bei dem im besten Fall ein lesenswerter Text mit ein paar mehr oder weniger aktuellen Informationen zu einer der zweifelsohne besten deutschen Death Metal – Formationen heraus kommen sollte, war lange geplant. Allein ein passender Anlass und Zeitpunkt wollte sich lange nicht finden lassen. Dieser fand sich dann endlich Mitte diesen Jahres auf dem In Flammen Open Air. Aber lest selbst, was ich Gitarrist Benni entlocken konnte.
Manchmal mahlen die Mühlen mal wieder sehr langsam.
Bei Veröffentlichung dieses Interviews jährt sich das jüngste aber immer noch aktuelle ATOMWINTER-Manifest “Catacombs” bald zum ersten Male.
Ein Gespräch unter Freunden, in guter Atmosphäre, bei dem im besten Fall ein lesenswerter Text mit ein paar mehr oder weniger aktuellen Informationen zu einer der zweifelsohne besten deutschen Death Metal – Formationen heraus kommen sollte, war lange geplant. Allein ein passender Anlass und Zeitpunkt wollte sich lange nicht finden lassen. Dieser fand sich dann endlich Mitte diesen Jahres auf dem In Flammen Open Air. Aber lest selbst, was ich Gitarrist Benni entlocken konnte.

band
A - Atomwinter:

ATOMWINTER ist definitiv ´ne Herzensangelegenheit. Deswegen war dieses ganze Jahr für mich auch nicht einfach. Weil, es gab wirklich einen kreativen Tiefpunkt. Und das nervt auf Dauer. Weil ich eigentlich der Hauptsongwriter bin und ich konnte auf einmal keine Songs mehr schreiben. Privat, ziemlich viel um die Ohren und so... Jetzt sind wir seit ein paar Wochen wieder auf einem Kurs, dass es wieder klappt. Das ist mir tatsächlich ziemlich nahe gegangen, muss ich ganz ehrlich so sagen. Ich konnte einfach keine Songs mehr schreiben. Man muss dazu sagen, dass ich früher auch ganz viel schon zu Hause vorbereitet, die Vorproduktion quasi gemacht habe. Und das ist dieses Mal komplett weggefallen. Der Arbeitsschritt hat schonmal gefehlt. Und dann mit ´ner Band im Proberaum, wie man sich das immer so romantisch vorstellt, das klappt nicht. Du kannst als Band keine Songs schreiben. Jeder, der das sagt, der lügt. Es muss immer jemanden geben, der den ausschlaggebenden Punkt gibt. Du kannst aber nicht Dich von Null in den Proberaum setzen und Songs schreiben. Wir haben schon Songs geschrieben, als Band, die haben wir alle wieder verworfen, weil die unserem Namen nämlich nicht gerecht geworden sind. Jetzt sind wir auf einem guten Kurs, dass wir im nächsten Jahr, im Herbst wahrscheinlich ein neues Album rausbringen können.

B – Berge:
Berge mag ich. Im Urlaub, wenn wir wandern gehen. Das ist ein toller seelischer Ausgleich.

C - “Catacombs”:
Bis jetzt das beste ATOMWINTER-Album. Sogar eins der Alben, die ich selber noch höre. Ich hab´ noch nie ein Album von meiner Band so oft gehört, wie dieses Album. Da bin ich immer noch Stolz drauf und finde ich immer noch gut. Höre ich immer noch gerne selber.



D – Death Metal:

Ja... ...kann man machen, muss man nicht. Ist eine Lebenseinstellung. Wir sind keine Wochenend-Metaller. Danach ist unser ganzes Leben auch ausgerichtet. Von Montag bis Freitag, von Samstag bis Sonntag, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Death Metal ist ein Lebenswandel.

E – Einflüsse:
Das ist schwer. Ich höre soviel Musik. Aber ich höre ja nicht nur Death Metal, sondern auch viel unterschiedliche Musik. Da zieht man für sich schon Einflüsse raus. Und meistens ziehe ich Einflüsse für ATOMWINTER nicht gerade aus Death Metal – Bands. Das mag verwunderlich klingen aber darunteR sind z. B. auch viele Siebzigerjahre-Rocksachen. Da rede ich nicht mal von Black Sabbath, die ja damals schon Metal waren. Deep Purple, Led Zeppelin, da ziehe ich mehr Einflüsse raus, als aus irgendwelchen Death Metal – Bands.

