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Blind Guardian - Interview mit Marcus Siepen (Januar 2015)

Deutschlands Metalflagschiff BLIND GUARDIAN hat mal wieder die Segel gesetzt, um uns mit ihrem mittlerweile 10. Studioalbum mal wieder so richtig die Frisur durchzupusten. Einen ersten Vorgeschmack gab es bereits mit der Single „Twilight of the Gods“ – ein durchaus hörenswerter Song, aber für meinen Geschmack keine Sensation. Doch es zeichnet sich bereits ab, dass auch 2015 nicht alle Leute meinen Geschmack teilen. So oder so, habe ich Marcus Siepen, seines Zeichens Gitarrist bei den Krefeldern, mal ein paar Fragen zukommen lassen. Und eins ist auch klar: Die Spannung auf „Behind the Red Mirror“ bleibt bestehen.

Deutschlands Metalflagschiff BLIND GUARDIAN hat mal wieder die Segel gesetzt, um uns mit ihrem mittlerweile 10. Studioalbum mal wieder so richtig die Frisur durchzupusten. Einen ersten Vorgeschmack gab es bereits mit der Single „Twilight of the Gods“ – ein durchaus hörenswerter Song, aber für meinen Geschmack keine Sensation. Doch es zeichnet sich bereits ab, dass auch 2015 nicht alle Leute meinen Geschmack teilen. So oder so, habe ich Marcus Siepen, seines Zeichens Gitarrist bei den Krefeldern, mal ein paar Fragen zukommen lassen. Und eins ist auch klar: Die Spannung auf „Behind the Red Mirror“ bleibt bestehen.

 

Viereinhalb Jahre sind seit dem letzten Album vergangen. Wie gespannt bist du jetzt auf den 30. Januar?

Ganz ehrlich? Ich gehe sehr entspannt an die Sache ran. Natürlich bin ich neugierig auf die Reaktionen der Leute, ich werde mir mit Sicherheit im Internet einige Rezensionen durchlesen, aber dieses Feedback haben wir ja auch jetzt schon, viele Magazine haben das Album ja schon im Soundcheck und wir haben das entsprechende Feedback schon gehört. Interessant ist aber natürlich die Meinung unserer Fans, darauf bin ich wie gesagt schon gespannt, aber ich bin ziemlich optimistisch. Zum einen habe ich da ein gesundes Selbstbewusstsein und bin absolut überzeugt von der Scheibe, zum anderen sprechen auch die Reviews, die ich bis jetzt gelesen habe, für sich.

Für „Behind the Red Mirror“ habt ihr, wenn ich es richtig verstanden habe, eine eigene Geschichte geschrieben bzw. weitergesponnen. Wer war für das textliche Konzept zuständig? Hat Hansi das in die Hand genommen?

Ja, alle Texte stammen wie immer von Hansi, das war bei uns nie anders. Es macht einfach Sinn, da er ja schließlich auch derjenige ist, der sie singen muss. Das Konzept basiert auf der Geschichte von „Bright Eyes“ und „And the Story ends“. Ursprünglich war gar nicht geplant, dass dieses Album ein Konzeptalbum werden soll, die Idee kam Hansi während den Arbeiten an unserem Best Of Album, als er sich wieder aktiv mit den eben genannten Stücken beschäftigt hat und ihm klar wurde, dass die darin erzählte Geschichte nicht wirklich beendet wurde.

Auf eurer Website wird Andre zitiert und er sagt, dass ihr eure Musik ständig weiterentwickeln wollt. Mit welchen Weiterentwicklungen haben wir denn da genau zu rechnen?

Eine Sache, die wir auf jeden Fall weiter erforschen wollten, war die Verbindung von der Metal Band und dem echten Orchester. Auf dem letzten Album hatten wir ja zum ersten Mal die Gelegenheit, mit einem echten Orchester zu arbeiten, was uns unglaublich viel Spaß gemacht hat und wir waren überzeugt, dass da noch viel Luft nach oben ist. Auf dem neuen Album haben wir mit Hilfe des Orchesters eine Art Soundtrack Atmosphäre erzeugen können, die Grundstimmung ist sehr düster und wir haben auch oft mit futuristisch klingenden Soundeffekten gearbeitet, dagegen haben wir die folkloristischen Elemente deutlich zurück gefahren. Außerdem haben wir bei einigen Stücken auch zum ersten Mal mit extrem tief gestimmten Gitarren gearbeitet, was auch komplettes Neuland für uns war. Das tiefe Tuning verschiebt die Gitarren in den Frequenzen in ein komplett anderes Spektrum und macht dadurch viel Platz für das Orchester.

Tatsächlich habt ihr ja eure Drohungen war gemacht und für die Aufnahmen gleich drei Chöre und zwei riesige Orchester eingespannt. Warum so viele verschiedene? Und wie hat das logistisch mit den Aufnahmen funktioniert?

