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Blast From The Past – Teil 9 mit Matthias „Matze“ Mende von Chroming Rose

Die Revolution frisst ihre Kinder! So muss es Gründungs-Rose Matthias „Matze“ Mende vorgekommen sein, als er vor der Veröffentlichung des CHROMING ROSE Debüts „Louis XIV.“ seine eigene Band verlassene musste. Im Sommer 2018 haben wir ein Gespräch mit Frontmann Gerd U. Salewski als siebten Teil unserer „Blast From The Past“ Serie veröffentlicht. Im November gab es dann überraschend diesbezügliche Post aus Brasilien vom ehemaligen Gitarristen Mende: „Als ich das gelesen hatte, wußte ich nicht mehr so genau, ob ich mich inzwischen, ohne es zu wissen, in einem Paralleluniversum befinde. Wann sollen denn diese Dinge, die dort erzählt werden, stattgefunden haben?“ Grund genug also, um mehr über Matzes Sicht der Dinge herauszufinden. Und damit stand der neunte Teil der „Blast From The Bast“ Reihe fest!

Die Revolution frisst ihre Kinder! So muss es Gründungs-Rose Matthias „Matze“ Mende vorgekommen sein, als er vor der Veröffentlichung des CHROMING ROSE Debüts „Louis XIV.“ seine eigene Band verlassene musste. Im Sommer 2018 haben wir ein Gespräch mit Frontmann Gerd U. Salewski als siebten Teil unserer „Blast From The Past“ Serie veröffentlicht. Im November gab es dann überraschend diesbezügliche Post aus Brasilien vom ehemaligen Gitarristen Mende: „Als ich das gelesen hatte, wußte ich nicht mehr so genau, ob ich mich inzwischen, ohne es zu wissen, in einem Paralleluniversum befinde. Wann sollen denn diese Dinge, die dort erzählt werden, stattgefunden haben?“ Grund genug also, um mehr über Matzes Sicht der Dinge herauszufinden. Und damit stand der neunte Teil der „Blast From The Bast“ Reihe fest!

„Falls Ihr etwas wissen wollt, was ich mir allerdings kaum vorstellen kann, weil eigentlich schon alles gesagt wurde (außer, warum ich angeblich ein Jahr nach meinem "Abgang" zur Band zurück wollte), bin ich gern für ein Schwätzchen über skype zu haben... ihr wisst ja... alte Geschichten neuer Glanz...“ Doch bevor wir darauf näher eingehen, wollten wir natürlich auch von Matze wissen, wie er überhaupt zum Heavy Metal Fan wurde und wie er sich in der DDR über aktuelle Bands auf dem Laufenden gehalten hat.

„Als junger Pupser habe ich ganz normal die Musik gehört, die gerade angesagt war. In meiner Jugendzeit versaute ich mir nicht die Ohren mit ekliger Discogrütze, denn es traten damals viele Rockbands ins Rampenlicht. Es liefen Sachen, wie beispielsweise T REX, SUZI UATRO, SWEET, CHEAP TRICK, GLITTERBAND usw. Das war irgendwie positiv rockig und locker flockig. Auf der anderen Seite hörte ich dann auch gern düstere Bands, wie LED ZEPPELIN,DEEP PURPLE, URIAH HEEP, VAN HALEN. Aber auch die RAMONES und SEX PISTOLES gefielen mir. QUEEN möchte ich ebenfalls erwähnen, obwohl die mir teilweise zu poppig waren. Später kamen dann mit der NWOBHM Bands wie SAXON, IRON MAIDEN, MOTÖRHEAD und ganz wichtig JUDAS PRIEST. Das war der Sound der mich faszinierte. Bei uns Ossis lief das auch ganz normal im Radio bei DT 64. Da hat man dann mit seinem Kassettenrecorder  vorm Radio gehockt und das Zeug aufgenommen.“

Und es kam wie es kommen musste: Bald war das Musik hören nicht mehr genug und eine eigene Band musste her. Zunächst mussten dafür jedoch Instrumente erlernt werden und bekanntlich stehen die meisten Mädels auf die Gitarristen. Wann hast du denn zum ersten Mal zur Klampfe gegriffen?