F – Festivals:
Mag ich immer wieder gerne. Wir versuchen auch immer so viel wie möglich mitzunehmen und wir sind auch immer wieder in der glücklichen Lage mit ATOMWINTER, dass wir auch immer wieder eingeladen werden auf Festivals; um dort zu spielen. Und dann kann man natürlich Festivals kennenlernen, auf die man so gar nicht gekommen wäre. Die kleinen Festivals präferieren wir. Mache ich immer wieder gerne, auch in dreißig Jahren noch.

G - “Ghouls Of The Pit”:
Klassiker. Einer der wenigen Songs, die wir seit Anfang an in unserer Live-Setlist haben. Es ist einfach ein brachialer Song. Da siehst Du mal, was Du mit zwei Akkorden alles machen kannst. (lacht) Großartig!

Atomwinter 12 30 2019 01

H – Horrorfilme:
Gucke ich nicht, da kriege ich immer Angst. (allgemeine Belustigung) Wir sind nicht diese Horror – Death Metaller, die daraus Einflüsse ziehen. Ich gucke tatsächlich ungern Horrorfilme, muss ich sagen. Ich habe jetzt zwar “The Walking Dead”-geschaut, die Horror-Scheiße aber so reine Horrorfilme brauche ich nicht. Da sehe ich auch den Bezug zum Death Metal nicht, wie das andere Bands immer sehen.

I - “Iron Flesh”:
Das war damals eine harte Zeit mit “Iron Flesh”. Ich weiß, das Album ist gut angekommen. Mir gefällt´s auch immer noch. Aber was wir damals qualitativ abgeliefert haben, da bin ich nicht mit zufrieden. Die Leute haben es teilweise echt ziemlich gehypt, gerade den Song “Iron Flesh”. Allerdings hasse ich diesen Song und muss ihn trotzdem immer live spielen. Das liegt vielleicht daran, dass ich diesen Song innerhalb von fünf Minuten geschrieben habe, ein ähnliches Phänomen wie “Paranoid” von Black Sabbath. “Iron Flesh” ist für mich ein Fluch und ein Segen gleichzeitig.

J – Jugendsünden:
Ich sündige immer noch. Daran hat sich nichts geändert. (lacht)
ATOMWINTER existieren ja “erst” zehn Jahre. Du merkst, dass wir alle keine unbedarften Leute waren, als wir mit ATOMWINTER angefangen haben und dass wir schon in anderen Bands gespielt hatten. Ich hoffe, das geht auch noch zehn Jahre so weiter.

K – Krieg:
War immer ein großes Thema bei ATOMWINTER, Gott sei Dank nicht mehr. Wir wollten irgendwann weg von diesem ganzen Thema, was auch bei “Iron Flesh” noch an der Tagesordnung war. Für diesen Song habe ich übrigens sogar noch den Text geschrieben. Es geht ja eigentlich nur um einen Panzer in dem Song. Und solche Songs wie “Mörser”, das ging mir irgendwann auf den Sack. Da habe ich keinen Bock mehr drauf. Das limitiert Dich zu sehr. Deswegen ging “Catacombs” in diese etwas mystische, düstere Richtung. Und hat vielleicht nur noch ganz wenige Anwandlungen zum Thema Krieg. “Carved In Stone” ist der letzte Song auf dem Album, der noch etwas mit Krieg zu tun hat. Ansonsten habe ich inzwischen mehr Lust etwas zu machen, was auf den ersten Blick nicht so durchschaubar ist.

L – Lords Of Chaos:
Habe ich noch nicht gesehen. Ich kenne den Hintergrund und weiß, worum es da geht. Du wirst lachen, ich habe den Film bereits auf Bluray. Aber ich habe keinen Bluray-Player. (lacht) Aber das habe ich definitiv noch auf dem Schirm. Der soll ja auch echt gut sein. Ich will das natürlich nicht gut heißen, was die Protagonisten damals gemacht haben, ich habe auch mit Black Metal nicht viel am Hut. Aber interessiert bin ich an der Story schon.

M – Martin (Bassist v. ATOMWINTER – Anm. d. Verf.):
Der war eben noch da. Der einzige von uns, der heute mit auf diesem Festival ist (In Flammen Open Air – Anm. d. Verf.). Du wirst nie einen zuverlässigeren Freund oder Bandkollegen finden, als Martin. Du kannst Dich immer auf ihn verlassen, sowohl wenn es um die Musik, ums Private oder um irgendwelche Geschäfte geht. Den kannst du immer anrufen, egal zu welcher Uhrzeit. Der ist immer da und macht alles für die Band.Und der hat es auch nicht leicht. Er ja auch Familie und seinen Job. Das bewundere ich immer an Menschen, die eh´schon viel um die Ohren haben, dass die so etwas auch noch hinkriegen. Er ist so etwas wie der ruhende Pol, immer im Hintergrund aber eine absolute Bank. Da lege ich meine Hand für ins Feuer.

