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Blind Guardian

In der Zeitrechnung von Blind Guardian beginnt nun das Jahr 3 nach „A Twist in the Myst“ – und just zu diesem Zeitpunkt, gibt es mit der Single „Sacred“ zum gleichnahmigen Computerspiel ein kurzes Lebenszeichen der Krefelder.

Was es mit dem Song auf sich hat, wann mit mehr Material zu rechnen ist und so einige andere Dinge, verriet mir Gitarrist Marcus „Magnus“ Siepen.

Erzähl bitte kurz etwas zur Arbeit für Sacred 2. Wie kam die Zusammenarbeit zustande und welche Vorgaben gab es? Wenn ich mich recht erinnere, seid ihr alle keine Spielefanatiker, oder?

Falsch, Andre und ich sind bekennende Spielejunkies, und Frederik haben wir auch ein bisschen angefixt, nur Hansi ist ziemlich resistent. Wir sind damals von Ascaron angesprochen worden, ob wir nicht Interesse daran hätten, eine Song für Sacred 2 zu machen und waren von der Idee begeistert. Musikalische Vorgaben gab es keine, die Leute von Ascaron kannten uns und wussten von daher, was sie von uns erwarten können, wir haben als „Inspiration“ lediglich Screenshots und Demos des Spiels bekommen, damit wir einen Eindruck davon bekommen konnten. Das absolute Highlight für mich war aber die Idee, uns als Personen ins Spiel zu integrieren, das ist wahrscheinlich der Traum jedes Spielefans :-) Die Idee war, dass wir als Questgeber im Spiel auftauchen und der Spieler unsere verlorenen Instrumente wieder beschaffen muss. Wird diese Aufgabe gelöst spielen wir im Spiel den Song „Sacred“ live auf einer Fantasy-Bühne. Um das zu verwirklichen mussten wir für Motion Capture Aufnahmen antreten und uns in diese komischen Taucheranzüge zwängen, auf denen jede Menge Sensoren befestigt waren, mit denen die Spezial-Kameras dann unsere Bewegungen einfangen konnten, das war mal wieder eine ganz neue Erfahrung, das Highlight war dann aber die fertige Sequenz mit uns auf der virtuellen Bühne.

Apropos Spiele: spielst du manchmal Guitar Hero oder malträtierst du lieber die echte Axt? Der Haarstrich (ein gemeinsamer Bekannter) hat mich neulich ja zu GH gezwungen – gar nicht sooo einfach.

Ich habe auch Guitar Hero für den Wii, allerdings ist das wirklich nicht immer einfach. Der Witz ist., je besser du Gitarre spielen kannst, desto schwieriger wird es, denn im Spiel muss man leider Sachen spielen, die mit dem wirklichen Lied, bzw. dem, was da die echten Gitarren so machen, nicht viel zu tun haben. Ich spiele dann immer irgendwie automatisch das, was die echte Gitarre da macht und muss mich wirklich darauf konzentrieren, die Knöpfe so zu drücken, wie es auf dem Bildschirm gefordert wird... Spaß macht es aber trotzdem.

Als Liveband seid ihr ja bekannt. Werden wir euch künftig in so lustigen Metalium-mäßigen Kostümen sehen, wie im Computerspiel?

Das ist wohl eher unwahrscheinlich ;-) Für das Spiel macht das ja auf jeden Fall Sinn, das wäre ja eher seltsam, wenn wir da in der Welt von Ancaria auf einmal zwischen all den Fantasy Wesen als normale Typen in Jeans und T-Shirt stehen, aber auf der Bühne würde ich mich da garantiert eher unwohl fühlen, da bevorzuge ich auf jeden Fall normale Klamotten.

Hansi hat gesagt, dass das neue Material bislang eher episch ausgefallen ist. „Sacred“ klingt insofern etwas ungewöhnlich, da gerade der Anfang sehr riffig ist und nicht die konstante Leadstimme hat, die ihr sonst oft verwendet. Dient der Song als Orientierungshilfe?