„Schon in der prenatalen Phase. Nein Quatsch...mit 13 Jahren versuchte ich eine Konzertgitarre zu bekommen, was in der DDR gar nicht einfach war. Ich konnte aber eine bepinselte, verzogene Gurke ergattern. Die Farbe habe ich mit Verdünnung abgewaschen. Das Griffbrett war aus hellem Holz. Ich habe dann zwischen den Bundstäben, unter den Saiten Fis, G GIS usw. mit einer Zirkelspitze eingeritzt und die Buchstaben anschließend mit Kugelschreiber nachgezogen. So habe ich schnell gelernt, wo sich welcher Ton befindet. Unterricht nahm ich bei einem Singeclubtypen mit weiteren 30 Schülern immer gleichzeitig. Für insgesamt 2 Ostmark für ein ganzes Jahr. Kein Witz. Ein Jahr später, also mit 14, kaufte ich mir eine Telecaster-Kopie aus Tschechien und einen selbstgebauten „Verzerrer“. Eine Band wollte ich immer haben, aber im DDR-System musste man dafür studieren oder viele Hürden nehmen. Darauf hatte ich keinen Bock. Damit war dann auch klar, dass ich in den Westen gehen musste, wenn ich öffentlich dudeln wollte, was dann auch im Frühjahr 1984 geschah, nachdem der Strauß dem Honecker einen Milliarden-Kredit gab und der dann im Gegenzug Menschen wie mich und meinen Bruder aus dem DDR-Stasischeißhaus entließ. Aber viel geiler war es, wie Tane (Mende – später Schlagzeuger bei CHROMING ROSE) Schlagzeug lernte. Der hatte am Anfang eine Fußmaschine, die mit einem Schlüpfergummi gespannt war und die Bassdrum war nur ein Plastikeimer mit einer abgeflachten Seite. Das Ganze muss man sich vorstellen, wie die heutigen Straßenmusiker, die auf allerlei Haushaltskrempel herumprügeln. Später besorgte er sich ein richtiges Drumset und übte in meinem Zimmer in einer Mietwohnung, was uns öfters Besuch durch den sogenannten Abschnittsbevollmächtigten (DDR Blockwart) bescherte. Tanes und mein Musikgeschmack waren identisch. Im deutschen Ossireich hörten überhaupt viele Jugendliche am liebsten härtere Sachen. Als wir dann im damals noch freiheitlichen Westen ankamen gründeten wir sofort, nachdem wir ein bisschen Kohle verdient hatten und uns Instrumente leisten konnten, “unsere“ Band.“

„Unsere“ Band war also quasi der Vorläufer zu CROMIUM ROSE aus denen sich dann später CHROMING ROSE entwickelten.

„Auch Harry kommt aus dem Osten, allerdings aus Siebenbürgen, was in Rumänien liegt. Er ist ein sehr ruhiger, sympathischer Typ und war immer sehr bescheiden. Tane, Harry und ich stammen aus  sehr einfachen Verhältnissen und waren damals froh, dass wir nun die Möglichkeit hatten, Musik zu machen. Wir suchten einen Proberaum und holzten relativ sinnfrei auf unseren Brettern herum. Tane endeckte dann auch die Doublebassdrum für sich und so schepperte es wunderbar, wenn wir uns zu unseren nachmittäglichen Getöseorgien trafen. Wir drei hatten uns gesucht und gefunden. Es fehlte damals also nur noch ein Sänger. Einen Namen hatten wir nicht. Der war Nebensache.“

Nachdem die Jungs dem Osten den Rücken gekehrt und erste musikalische Gehversuche unternommen hatten, musste nicht nur ein Sänger, sondern auch ein Bandname her.

„In Augsburg, der Stadt in der wir wohnten, gab es einige Bands die Metal spielten: MANALISHI, OVERDOSE und VETO waren die bekanntesten. Der Sänger „Orä“ von VETO gefiel uns gut, weil er stimmlich etwas an Rob Halford erinnerte. Trotzdem hatte er seinen ganz eigenen Stil. Den Mann wollten wir haben. Wir laberten miteinander und er verließ die Band und kam zu uns absolut unbekannten Nullnummern, obwohl es für ihn bei VETO gut lief. Er hatte dann auch die Idee für den Bandnamen CROMIUM ROSE, der gleich bei unserem ersten Konzert vom Veranstalter falsch geschrieben wurde und den wir dann so beibehielten. Auch alle Schriftzüge stammen von Orä. Er studierte damals Design und ließ es sich nicht nehmen die Logos selbst zu entwerfen.

Nun stand das Line-Up der Band. Unser erstes Konzert im September 1985, war auch gleich eine richtige Feuertaufe, denn wir spielten als Opener vor KREATOR (die damals auch erst ihren dritten Gig hatten) bei einem Open-Air-Festval, auf dem auch noch die damals neuen deutschen Heavy-Metal-Bands TYRANT, GRAVE DIGGER sowie SINNER als Headliner spielten. Ich habe bei dem Gig noch echtes Schweineblut gespuckt, das dann auf meiner Klampfe geronnen ist und mir die Pfoten verklebte. Danach sah die Bühne schön versaut, wie der Boden eines Schlachthauses aus. Was besonders Chris Boltendahl von GRAVE DIGGER absolut eklig fand. Hahaha. Das war uns scheißegal und wir haben dann mit KREATORs Mille und seinem Bassisten Whisky gesoffen, bis wir prall waren. Ich sage dir, das hat damals noch richtigen Spaß gemacht. Für mich war klar, dass ich das nun endgültig zu meinem Beruf machen will. Tane und Harry sahen das genauso. Nur Orä war davon weniger begeistert und das war bereits von Anfang an die Saat für die später aufkeimenden Probleme. Sein Studium war ihm wichtiger, als die Band. Er kam selten und dann meist unvorbereitet zur Probe. Das hatte zur Folge, dass die Band zerfiel.

Ich ging zur Zeit des Tschernobyl-Unfalls für kurze Zeit nach Ulm zu TYRANT. Doch als ich von deren Plattenfirma gebeten wurde einen Deal zu unterschreiben, sprang ich wieder ab. Irgendwie wollte die Band etwas anderes als ich. Übriggeblieben ist nur die Nummer „Breakout“ auf dem Album „Running Hot“ von TYRANT. Das ist ein ehemaliger CHROMING ROSE Titel, der für Kermits Stimme etwas modifiziert werden musste. Deshalb steht auf der Plattenhülle auch „Special Thanks For Inspiration To Matze Mende“. TYRANT waren ganz supernette Jungs gewesen, aber musikalisch zu eindimensional für meinen Geschmack.