Atomwinter 12 30 2019 03

N – Nazischeiße:
Oh ja. Wollen wir nicht und haben wir nichts mit zu tun. Ich finde es auch gut, dass wir in der Vergangenheit damit trotz unseres “komischen” Bandnamens nie in Konflikte geraten sind. Gerade in der heutigen Zeit und in der heutigen Szene ist ganz wichtig, sich davon abzugrenzen und zu distanzieren.

O – Olle (Gesang bei ATOMWINTER – Anm. d. Verf.):
Schwieriges Thema. Das ist auch eines der Themen, wieso dieses Jahr für mich nicht gut verlaufen ist. Muss man mal ehrlich so sagen. Er ist ein schwieriger Charakter. In einer Band brauchst Du Teamplayer und keine Menschen, die ihre privaten Kreuzzüge veranstalten. Und es geht mittlerweile wieder. Olle braucht ab und zu mal einen Dämpfer. Klar ist er unsere Bühnen- und Rampensau. Aber die Leute sehen immer nur die 45 Minuten auf der Bühne. Und die sehen nie, was im Alltag dahinter steckt. Trotzdem macht es Spaß mit ihm und es wäre ja auch langweilig, wenn wir alle gleich wären und er hat definitiv seinen Platz im Bandgefüge.

Atomwinter 12 30 2019 02

P – Patrick (Drummer bei ATOMWINTER – Anm. d. Verf.):
Schwabbel. Patrick ist ein Phänomen. Den kannst Du nicht durchschauen. Einer der besten Musiker, mit dem ich bisher zusammen Musik gemacht habe. Nach außen wirkt er nicht so. Aber so viel Ahnung von Musikalität und Kreativität, so etwas habe ich selten erlebt. Ein ganz feiner Kerl. Ich schreibe beispielsweise mit Patrick gerade die Songs. Mit Patrick kann ich zu zweit Musik schreiben. Er ist mittlerweile nicht mehr so schüchtern und sagt mir manchmal, welches Riff ich spielen soll. Er denkt weit über den Horizont des Schlagzeugers hinaus und sieht das große Ganze.

Q – Qualitätsmanagement:
Klar gibt es eine “Endkontrolle”. Wir werden nie Scheiße auf eine Platte bringen, die wir nicht selber für gut heißen. Wie ich vorhin schon erzählt habe. Wir hatten vier Songs bereits geschrieben. Die haben es alle nicht geschafft. Die haben wir alle verworfen. Meistens reicht es, wenn einer unzufrieden mit einem Song ist. Das muss dann natürlich schon krass sein. Manchmal kann man nochmal etwas ändern aber im aktuellen Fall war die Situation so verfahren, da haben wir alle gesagt: “Scheiß drauf!” und wir haben die Songs verworfen. Aber ich kenne ATOMWINTER. In fünf Jahren holen wir die Riffs eh wieder raus, und dann sind sie geil. (lacht)

R – Religion:
Da haben wir alle nichts mit am Hut. Wir sind jetzt aber auch nicht so anti. Wir sind ja keine satanistische Band. Ich sehe uns immer als antichristliche Band. Ich persönlich verteufele das Christentum. Aber wenn ich “verteufeln” sage, dann bin ich ja auch schon wieder religiös. Trotzdem kann ich das nicht gutheißen. Sowohl was vor 2000 Jahren passiert ist, wie auch die aktuellen Religionskriege. Das geht so nicht.

S – Spotify:
Benutzt meine Frau, ich nicht. Ich finde es aber toll, wenn andere Leute das haben und man dadurch Leute erreichen kann, die sonst Deine Platten nicht kaufen würden. Das finde ich gut.