Nein, er ist kein Wegweiser für das gesamte Album, so was kann man bei uns eigentlich nie an einem einzelnen Stück festmachen, dafür sind unsere Lieder zu unterschiedlich. Witzigerweise kommt aber bei jedem Album bzw. bei jeder Single sofort diese Frage, bei Fly hat auch sofort jeder gefragt, ob das ganze Album in diesem Stil ist, was ja eben nicht der Fall war. Jetzt ist es wieder das gleiche, Sacred ist ein neuer Song, repräsentiert aber nicht alle anderen Stücke, die auf dem Album sein werden, genauso wie Fly oder Another Stranger me nicht alle anderen Stücke von A Twist in the Myth repräsentiert haben oder auch And then there was Silence nicht wirklich repräsentativ war.

Welche Eindrücke habt ihr von den letzten Shows in Spanien mitgenommen? Wird es euch auch in Deutschland zusehen geben oder steht 2009 im Zeichen des Studios?

Die Shows haben viel Spaß gemacht und waren in gewisser Weise etwas Neues für uns. Neu in sofern, dass wir auf einmal wieder ein paar einzelne Gigs gespielt haben, ohne wirklich auf Tour zu sein, normalerweise machen wir sowas nicht mehr. In den letzten Jahren haben wir immer zwischen Songwriting und Live-Phasen gependelt, sobald ein neues Album fertig war sind wir auf Tour gegangen, sobald die Tour beendet war haben wir uns nur auf neue Stücke konzentriert und kein einziges Konzert gespielt. Eigentlich wollten wir dieses System auch gar nicht ändern, aber als dann auf einmal das Angebot kam, ein Festival mit Kiss zu spielen sind wir wohl weich geworden :-) Und dann kamen eben noch 2 weitere Shows dazu und auf einmal haben wir wieder etwas live gespielt, obwohl noch kein neues Album am Start war. Das Ganze hatte irgendwie etwas von einer Klassenfahrt, das ganze Team war wieder am Start, man setzt sich in den Flieger bzw Nightliner, spielt ein paar Shows und fährt anschließend wieder nach Hause, alles sehr entspannt. Das uns diese Art zwischendurch etwas live zu spielen, echt Spaß gemacht hat, kannst du auch daran sehen, dass wir das Ganze dieses Jahr noch mal machen. In Deutschland werden wir exklusiv das Bang your Head Festival Headlinen, dazu kommen aber noch weitere Festivals in Europa, z.B. das Graspop in Belgien, oder das Gods of Metal in Italien, alle Dates werden dann rechtzeitig auf unserer Homepage angekündigt.

Darf man aus der Tatsache, dass ihr nun einige Livedates gespielt habt, schließen, dass das neue Album auch bald in die Läden kommt?

Hehe, nee, damit solltest du nicht rechnen, wir machen dieses Jahr mit den entsprechenden Festivals die gleiche Ausnahme wie mit den Spanien Shows letztes Jahr, das neue Album dauert noch etwas...

Ihr habt jetzt einen eigenen Online Shop – welches ist dein liebstes T-Shirt Design ever?

Mein Lieblings-Blind Guardian Design? Da würde ich jetzt mal spontan unser altes „Imaginations from the other side“ Shirt nehmen, das ist eigentlich immer noch mein Lieblingscover. Allerdings mochte ich auch unseren „Somewhere far Beyond“ Tour-Kaputzenpulli, den habe ich immer noch im Schrank.

Du bist auch auf http://www.guitarmasterclass.net zu sehen. Wann kam die Zusammenarbeit zustande? Was sind für dich die schwierigsten Dinge auf der Gitarre?