Ich traf mich damals mit Wotan von OVERDOSE und wir besuchten Tane und Harry, die einen Gitarristen sowie einen Sänger suchten, im Proberaum. Da bei Wotan mit seiner Band nichts mehr lief und ich auch „frei“ war, beschlossen wir unter dem Namen OVERDOSE aufzutreten. Das war eine riesige Show mit Hexen, Henkern, Riesen und lauter anderem Theaterkram. Alles wurde um den Sänger aufgebaut. Der war zwar gesanglich eher schwach auf der Brust, machte dieses Manko aber durch die Show wieder wett. Aber auch das ging nicht gut. Zu egozentrisch. Sehr fleißig und strebsam, aber das reicht nicht. Wir haben uns einfach wieder getrennt. Zeitgleich musste Orä, wenn ich mich recht erinnere, zum Bund. Ritsch, ratsch, Haare ab. Tane hatte wegen der Haare und der nötigen Proberei lieber Zivildienst gemacht, wo er 2 Jahre lang in der Urologie Ärsche wischen musste. Und so kamen wir alle wie gebrannte Kinder wieder zusammen und wollten nicht mehr die Fehler der Vergangenheit wiederholen.“

Das Resultat der neuerlichen Zusammenarbeit ist auf dem Demo „Built To Destroy“ nachzuhören.

„Nun sollte endlich ein Demo her mit dem wir uns bei einer Plattenfirma bewerben konnten. Wir kratzten ein paar Taler zusammen und gingen dann für fünf Tage ins Studio. Das war, glaube ich, im Winter 1986/87. Wir hatten studiomäßig überhaupt keinen Durchblick und der Studioinhaber kannte sich mit Metal nicht aus. Er erzählte uns jammernd, dass er die Nikki endeckt hätte und andere Produzenten nun mit ihr Geld verdienen würden. Da kann man sich gut vorstellen, dass das Demo nur scheiße werden konnte. Das Ergebnis ist bekannt.“

Was folgte, war ein Vertrag mit „Desaster Records“ und die Aufnahmen des eigentlichen Debüt-Albums „Garden of Eden“, welches dann jedoch nicht erschienen ist.

„Damals war ich mit Max (Praxe) dem Schlagzeuger der Punk-Band INFERNO dicke Tunke und habe mich auch mit dem Gitarristen Archi, der später TERROGRUPPE gründete, getroffen. Die rieten mir, dass ich doch mal bei ihrer Plattenfirma “AM Music“ anklopfen sollte. Also schnappte ich mir das Demo und die Band und wir fuhren unangemeldet einfach zu besagter Firma. Dort legte ich unser Demo auf den Tisch und sagte dem Firmenchef, dass er sich das anhören soll. Nicht später, sondern sofort. Das hatte ihn sehr überrumpelt und er zog sich unser “Born To Destroy“-Geklimper rein. So ganz gefiel ihm das nicht. Er hätte lieber einen Act wie METALLICA gehabt. Außerdem waren ihm die Haare von Orä zu kurz. Aber trotzdem sind wir hartnäckig geblieben. Wir spielten einige Konzerte und trafen dann auch einmal bei einem kleinen Festival auf die Jungs der Band STRANGER, bei der Gerd sang. Zu dieser Zeit bestand aber kein Interesse an Gerd. Etwa gegen Ende 1987 war dann “AM Music“ bereit uns unter Vertrag zu nehmen. Dort waren auch auf dem Desaster Label ANGEL DUST und EXUMER unter Vertrag. Da passten wir auch dazu, obwohl wir nicht ganz so hart waren.“

Zu dieser Zeit kam es bei CHROMING ROSE zu einschneidenden Veränderungen und mit Gerd U. Saleweski kam ein neuer Sänger in die Band.

„Orä hatte nicht die Einstellung eines Profimusikers. Er sah die Band mehr als Hobby und nicht als Job. Also kam es wieder zum Ausstieg von Orä. Es lief auch menschlich nicht mehr gut. Orä ist eine sehr sensible Person. Und so kam es oft vor, dass er in den Proberaum kam und uns gleich mit den Worten begrüßte: “ ...I hob heit koi Luscht, woil i oan Fruscht habe....“ Das ging uns tierisch auf den Sack, weil wir ihn ständig wie ein rohes Ei behandeln mussten, was besonders mir schwerfiel, weil ich aus einem anderen Holz geschnitzt bin und mich ständiges, grundloses Gejammer einfach ankotzt. Und da ja bekanntlich aus einem verzagten Arsch kein fröhlicher Furz kommt, mussten sich unsere Wege erneut trennen wenn wir mit der Band vorwärtskommen wollten. Es war für mich gar nicht leicht, denn ich hatte in der Zeit der Zusammenarbeit die große musikalische Kreativität von Orä zu schätzen gelernt.