T – Texte:
Texte sind mir ein ganz großes Anliegen. Viele Death Metal – Bands finden die Texte eher weniger wichtig. Ich finde das schon wichtig. Ich habe für mehrere Songs auf unseren Alben selbst Texte geschrieben, weil ich versuche immer das große Ganze zu sehen. Nicht den Beat, nicht das Riff, ich sehe den Song oder das Album als ganzes. Und da lasse ich es mir nicht nehmen, Texte wie beispielsweise “Iron Flesh” zu schreiben. Auf “Catacombs” habe ich sogar drei Texte geschrieben. Das ist eine Herzensangelegenheit. Da bewundere ich Olle auch, dass er das einfach so hinnimmt. Das kann auch nicht jeder. Ich baller dem einen Text hin, denke noch nicht einmal an die Phrasierung. Denn ich schreibe ja eher Geschichten und keine Gedichte. Hut ab, vor Olle, dass er das ohne mit der Wimper zu zucken versucht umzusetzen. Er bringt natürlich seinen eigenen Drive mit rein. Wichtig ist aber, dass der Text auch so bleibt, wie er ist, damit die Sinnhaftigkeit nicht verloren geht. Manchmal ist es sogar so, dass ich erst einen Text habe und noch nicht einmal die Mucke dazu. Und dann baust Du um dieses Ding ein musikalisches Gerüst. Das war bei “Catacombs” schon so und das wird bei den neuen Sachen verstärkt auftreten. Du hast eine Stimmung und kreierst dazu die Musik.

Atomwinter 12 30 2019 05

U – Ungerechtigkeit:
Gibt es zuviele. Abseits der Musik natürlich soziale Ungerechtigkeiten, die Schere zwischen Arm und Reich ist eine absolute Katastrophe. Wir sehen das jeden Tag. Wir sind ja alles Malocher und Arbeiter. Manchmal fragst du dich schon: Wofür noch?

V – Visigoth:
Gute Band. Aus klassischem Heavy Metal versuche ich auch Inspiration zu ziehen. Ich finde es toll, dass es wieder so viele junge Bands gibt, die das abfeiern und zelebrieren. Nimm Indian Nightmare gestern, denen bin ich fast um den Hals gefallen für das, was die da abgeliefert haben. Denen siehst du an, das sind keine “Wochenend-Metaller”. So eine Mucke kannst Du nicht machen, wenn Du einmal am Wochenende auf der Bühne stehst und einmal die Woche probst. Außerdem wärst Du dann auch nicht so volltätowiert im Gesicht. (lacht)

W – Wald oder Wandern?
Beides... Wandern im Wald! Meine Frau und ich legen unsere komplette Freizeit nur auf Natur und auf´s Wandern aus, auch im Urlaub. Im Mai waren wir auf Korsika. Wir waren auf den Azoren wandern, wir waren in Schottland oder in Schweden wandern. Da sind wir keine Pauschaltouristen. Ich brauche diesen Ausgleich nicht wegen ATOMWINTER sondern vom Alltag.

X – X-Faktor: Bescheuertste Frage, die Du für ATOMWINTER im Interview mal gestellt bekommen hat oder welche Frage würdest Du gerne mal gestellt bekommen?
Was ich nicht leiden kann ist, wenn mich jemand nach zehn Jahren immer noch fragt, wie ATOMWINTER entstanden sind, weil ATOMWINTER angeblich ´ne Anfänger- oder Newcomer-Band ist. So etwas nervt mich halt. Du merkst aber auch, wenn Leute sich keine Gedanken machen und sich vorher überhaupt nicht mit Dir auseinandergesetzt haben. Und das, finde ich, gehört mit dazu. Wenn ich schon irgendetwas wissen will, dann stelle ich nicht irgendwelche flachen Scheißfragen. Fragen, die ich immer mal gestellt kriegen will... (überlegt) ...Ich empfand das jetzt gerade eben als sehr angenehm. Ich hasse übrigens E-Mail-Interviews. Da behalte ich mir vor auch Fragen zu löschen, obwohl ich schon darauf achte, nach Möglichkeit alles zu beantworten. Das bin ich den Leuten ja auch schuldig.

Y – Youtube:
Finde ich gut und ich nutze es. Ich bin aber auch einer von denen, die sich Bands auf Youtube anhören, um sich anschließend die Platte zu kaufen. Ganz tolle Plattform.

Z – Ziele:
Nächstes Album. Fünf Songs stehen, keine Texte. Patrick und ich haben diesmal beschlossen, dass wir erstmal fünf, sechs Songs machen und die dann dem Rest der Band vorstellen. Die sollen wissen, in welche Richtung es geht. Mit einem oder zwei Songs ist das immer schwer. Ich spreche zwar ungern von Konzept-Alben aber es könnte vielleicht sogar eins werden. Zumindest musikalisch gesehen.


ATOMWINTER - Live 2020:

Live 2020

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