Der Kontakt kam durch puren Zufall zustande. Ich habe beim rumsurfen im Internet irgendwo einen Link zu GMC gesehen und habe mir die Seite aus reiner Neugier angesehen, bis dahin hatte ich noch nie etwas von Guitarmasterclass.net gehört. Das ganze Konzept hinter dieser Online-Gitarrenschule hat mich total umgehauen, ich fand (und finde) es genial, das Schüler aus allen Teilen der Welt von hervorragenden Lehrern, die ebenfalls über die ganze Welt verteilt leben, Unterricht bekommen, wann immer sie wollen, es gibt keine Zeiten, an die man sich halten muss, man muss nicht an einen bestimmten Ort fahren, man geht einfach online, wann man will und geht durch die Lektionen, die einen zu diesem Zeitpunkt am meisten interessieren, man kann sich also seinen eigenen „Stundenplan“ zusammenstellen und gezielt an seinen Schwächen arbeiten. Ich habe mich erst mal ganz normal als Schüler angemeldet, mir alles angesehen und war total begeistert und dann kam auch sehr schnell die Idee, dass ich auch gerne bei GMC unterrichten würde. Ich habe auch früher schon immer mal wieder Unterricht gegeben, das war dann aber eben immer auf Schüler aus dem Krefelder Raum begrenzt, und wenn wir wieder auf Tour gegangen sind hat sich alles auch wieder erledigt, da ich dann ja einfach nicht zu Hause war und keine Zeit hatte, Unterricht zu geben, und genau dieses Limit gibt es für mich bei GMC nicht. Ich habe dann einfach mal bei Kris, dem Leiter von GMC angefragt, ob sie noch einen weiteren Lehrer gebrauchen könnten und seit dem bin ich mit an Bord. Eine Sache, die für mich wirklich schwierig ist, wäre zum Beispiel das so genannte „Chicken-Picking“, eine Technik, bei der die Saiten mit dem Pick und den Fingern gespielt werden. Für akustische Sachen benutze ich diese Technik schon relativ lange, das ist kein Problem, aber Leute wie Zakk Wylde spielen so auch Solos, mit Pick und zusätzlich 3 Fingern, das kriege ich bis jetzt nicht wirklich hin.

In dem Video spielst du, wenn ich es richtig gesehen habe, eine Les Paul mit EMG Pick Ups. Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass du auch von irgendjemandem endorsed wirst, oder?

Stimmt, ich habe ein paar Deals, ich bin Endorser von Gibson, Mesa Boogie, D'Addario und Tronical. Allerdings spiele ich dieses Equipment nicht einfach nur, weil man mir zufällig einen Deal angeboten hat, sondern aus Überzeugung und auch schon seit vielen Jahren, Gibsons und Boogies spiele ich schon seit Mitte der 90er Jahre, D'Addario Saiten sogar noch länger, nur das Tronical Powertune System war neu für mich, allerdings gibt es das System auch erst sein 2006, seit dem bin ich auch Endorser.

Was war deine erste Gitarre und dein erster Verstärker?

Meine erste Gitarre war eine klassische Konzertgitarre von Yamaha, mir Nylonsaiten, mit dem Ding hatte ich damals so ca. 5 Jahre lang Unterricht in Krefelds Musikschule und habe alle Basics gelernt. Die Gitarre habe ich übrigens heute noch. Allerdings war ich auch damals schon ein Metal-Fan und wollte dann auch sehr bald eine E-Gitarre haben, das war dann eine Flying V, eine Kopie der schwarz/weißen Michael Schenker Flying V, an den Namen des Herstellers kann ich mich allerdings nicht mehr erinnern. Wirklich doll war das Ding auch nicht, aber eben meine erste E-Gitarre, deshalb habe ich sie damals geliebt. Mein erster Verstärker war mein Plattenspieler :-) Das Ding hatte aus irgend einem Grund einen Line In Eingang, an den ich meine Gitarre angeschlossen habe, natürlich mit einem vorgeschalteten Verzerrer. Da das Ganze allerdings absolut fürchterlich klang habe ich dann doch sehr schnell angefangen zu sparen und mir meinen ersten Marshall gekauft, der klang dann deutlich besser. Der Marshall war irgend ein Combo, an das Modell kann ich mich auch nicht mehr erinnern, er wurde auch relativ schnell gegen einen JCM 800 mit einer entsprechenden Box ausgetauscht, den Amp habe ich auch heute noch.

Welche Setups spielst du heute i.d.R. auf der Bühne (Verstärker, Effekte, Gitarre?)