Das war jetzt von Anfang an eigentlich nicht so geplant, wir mussten aber an einem bestimmten Punkt aber aus 2 Gründen einfach aufstocken. Der eine Grund ist sehr simpel, wir mussten, um im Zeitplan zu bleiben, zu einem bestimmten Zeitpunkt Orchesteraufnahmen machen, zu genau diesem Zeitpunkt war unser „Stammorchester“ aber nicht verfügbar. Unsere einzige Option war in dem Moment, uns nach einem 2. Orchester umzusehen und die Aufnahmen dann mit diesem weiter zu führen. Bei den Chören kam noch ein ganz anderer Aspekt dazu, wir wollten eine bestimmte Größe erzielen, etwas in der Art von Carmina Burana und dafür brauch man ganz einfach SEHR viele Sänger. Wenn man versucht, diesen Effekt mit weniger Sängern zu erzielen stellt man schnell fest, dass es einfach nicht geht, du kannst einen Chor doppeln, so oft du willst, er wird irgendwann einfach nicht mehr größer Klingen, da die Stimmen einfach immer die gleichen bleiben, da löschen sich irgendwann die Frequenzen aus und es klingt eher schlechter als besser. Also mussten wir wirklich mit mehreren Chören arbeiten, um ans Ziel zu kommen. Logistisch bedeutete das einfach reisen, da die Orchester und Chöre immer bei sich vor Ort aufgenommen wurden, es mach keinen Sinn, so viele Leute zu uns ins Studio zu holen, darauf sind wir auch gar nicht eingerichtet.

Natürlich ergibt sich auch sofort die Frage nach möglichen Orchester Shows. Steht sowas nun im Hause BG auch an?

Es wäre natürlich super, aber zumindest in absehbarer Zeit ist da nichts geplant. Für uns steht ja jetzt erst mal die nächste Welttour an, und eine Tour zusammen mit einem 90 köpfigen Orchester ist definitiv weit außerhalb unserer Möglichkeiten, da muss wohl wieder unser Live Keyboarder Mi die orchestralen Sachen spielen. Ich könnte mir aber sehr gut spezielle Events mit einem Orchester vorstellen, ein Festival zum Beispiel. Wie gesagt, da ist im Moment nichts geplant, aber es wäre auf jeden Fall super, so etwas irgendwann mal zu versuchen.

Warum gibt es die neue Scheibe mit zwei unterschiedlichen Covern?

Eigentlich gibt es noch mehr Cover, wir lassen immer mehrere Ideen von uns umsetzen und entschieden uns erst am Schluss für das Motiv, das unserer Meinung nach am besten passt. In einem unserer Internet Teaser kannst du ein paar der Motive sehen, die Wahl war gar nicht so einfach, von daher bot es sich an, mehrere Motive für unterschiedliche Versionen zu nutzen.

Ohnehin gibt es die Scheibe ja in ca. 5 verschiedenen Versionen mit unterschiedlichen Tracklisten. Sind das auch Ideen, die in der Band entstehen oder eher wirtschaftliche Überlegungen seitens der Plattenfirma?

Bei den unterschiedlichen Tracklisten geht es uns erst mal um das musikalische Konzept. Eine Nummer wie „Doom“ ist ja nicht speziell für dieses Album und das Konzept geschrieben wurden, sie ist eine der legendären Nummern, die noch aus den Nightfall Sessions stammt, wir haben sie jetzt aber eben endlich mal fertig aufgenommen. Sie hätte aber nicht in den Flow des Konzepts gepasst und wurde daher als Bonustrack genutzt, ganz einfach. Die unterschiedlichen Versionen des Albums sprechen meiner Meinung nach auch unterschiedliche Leute an, es gibt mit Sicherheit Leute, die sich nicht für Doom oder die Fette Aufmachung der Earbooks interessieren, sondern die einfach nur das neue Album haben wollen, die können dann die ganz einfache Version wählen, Sammler haben aber die Option, das volle Programm zu erhalten. Ich bin ja selber Sammler und mag solche „Deluxe-Editionen“ sehr gern, aber wichtig ist eben, dass niemand gezwungen ist, eine bestimmte Version zu kaufen, und das alle gleichzeitig erhältlich sind, man hat also von Anfang an die volle Auswahl und kann sich entscheiden. Ich finde es fürchterlich, wenn Bands immer nach und nach verschiedene Versionen ihrer Alben auf den Markt bringen, erst die einfach, dann einen Monat später eine Version mit einem Bonustrack und dann zur Tour nochmal eine andere Version. Das riecht dann immer ein bisschen nach Abzocke, aber solange alle unterschiedlichen Versionen ab Tag 1 erhältlich sind und jeder von Anfang an die Auswahl hat sehe ich da kein Problem.

Mit „Grand Parade“ liefert ihr einen fast 10minütigen „Konzept“-Song ab. Laut Website der beste Song, den ihr je geschrieben habt. Stimmt das wirklich? Sei ehrlich, ich schimpfe sonst hinterher!

