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Abyssthrone - Die "Deathbringer" im Interview

Die im beschaulichen, ostharzer Welterbestädtchen Quedlinburg beheimateten ABYSSTHRONE haben mit der kultigen Debut-EP "Nekropolis Inferno" für ein absolutes Ausrufezeichen in meinem persönlichen Poll des Jahres 2015 gesorgt. Besser kann ranziger, fauliger Death Metal der alten Schule kaum klingen. Fünf Jahre, ein Interview, diverse Line-Up-Querelen, eine neue EP sowie einen Lockdown später war es nun an der Zeit, Beutler, Slootar und Hollstein ein weiteres Mal zum Gespräch zu bitten...
Willkommen zurück im Twilight Magazin!
Mit ist aufgefallen, dass wir das letzte Interview schon bereits 2016 geführt haben ... wie die Zeit doch vergeht.
Nach der Veröffentlichung von „Necropolis Inferno“ scheint es ja mächtig im personellen Gebälk geknirscht zu haben. Dabei habt Ihr doch durchaus eine Reihe von erfolgreichen wie beeindruckenden Todesmetall-Messen auf die Bretter gebracht. Was ist im Line-up passiert?

Wie die Zeit vergeht! Wir haben nach der Veröffentlichung von „Necropolis Inferno“ eine Menge Konzerte gespielt. Wurden auch oft angefragt, konnten aber leider nicht alles wahrnehmen, weil zwei von uns in der Pflege arbeiten und einer in der Endphase seines Studiums war. Während der Gigs, den Proben und den ersten Aufnahmen für das angedachte Album traten Differenzen mit zwei unserer Bandkollegen auf. Gespräche brachten keine Änderung. Die Band stand kurz vor dem Aus. Bergner, Hollstein und ich trafen uns, um die Situation zu besprechen und beschlossen weiterzumachen. Während eines letzten Bandmeetings mit allen Musikern entschlossen sich Sörensen und Oeftquist, die Band zu verlassen.
Das führte wiederum dazu, dass wir ein paar geplante Gigs absagen mussten. Die Band ad acta zu legen, stand zu diesem Zeitpunkt allerdings überhaupt nicht mehr zur Debatte.

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Wie schwer war es, neue Mitstreiter zu finden? Inwieweit hat sich der Umbruch auf den Entstehungsprozess von „Deathbringer“ ausgewirkt und hat er sich auch musikalisch bemerkbar gemacht?

Hollstein hatte dann sehr schnell einen Schlagzeuger ohne Job, aber mit langjähriger Banderfahrung im Bekanntenkreis ausgemacht, der auf Nachfrage auch noch Zeit und Lust hatte, bei uns den vakanten Posten zu besetzen. Nachdem Beutler sich durch Hollsteins Bootcamp für ABYSSTHRONE-Schlagzeuger erfolgreich quälte, ist er feste Größe im Bandgefüge. Sein Einstieg öffnete uns soundmäßig ganz neue Sphären, was Geschwindigkeit, Dynamik, Präzision und technische Finessen betrifft. Ich finde, das hört man “Deathbringer” auch an.
„Deathbringer“ unterscheidet sich deutlich von „Necropolis Inferno“, angefangen beim transparenteren, druckvolleren Sound über die auffälligen (Dis-)Harmonien bei den Leads und im Gesang bis hin zum farbenfrohen, weniger puristischen Cover. War das so geplant oder eine Entwicklung, die sich natürlich ergeben hat? Stilistisch stechen aktuell Dismember deutlich hervor, wobei ihr diesen großen Einfluss ja mit weiteren originellen Zutaten würzt, die bis hin in die Black Metal – Avantgarde reichen…
Black Metal ist für drei von uns ein wichtiger Teil unseres Lebens, deshalb gehört er auch zu ABYSSTHRONE und sollte sich nun auch im Sound widerspiegeln. Avantgardistische Einflüsse sind wahrscheinlich Ergebnis der musikalischen Progression und haben sich so stillschweigend eingeschlichen. Letztendlich sind Sound und spielerische Veränderungen Ergebnisse der natürlichen musikalischen Entwicklung, die so nie geplant war. Eigentlich wollten wir uns am ganz alten, ranzigen Skandinavien Death festhalten. Nun ist es halt so wie es ist.
Natürlich hat Beutler (Drums) mit dem ihm ureigenen Stil den älteren Songs seinen Stempel aufgedrückt und die gesamte Band beflügelt, diesen neues Leben einzuhauchen. Gerade was  Atmosphäre und Tiefe betrifft, konnten wir neues Terrain betreten.
 