Wir erinnerten uns an Gerd Salewski von STRANGER, der unserer Meinung nach stimmlich zu uns passen würde. Gerd war überhaupt kein Frustbolzen, allerdings stand er auf diesen Ami-Posermetal, während Orä, wie wir, härteren Metal bevorzugte. Die Plattenfirma war von Gerd angetan und so unterschrieben wir 1988 bei Desaster Records, wenn ich mich nicht irre. Ich muss dazu erwähnen, dass Gerd auch gleichzeitig den Wuller in die Band schleppte, der von einem brauchbaren Gitarristen weit entfernt war. Da er mir aber durchaus talentiert erschien, wurde er ebenfalls Mitglied von CHROMING ROSE. Schon damals spielte er für Gerd nur die Rolle des Adjutanten. Er brauchte von jemandem Rückendeckung in der Band. Und der naive Wuller war da die geeignete Person für ihn.

1988 spielten wir dann unsere LP ein, auf der sich auch “Garden of Eden“ befand.

Die gesamte Produktion wurde später von der EMI Electrola aufgekauft und wir gleichzeitig aus dem Vertrag mit “AM Music“ entlassen. Übrigens hat uns die EMI zur selben Zeit AXXIS unter Vertrag genommen, weil damals bei ihnen im Metal-Bereich durch den Weggang der SCORPIONS der Platz für eine oder zwei Metalbands freigeworden war. Alles andere ist nur Geschwätz.“

Mit dem Wechsel zur EMI begann der Aufstieg von CHROMING ROSE. Gleichzeitig kam es zu Spannungen in der Band an deren Ende Matze Mende die Band verlassen musste, während sein Bruder Tane weiterhin hinter der Schießbude bliebt. Inder Vergangenheit – und auch in unserem Interview mit Gerd – war immer wieder die Rede davon, dass Matzes Alkoholprobleme zum Rauswurf aus der Band gesorgt hatten. Am selben Problem soll ein späterer Wiedereinstieg gescheitert sein. Doch bleiben wir zunächst beim Debüt „Louis XIV.“. Matze Mende taucht auf der Scheibe als Hauptsongwriter auf und hat – laut eigener Aussage – 90% der Scheibe in Dänemark selber eingespielt. Dann kam es zum Zerwürfnis. Was war denn aus deiner Sicht vorgefallen?

„Diese Themen hängen alle miteinander zusammen. Für die EMI sollten wir damals das Album neu aufnehmen. Ich wollte den Produzenten Tommy Hansen, der die beiden Keeper-Scheiben von HELLOWEEN produziert hatte. Da unsere Musik wegen der offensichtlich gleichen musikalischen Roots und Flexibilität beim Komponieren, der Musik von HELLOWEEN ähnelte, war das nur vernünftig. Wir testeten vorher Pete Hinton (SAXON und CORONER), aber wir haben im Prinzip nur ständig mit ihm gesoffen, sodass musikalisch da nichts Vernünftiges herauskam. Die Zusammenarbeit mir Tommy war wirklich großartig. Auch menschlich ist er echt in Ordnung. Wuller spielte damals nicht viele Gitarrenparts ein, weil er noch sehr hölzern und steril das Brett bearbeitete. So hat er “Power and Glory“, “Angel“ und “10000 Miles“ auf der Scheibe, insbesondere die Strophen, runtergeschrubbt. Ich glaube „Power and Glory“ hat er komplett eingespielt. Dazu passte seine Art zu spielen und es ist meiner Meinung nach auch so völlig in Ordnung. Schön geradlinig und schnörkellos. Das funktioniert aber nicht bei so verspielten Nummern wie “Shoot the Fox“ oder “Louis XIV.“. Dafür waren sehr viele Gitarrenspuren nötig und es war wichtig Atmosphäre zu schaffen. Die Gitarrenspuren von “Louis XIV.“ habe ich völlig allein zusammengetackert. Genauso „“Pharao“ und „Shoot the Fox“. „Louis XIV.“ war übrigens die letzte Nummer, die ich für CHROMING ROSE geschrieben hatte. Den Großteil der Gitarrenparts auf dem Album habe ich übernommen. Ich möchte das jetzt aber nicht bis ins Detail aufdröseln. 90% ist sicherlich etwas zu hoch gegriffen, aber es war der überwiegende Teil. Ich möchte aber hier nicht die durchaus gute Arbeit von Wuller schmälern. Er war eben damals noch etwas unerfahren und nicht so virtuos wie in späteren Jahren. Leider ist nach meinem Abgang ein Video produziert worden in dem sich Rikki und Wuller einen zum Louis abturnen, obwohl sie niemals einen Note davon gespielt hatten. Sogar für Tane war das Video etwas befremdlich. Ist ja auch tatsächlich irgendwie voll die Fake-Scheiße. Das fand ich schon in dem WHITESNAKE-Video zu “Still of the night“ ekelhaft, wo Vandenberg und Campbell herumposten, obwohl John Sykes zu hören ist. So ist eben das Musikbusiness.

Aber zurück zu CHROMING ROSE.

Jaaaaa...der sogenannte Rauswurf hat überhaupt nicht stattgefunden. Dies ist eine sehr lange und komplizierte Geschichte. Also werde ich das ganze Theater jetzt erstmalig, ausführlich beleuchten. Nach der Vertragsunterzeichnung stellten Tane, ich und besonders das Management fest, dass Gerd und Wuller die Sache mit dem EMI-Deal zu Kopf gestiegen war. Sie fühlten sich plötzlich wie Super-rockstars. Dieser Zustand hält ja bei Gerd noch bis heute an. Im Song “Music is the gate“  vom zweiten Album, beschreibt er ja im Text, wie so sein Superstarleben abläuft. Völlig ballaballa. Das nahm schon vor der ersten Scheibe so groteske Züge an, dass man mit ihnen nicht mehr normal kommunizieren konnte. Absolut selbstverliebt. Dass sie den Deal nur meiner Arbeit mit dem Manager zu verdanken hatten, war ihnen nicht bewusst. Auch Tane und Harry hatten das nicht geschnallt, aber die verhielten sich wenigstens noch normal.