Der Opener „The Ninth Wave“ ist genauso lang und auch ziemlich episch, aber an sich muss ich auch sagen, dass „Grand Parade“ mit Sicherheit zum Besten gehört, was wir je geschrieben haben. Ich tue mich aber grundsätzlich sehr schwer damit, etwas als „das Beste“ zu bezeichnen, da so etwas für mich immer sehr vom Moment abhängt, selbst wenn ich heute der Meinung wäre, dass Lied XY unser bestes Lied ist kann sich meine Meinung schon ein paar Stunden später geändert haben. Außerdem liegt so etwas natürlich immer im Auge des Betrachters, ob du die Nummer genauso empfindest wie wir kann ich natürlich nicht sagen, ich gehe aber davon aus, dass du die Sache wenigstens ähnlich einschätzen wirst, ansonsten schimpfe ich hinterher ;-)

Warum wurde gerade „Twilight of the Gods“ als Single ausgewählt. Ich finde den Song ganz hörenswert, aber er hat mich bisher leider nicht geflasht.

Wir hatten ursprünglich gar nicht vor, eine Single zu machen, wir sind irgendwann von unserem Label darauf angesprochen worden und haben uns erst dann überhaupt Gedanken zu dem Thema gemacht.

Twilight of the Gods ist meiner Meinung nach auf der einen Seite ein typischer BG Song, der unsere harte und schnelle Seite zeigt, er zeigt aber auch neue Facetten in unserem Sound und gibt damit einen Vorgeschmack auf das neue Album, von daher macht er meiner Meinung nach als Single eine gute Figur. Einen einzelnen Titel, der wirklich das gesamte Album repräsentiert, gibt es bei uns eh nie, dafür passiert auf unseren Alben viel zu viel und die einzelnen Lieder unterscheiden sich viel zu sehr von einander. Und das die Nummer dich jetzt noch nicht so geflasht hat, naja, da sind wir wieder beim Auge des Betrachters, jeder hat dazu natürlich das Recht auf seine eigene Meinung.

Und warum habt ihr als Live-Song für die Single den „Bard Song“ gewählt. Der Song ist zwar nach wie vor ein Highlight, auch als Liveversion, aber es gibt ja nun schon eine ganze Reihe von Liveversionen des Songs. Da hätte man doch auch einen seltener veröffentlichten Song wählen können, oder?

Wie gesagt, die Single war eine ziemlich spontane Aktion, früher haben wir ja öfters spezielle Sachen als B Seiten für unsere (geplanten) Singles aufgenommen, dieses Mal gab es aber keine Coversongs oder ähnliches, wir hatten aber eben die Aufnahmen von Wacken 2011. Die haben wir uns durch gehört und entschieden, dass der Bard Song und Time stands still beide sehr gut gespielt wurden und sie sich von daher am besten für die B Seite eigneten.

Noch kurz zu deiner „Zweitband“ SINBREED. Woher hast du die Zeit für die Band genommen? Und seit wann bist du unter die White Metaller gegangen?

White Metaller? Habe ich irgendwas verpasst? Muß ich mir die Sinbreed Texte rückwärts anhören um eventuell versteckte Botschaften zu entdecken, die mir noch nicht bewusst waren? Wo nimmst du jetzt den White Metal her? Ich wurde damals während unserer Süd Amerika Tour 2011 von Frederik angesprochen. Sinbreed hatten ein paar Gigs anstehen und Fred fragte mich, ob ich nicht Bock hätte, die Gigs mit zu spielen, da es im Metal (egal ob white oder black) mit 2 Gitarren natürlich fetter klingt. Da ich das Sinbreed Debut kannte und mochte habe ich spontan zugesagt und besagte Gigs mit gespielt, danach kam dann irgendwann die Anfrage, ob ich nicht Bock hätte, fest mit zu machen. Und ja, ich hatte Bock ;-) Zeitlich war das nicht wirklich ein Problem, wir konnten natürlich nur aktiv sein, wenn BG gerade nicht aktiv waren, daber das paßte eigentlich ganz gut, nach dem Ende der „At the Edge of Time“ Tour haben wir dann am 2. Sinbreed Album gearbeitet, da kamen sich beide band absolut nicht in die Quere.

Marcus und ich haben uns jetzt beide vorgenommen, in den nächsten Tagen die Texte von SINBREED nochmal genauer zu studieren, um so der Frage nach dem White Metal auf die Spur zu kommen. Aber ich kann schon mal verraten, dass die Band verschiedentlich inhaltlich unter „Christianity“ gelistet ist. White Metal mag also vielleicht etwas zu weitgegriffen sein, aber irgendwie dreht es sich bei den Jungs doch auch um christliche Themen. Doch wie sagt der Engländer: Bei t as it may, ne gute Band ist es allemal. Und wer die Zeit bis zum Release von „Behind the Red Mirror“ sinnvoll überbrücken will, der ist mit SINBREED gut bedient.

 (c) Pics Blind Guardian Website

 


Bild Copyright:

Infos

  • Erstellt am

    15. Januar 2015
  • Line Up

    Hansi Kürsch

    André Olbrich

    Marcus Siepen

    Frederik Ehmke

  • Redakteur

    Thorsten Zwingelberg