Das Cover spiegelt in Farben und Motiven die Kriegsthematik der Texte wider. Wobei die Farben ebenso für Death Metal und seine Inhalte stehen: Blut, Feuer, Asche, Tod, Verwesung, Zerstörung, um nur mal ein paar Stichworte zu nennen. Außerdem sollte die Gestaltung den maschineller klingenden Sound reflektieren.

Dismember sind für uns alle ein Thema, das steht außer Frage, da brauchen wir nicht lange herumdiskutieren.

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Ihr habt Euch wieder einmal für ein kurzes und knackiges EP-Format entschieden. Im Gegensatz zu „Necropolis Inferno“ allerdings in digitaler CD-Form? War das Tape diesmal keine Option und Vinyl zu unerschwinglich? Hattet Ihr nur die vier Songs oder mögt Ihr es einfach kurz?

Wir wollten einfach so schnell wie möglich ein musikalisches Lebenszeichen unter die Meute werfen. Da fiel das Vinyl-Format von selbst schon aus, wegen der langen Wartezeiten bei den  Presswerken. Wir entschieden uns für ein schick aufgemachtes Digipack. An das Tape- Format hat in der Hektik keiner gedacht aber was nicht ist, kann ja noch kommen.


Wie habt Ihr als Underground-Band mit neuem Stoff die vergangenen Pandemiewochen und Monate des ersten Lockdowns erlebt? Was war für Euch besonders prägend, gibt es vielleicht sogar etwas Positives, was Ihr der aktuellen Situation abgewinnen könnt? Habt Ihr Tipps, wie man als Metalhead und Musiker mental und körperlich fit durch die Krise kommt?

Erstmal war es äußerst frustrierend, dass der Gig, der als unsere Rückkehr geplant war, einer der Ersten war, der den Pandemie-Restriktionen zum Opfer fiel. Das war nach all der Zeit und der entsprechenden Vorfreude ein echter Dämpfer.
Die Zeit des Lockdowns hat bei dreien von uns keine großartigen Veränderungen gebracht, mal abgesehen von mehr Stress und Papierkram auf der Arbeit. Ich persönlich fand die Lockdown-Zeit wahnsinnig entspannend und entschleunigend. Man spürte fast, wie die Natur aufatmete.

Natürlich war es rückblickend eine sehr eigenartige Zeit. Ein Jahr ohne Festivals oder Konzerte gab es so bisher noch nicht. In der Zeit haben wir natürlich trotzdem geübt, weiter an den Sachen gefeilt und auch auf den sozialen Netzwerken etwas die Werbetrommel gerührt. Wir denken, wenn sich die allgemeine Situation wieder etwas entspannt hat, werden wir gestärkt wieder in die Live-Auftritts-Welt eintreten.

Wenn die Pandemie-Bestimmungen alles untersagen, was irgendwie mit sozialer Interaktion zu tun hat und es einen zudem  ins Home Office verschlagen hat, dann sollte man sich nicht in Selbstmitleid suhlen und auf die da oben schimpfen, sondern die Lage nutzen, um mal wieder in die Plattensammlung einzutauchen, Bücher zu lesen, Sport zu treiben, raus in die Natur zu gehen, lang verschobene Dinge zu erledigen. Und nicht zuletzt ergibt sich aus der aktuellen Situation die Möglichkeit, mehr Zeit für Freunde und Partner zu haben. So wird aus eher schlechten Gegebenheiten doch noch was Positives.

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Wie geht es weiter mit ABYSSTHRONE? Live-Konzerte scheinen mittelfristig wohl kaum realistisch bzw. absehbar. Wie kanalisiert Ihr Eure physische und kreative Energie?

Abwarten und Bier trinken, proben und Musik schreiben und hoffen, dass es bald wieder möglich ist, Konzerte zu spielen.
Die überraschend große Menge an Freizeit, die bei befreundeten Musikern zu stärkerem kreativen Output führte, konnte dazu genutzt werden, lang geplante Projekte real werden zu lassen. Einer von uns gründete mit Creutzfeld Mater, ein im Back Metal verwurzeltes Kollektiv, dessen Anspruch es ist, die Weiten dunkler, avantgardistischer Klänge auszuloten. Hollstein und Beutler kanalisierten ihre überschüssige Energie zusammen mit zwei weiteren Spießgesellen in Lost, einem rabiaten Grindcore Projekt.

Wir hoffen, wie so viele, dass endlich wieder Normalität in unser Leben tritt, wir wieder in Kneipen und Clubs gehen können, auf Konzerte usw.
Unterstützt Bands, Veranstalter, Labels und vor allem Clubs und Kneipen, haltet Heavy Metal am Leben, auch in schwierigen Zeiten.


ABYSSTHRONE - Death Bringer 2020 _ @ Youtube


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