Und jetzt kommt der Knüller, Tane und ich probierten einfach im Proberaum die Nummern, die ich für Gerd umgestrickt hatte und den Louis mit dem guten “alten“ Orä aus, der nach langer Zeit nun voll Bock hatte als Profi mit uns Musik bei der EMI zu machen. Ich kann nur so viel sagen, dass die Scheibe mit Orä ein absoluter Hammer geworden wäre. Kein Vergleich zu den Vocals von Gerd Salewski. Orä hatte sehr an seiner Stimme gearbeitet. Er klang streckenweise so, wie später Rob Helford auf der „Painkiller“. Ich war völlig überwältigt und so sprach ich dann alles Weitere mit dem Management ab. Doch ich hatte die Rechnung ohne die EMI gemacht. Wir brachten den Sachverhalt und unser Problem mit Gerd und Wuller zur Sprache, dass sie eine Gefahr für den zukünftigen Zusammenhalt in der Band darstellten, weil sie auf Grund ihrer Staranwandlungen unberechenbar geworden seien. Und nun kommt etwas sehr Wichtiges. Die EMI sagte: „Die Band bleibt, wie sie ist. Jeder hat unterschrieben und hat mit uns einen Vertrag. Uns gefällt die Besetzung so wie sie ist. Änderungen am Line-Up akzeptieren wir nicht....“

Das waren deutliche Worte. Nun nahm alles seinen Lauf. Ich bin direkt nach der Produktion von “Louis XIV.“ in eine WG nach Köln gezogen. Meine alte Wohnung hatte ich in Augsburg aufgegeben. Geplant war von mir, dass die Band von nun an in einem Haus in Köln in der Nähe der Plattenfirma zusammenlebt und auch dort probt. Die EMI fand das sehr gut. Nur der Gerd wollte damit nichts zu tun haben. Der war ja eh nur selten bei den Proben dabei. Also kein Problem. Das Haus hatte ich gefunden und wartete nun auf die Provision für den Makler von 10000 Mark, die die EMI bezahlen wollte. Aber da kam nichts. Seit der „Louis XIV.“-Hearing-Party, die die EMI veranstaltet hatte und auf der mir die EMI- AR- Abteilung, der EMI Promochef und der Verlagschef zu meiner Arbeit gratuliert hatten, hatte ich nichts mehr von den Bandmitgliedern gehört. Die waren alle abgetaucht. Da mir schon der ganze Rummel um die Band und das extreme Großkotzgehabe von Gerd und Wuller bei der besagten Party meine ganze Freude an der Band genommen hatten, fehlte nur noch ein Funken, der mich explodieren lassen würde. Ich saß also vier Wochen nach den Arbeiten an “Louis XIV.“ mit meiner damaligen Freundin wie Karl Arsch in einem WG Zimmer und außer Biersaufen war da nichts angesagt, was ich noch hätte machen können. Also packte ich eines Tages alles was sich an “Leergut“ angesammelt hatte in ein paar ALDI-Tüten und ging damit direkt zur EMI. Dort suchte ich das Büro des EMI AR-Managers auf und schüttete ihm die leeren Flaschen auf den Tisch. Ich sagte zu ihm, dass ich keinen Bock mehr habe weiter auf das Geld der EMI für den Makler zuwarten und den Tag mit Biertrinken zu verbringen. Wenn das Geld nicht in der nächsten Woche kommt, bin ich im Arsch, weil ich das WG-Zimmer nur für einen Monat gemietet und keine Wohnung mehr habe. Ich müsste dann die Band verlassen und mich um mein Überleben kümmern. Es liegt also bei der EMI, wie es weitergeht.

Das Geld kam nicht, aber dafür kam Gerd mit dem Rest der Band nach Köln und packte unserer Equipment in den neuen Proberaum. Ich half nicht beim Ausladen der Sachen und Gerd fragte mich, ob ich es nicht mehr nötig hätte mit anzupacken. Ich antwortete, dass er das richtig erkannt hat. Was ich da gesagt hatte, begriff er allerdings nicht, weil er nicht wusste, dass ich längst meinen Ausstieg von CHROMING ROSE dem AR Manager verkündet hatte, sollte es kein Geld geben. Da das alles zutraf, war für mich die Sache klar. Doch nun kam der eigentliche Hammer. Kurz danach verkündeten mir dann “meine Jungs“, natürlich in Abwesenheit von Salewski, die frohe Botschaft, dass sie mich nicht mehr in der Band haben wollen. Sie sagten, dass Gerd damit gedroht habe, sonst die Band zu verlassen. Mir spielte das natürlich in die Karten, aber ich muss ehrlich gestehen, dass mich dieses eiskalte Verhalten der gesamten Band mir gegenüber extrem geschockt hat und ich reagierte damals sehr aggressiv. Der Mohr hatte also seine Schuldigkeit getan. Ich hätte jedem Einzelnen in die Fresse kotzen können, so angewidert war ich von ihnen und ihrem Egoismus. Damit war alles unwiderruflich zerstört. Das kannst du ruhig so schreiben.

Ich zog daraufhin wieder nach Augsburg und stand nun wie ein Aussätziger völlig allein da. Orä gab mir damals ein wenig Trost. Ich brütete aber an etwas, was ich keinem auf die Nase binden konnte. Natürlich wusste ich, dass man nicht so einfach aus der Band aussteigen kann, wie ich es dem AR-Manager angedroht hatte und auch Gerd hätte nicht einfach gehen können. Wir hatten mit der EMI einen Vertrag und den hätten wir damit gebrochen, was zu Schadenersatzforderungen geführt hätte. Eine sehr fragile Situation. Die Band nahm an, dass ich nun durch sie gefeuert wäre, was ja echt ein totaler Witz ist, denn ich hatte ja nicht mit diesem Schnarcherverein einen Vertrag, sondern beim Verlag und der Plattenfirma und für die habe ich nach deren eigenen Worten genau das abgeliefert, was sie sich vorgestellt hatten.

Dass der Gerd und sein Dackel Wuller der Meinung waren, dass ich zu viel trinken würde, ist eine subjektive Einschätzung und interessiert keine Sau in der Branche, wo sowieso ein Großteil der Protagonisten prall bis unters Dach durch die Gegend marschiert. Ausnahmen bestätigen allerdings, wie so oft, die Regel. Mit Gerd wollte ich keine Musik mehr machen, denn wir waren unversöhnlich zerstritten. Um die ganze Angelegenheit in eine für mich günstige Ausgangsposition für eine Abfindungsforderung zu bringen, musste erst einmal eine ordentliche Basis geschaffen werden. Und so erzählte ich jedem, der es hören wollte, dass ich versuchen werde bei CHROMING ROSE wieder einzusteigen. Tane tat mir dabei sehr leid, weil er tatsächlich annahm, dass es möglich ist, dass es mit mir und der Band gemeinsam weitergeht. Er hatte ja keine Ahnung, dass ich mich einfach nur in den Proberaum zu stellen brauchte und mit der Band proben könnte, weil niemand in der Band ein Recht hatte mich daran zu hindern meine Arbeit für die Plattenfirma und den Verlag vertragsgemäß durchzuführen. Gerd, der von der ganzen Materie sowieso keinen blassen Schimmer hatte, traf sich mit mir und der übrigen Band zum finalen Gespräch. Da ich wusste, dass er mit seinem lächerlichen Alkoholargument kommen würde, stellte ich mir einen O-Saft auf den Tisch. Tane fand das super, dabei wollte ich nur Salewski zu einer dummen Bemerkung hinreißen lassen. Und die kam dann prompt. Du kannst mich mit deinem O-Saft nicht beeindrucken, platze es aus ihm heraus Wir können dich nicht mehr mit deinem Problem in der Band haben, wenn wir professionell arbeiten wollen. Das sagte dieses Saufhaus ohne rot dabei zu werden. Wuller, der in der Vergangenheit mit ganz krassen Geschichten in Sachen Prallheit geglänzt hatte, pflichte ihm in Arschkriechermanier bei. Sie dachten in ihrem Größenwahn tatsächlich, dass ich mich als Bittsteller an sie wandte. Durch diese Äußerungen hatten sie nun vor der gesamten Band betont, dass sie es nicht zulassen würden, dass ich für die EMI arbeitete. Soweit der juristische Sachverhalt.

Tane war sehr enttäuscht und unsere Wege trennten sich ab diesem Zeitpunkt fast vollständig mit wenigen Ausnahmen. Darunter litt ich am meisten. Danach (!!!) trank ich tatsächlich relativ viel, was gar keine gute Idee war, aber ich hatte die Schnauze total voll und mir war die Meinung von Außenstehenden sowieso völlig egal, die eh nicht wussten, was da passiert war. Damals heiratete ich meine erste Frau, mit Orä als Trauzeugen und der Druck wuchs für mich, endlich gegen die Band in die Offensive zu gehen. Nach den Ereignissen in Köln hatte die EMI bereits im Metal Hammer schreiben lassen, dass ich die Band verlassen habe. Die waren nicht dämlich und wussten, dass das für mich bzw. für sie rechtliche Folgen haben könnte und hüteten sich davor von einem Rauswurf zu berichten. Inzwischen war Rikki für mich in die Band gekommen, was den Vertragsbruch endgültig besiegelte. Ich telefonierte mit ihm, was auch keiner weiß, und wollte seine Meinung zur Sachlage hören. Er sagte, er würde an meiner Stelle keine Skrupel haben, die Geschichte mit der Abfindungskohle durchzuziehen. Ich verlangte nun von Gerd Salewski bzw. der Band, mir eine Abfindung von rund 20000 DM zu zahlen, was natürlich auch Schwachsinn ist, aber natürlich für mich eine wichtige Antwort generierte. Diese bekam ich dann, wie erwartet von Gerds Provinzanwalt, der behauptete, dass ich durch mein Verhalten vertragsbrüchig geworden sei und keinerlei Ansprüche hätte. Seltsam, dass die EMI mit mir immer zufrieden war.

Von welchem Vertragsbruch war denn nun überhaupt die Rede? Nun war für mich die Hütte sturmreif geschossen und ich holte zum entscheidenden Schlag aus. Ich setzte mich mit dem Anwalt des bekanntesten deutschen Tennisstars in Verbindung. Der sagte mir, dass ihn die Angelegenheit nur einen Anruf bei der EMI kostet und ich dann 50000 DM Abfindung bekomme, weil ich meine Verpflichtungen aus dem Plattendeal erfüllt habe und die EMI den Vertrag gebrochen hat, da sie offenbar die Machenschaften von Salewski, der mich an meiner Arbeit für die Plattenfirma hinderte, duldet und von mir nicht weiteres Entgegenkommen erwartet werden könne. Der Anwalt wollte allerdings von mir 10% der Gesamtsumme als Honorar im Voraus. Aber ich war ja völlig abgebrannt und konnte keine 5000 DM aufbringen. Ende, Schluß, Aus, Feierabend. Daraufhin brach für mich eine Welt zusammen und ich erholte mich von dieser Keule ganze 5 Jahre nicht mehr. Irgendwie habe ich ab dieser Zeit nur noch Scheiße veranstaltet und viel getrunken. Mich haben einfach fast alle Menschen angekotzt. Ich habe mich in ein mentales Schneckenhaus zurückgezogen, anstatt offensiv, wie früher voranzuschreiten. Aber ich hatte völlig den Glauben an das Gute und die Gerechtigkeit verloren. Überall sah ich nur Feinde. So scheiterte auch leider meine erste Ehe. CHROMING ROSE ist wie eine nie verheilte Wunde für mich. Ich glaube, das kann man jetzt etwas nachvollziehen.

Wie zufrieden bist du denn im Nachhinein mit „Louis XIV“ als Scheibe gewesen und was hättest du verändern wollen, wenn du in der Band geblieben wärst? Du hast ja in besagtem Rock Hard Forum mal geschrieben, dass die EMI ein Mitspracherecht haben wollte, wenn sie euch aus eurem alten Vertrag herauskaufen würden…

Wenn ich heute die Louis-Scheibe aufnehmen würde, würde ich das Ami-Intro durch den Radetzkymarsch ersetzen. Jodel Dodel oder wie dieser hirnverbrannte Scheiß heißt, von dem ich erst nach Veröffentlichung erfahren hatte, genauso wie die Schnulze “10000 Miles“ müssten in die Tonne gekloppt werden. „Garden of Eden“ gehört auf die Scheibe. Die Nummer ist übrigens von 1986. Zusätzlich gehören weitere Titel drauf, damit dem Käufer eine vernünftige Spieldauer für die hingelegten Taler geboten wird. Die Scheibe ist viel zu leise. Auch das würde ich ändern. Der gesamte Mix müsste etwas druckvoller und differenzierter sein. Nicht ganz so krass, wie auf der “Pressure“, aber etwas mehr in diese Richtung. Außerdem gehört die Stimme von Orä auf die Scheibe und die alten Nummern in ihren härteren, unverfälschten Versionen, die für Gerd verschwuchtelt wurden. Besonders “Shoot the Fox“ hatte darunter gelitten.“

Du hast den Weg der Band ja wahrscheinlich verfolgt. Wie hat dir der musikalische Werdegang denn gefallen und was hättest du anders gemacht?

„Die zweite Scheibe nach mir finde ich gelungen, weil sie von der Machart an die erste anknüpft. Das hat Rikki gut hinbekommen. Auch, dass der Produzent Tommy Hansen wieder dabei war, machte sich bezahlt. „Garden of Eden“ wurde auch auf die Scheibe gepackt, allerdings änderte man ein wenig das Arrangement. Man beabsichtigte aber den Titel nicht mehr mit meinem Namen als Komponist herauszubringen und wollte ihn sich unter den Nagel reißen. Das berichtete ich dem Verlagschef, der daraufhin meinte, dass die Band wohl den Arsch offen hat. Besser hätte ich das auch nicht sagen können.

Die dritte Scheibe geht noch, aber der Sound des METALLICA-Produzenten Rasmussen passt nicht zur Band. Die Scheibe hat mächtig Power, aber wenig Atmosphäre. Es fehlt das verspielte Experimentelle. Die weiteren Scheiben, mit Tom Reiners am Mikro, gefallen mir trotz handwerklicher Perfektion nicht. Punkt. Tom ist ja eine echte Granate als Sänger. Da hätte ich ganz andere Songs gemacht. Wuller war jetzt der Bandleader und wie sich das anhört, wenn er das musikalische Zepter in der Hand hält, weiß nun jeder. Es ist Geschmackssache und es ging und geht mich nichts mehr an. Man hätte die Sachen mit dem völlig neuen Sound unter einem anderen Namen veröffentlichen sollen.“

Im siebten Teil der „Blast From The Past“ Reihe erzählte Gerd, dass es vor einigen Jahren zu einem Treffen und einer Aussprache gekommen sei. Das klingt bei dir doch irgendwie etwas anders. . .

„Gerd und ich haben uns zweimal getroffen. Ich meinte, man könnte eventuell nochmal eine Scheibe aufnehmen. Einfach so, ohne irgendwelche Hintergedanken. Es war nur so eine spontane Idee. Aber Gerd sagte, dass er wohl keine Zeit dafür haben würde. Grundsätzlich hätte er aber nichts dagegen. Also Wischiwaschi-Gelaber. Das war es dann auch schon. Im Rock-Hard-Forum hatte ich vor ein paar Jahren etwas irreführend von Beinahe-Reunion gesprochen. Beinahe-Revival habe ich aber gemeint. Man möge mir das verzeihen.

Die Sauerei von damals kam bei unserem ersten Treffen natürlich zuerst zur Sprache und Gerd meinte, dass inzwischen sogar Mord verjährt sei und ich es ihm nicht mehr nachtragen solle. Allerdings hat er bei seinem Interview bei euch erneut genau dieselbe Scheiße wieder aufgekocht, die er damals in die Welt gesetzt hatte. Dazu noch weitere Märchen, die an seinem gesunden Menschenverstand zweifeln lassen. So ein widersprüchliches Gelaber ist doch schizo, oder? Wuller hat mir auch bestätigt, dass damals Salewski einfach nur wollte, dass ich aus der Band verschwinde, weil er sich von mir als Bandleader bevormundet fühlte und er hat Wuller dafür bequatscht. Nach dem späteren, tatsächlichen Rauswurf von Salewski, der einfach nur noch gehasst wurde, war die Band absolut verschuldet. Die musste nun mit dem neuen Sänger bis zum Ende des Bestehens diese Schulden abarbeiten bzw. dafür mehr oder weniger umsonst auftreten, weil die Gagen zur Schuldentilgung verwendet wurden. Unterm Strich eine tragische Geschichte, deren Urheber niemand anderes als Gerd Salewski war, der bis heute nichts dazugelernt hat. Er sollte sich schämen. Wegen ihm und seiner ganzen fabrizierten Scheiße, wäre mein Bruder fast in den Knast gewandert. Wenn der den Namen Salewski hört, wird ihm übel. Ich verstehe mich mit allen Bandmitgliedern gut und niemand ist dem anderen mehr etwas schuldig. Kontakt habe ich allerdings nur noch zu Tane. Mit dem verlogenen, selbstverliebten und in höchstem Maße egoistischen Blender Salewski, will ich nie wieder in meinem Leben etwas zu tun haben.“

Eine Reunion mit Gerd und Matze wird es also eher nicht geben. Eine Wiederbelebung der Band wäre also nur in anderer Form möglich – wenn überhaupt.

„Die Originalbesetzung  mit Orä, Harry, Tane und meiner Wenigkeit würde sicherlich rocken und hätte ein riesiges musikalisches Potenzial. Alle Musiker sind sehr kreativ und flexibel, sodass trotz unterschiedlicher Vorstellungen von einem Song am Ende eine Nummer aus einem Guss herauskommt, die allen zusagt und besser wäre als eine Einzelleistung. Durch diese Voraussetzungen wäre es wohl in sehr kurzer Zeit möglich, eine größere Anzahl von Titeln für ein Album zu erarbeiten. Übrigens beabsichtigten Orä und ich um das Jahr 2012 herum etwas auf die Beine zu stellen, aber er hat dann den Schwanz eingezogen, als ich Nägel mit Köpfen machen wollte.

Das jemals wieder das ursprüngliche Quartett an den Start gehen könnte, halte ich inzwischen für völlig ausgeschlossen.“

Dabei spielt sicherlich auch die Tatsache eine Rolle, dass Matze mittlerweile in Brasilien lebt und das allein schon eine Wiederbelebung der Band schwierig machen dürfte.

„Ich bin nach Brasilien ausgewandert, weil mich das jetzige Deutschland sehr an die ehemalige DDR erinnert. Einmal Diktatur hat mir gereicht. Ich brauche die kein zweites Mal. Hier in Brasilien sind die Leute ziemlich arm, besonders im Nordosten, den Tropen, wo ich lebe. Da ich für das Ausland als Produktentwickler arbeite, bekomme ich mein Geld von internationalen Auftraggebern und bin davon nicht betroffen. Hier gibt es keine soziale Hängematte. Wenn du keine Kohle hast, bist du im Arsch. Trotzdem sind die Menschen gut drauf. Sie feiern ständig bei dem herrlichen Wetter und der atemberaubenden Natur hier, und hören ständig Musik. Leider für meinen Geschmack die falsche. In Brasilien ist das Leben im Vergleich viel freier und unkomplizierter, als in der deutschen Heimat. Man arbeitet um zu leben und nicht umgekehrt. Überhaupt haben die Deutschen völlig vergessen, was es heißt zu leben. Arbeite, konsumiere, gehorche! Das ist das Motto in dem meiner Meinung nach sterbenden Land. Ich mache heute keine Musik mehr, aber wenn ich Bock habe, nehme ich meine Charvel aus dem Gitarrenkoffer, knüppel ein paar Riffs runter und denke an die alten Zeiten zurück, als wir als Band noch Träume hatten, die später leider zu einem Alptraum wurden.“

(c) Bilder: Matze Mende


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  • Erstellt am

    04. Januar 2019
  • Line Up

    Demo Line-Up:
    Herald "Ora" Leib: Vocals
    Harry Steiner: Bass
    Tino "Tane" Mende: Drums
    Matthias "Matze" Mende: Guitars

    Garden of Eden (Disaster Records) Line-Up
    Gerd U. Salweski: Vocals
    Harry Steiner: Bass
    Tino "Tane" Mende: Drums
    Matthias "Matze" Mende: Guitars
    S.C. Wuller: Guitars
  • Redakteur

    Thorsten Zwingelberg