Mein Live-Setup ist relativ simpel, ich mag diese riesigen Racks mit 1000 Effekten nicht, erstens brauche ich die nicht und außerdem sind diese Dinger viel zu anfällig, wenn da mitten in der Show mal ein Teil abraucht kannst du ewig suchen, bis du den Fehler gefunden hast. Ich spiele meine Les Pauls, normalerweise habe ich auf Tour 4 Gitarren dabei, für akustische Sachen dazu noch eine Gibson J45. Mein Haupt-Amp ist ein Mesa Boogie Tripple Rectifier, in den ein Rocktron Intellifex eingeschleift wird. Das Intellifex benutze ich allerdings fast nur für meine Clean Sounds, ich benutze da nur einen Chorus, etwas Delay und Reverb, das war’s auch schon, für meinen Rhythmus Sound benutze ich nur das Hush aus dem Intellifex. Die Sounds rufe ich über einen Rocktron Midimate ab und mein Sender ist von Sennheiser, genau wie mein In Ear System. Als Backup habe ich noch ein sehr ähnliches System, hier benutze ich eine Kombination aus Mesa Boogie Triaxis und Mesa Boogie 2:90, als Effekt spiele ich hier ein Rocktron Xpression, ansonsten ist alles wie bei meinem Hauptsystem.

Habt ihr jemals darüber nachgedacht, eine Orchestershow zu spielen? Wenn ja, in welchem Rahmen würde so was stattfinden...

Darüber nachgedacht haben wir schon, bis jetzt ist es aber immer bei ein paar Gedanken geblieben, wir haben das nie genauer geplant. Eine Möglichkeit wäre meiner Meinung nach z.B. ein weiteres Blind Guardian Festival, aber das ist wie gesagt nur so eine Idee, es gibt da zur Zeit absolut keine konkreten Pläne, bevor irgend jemand das jetzt falsch interpretiert.

Was ist so toll an Les Paul Gitarren - du hast ja gerade ein Teil bei Ebay verscheuert.

Für mich sind Les Pauls einfach die perfekten Gitarren. Das ist sicherlich alles eine Frage der persönlichen Vorlieben, ich sage nicht, das eine Les Paul die einzig gute Gitarre auf der Welt ist, aber für mich stimmt da einfach alles, vom Aussehen, der Bespielbarkeit bis zum Sound. Ich habe viele Jahre lang Custom Gitarren gespielt, die von ESP nach meinen Wünschen gebaut worden sind, und das waren auch alles tolle Instrumente, aber als ich mir meine erste Les Paul gekauft habe (eine schwarze Les Paul Custom, das Ding ist bis heute mein Haupt- und Lieblingsgitarre) hat mich diese Gitarre total umgehauen, seit dem habe ich meine anderen Gitarren immer weniger gespielt und bin eben irgendwann komplett auf Gibsons umgestiegen. (Und das war, wie ich vorhin schon erwähnt habe, lange, bevor ich zum Gibson Endorser wurde). Die Gitarre, die ich letztens bei Ebay verkauft habe, war übrigens keine Gibson, sondern eine ESP, eine tolle Gitarre, die ich aber eben nicht mehr benutzt habe.

Du spielst ja auch über 19" Geräte. Setzt du auch Modelling Racks ein oder spielst du nur über Röhre?

Modelling Geschichten benutze ich zu Hause, ich bin damals mit dem ersten Pod eingestiegen, hatte dann noch 2 andere Modelle und bin jetzt bei einer reinen Softwarelösung gelandet, die Guitar Rig 3 heißt. Für zu Hause finde ich diese Lösung absolut genial, die Sounds, die ich mit Guitar Rig bekommen kann, sind richtig geil und man muss sich keine Gedanken um Mikrofonierung machen oder mit Nachbarn streiten, die es irgendwie nicht so toll finden, dass man zu Hause seinen großen Röhrenamp aufdreht, um kurz ein paar Ideen aufzunehmen. Du brauchst nur irgendein Audio-Interface, damit du deine Gitarre in den Rechner einstöpseln kannst. Bei mir ist das meine Pro Tools M-Box, das kann aber auch jedes beliebige andere Audiointerface sein.
Wir haben sogar für CD-Aufnahmen schon ein paar Sachen mit Modelling Teilen aufgenommen, solange der Sound stimmt sehe ich da auch kein Problem, 99% meiner Sounds (bzw. 100% wenn wir live spielen) kommen aber über Röhren Amps.

Hast du noch Kontakt zu Thomen? Hattet ihr über seine "Entlassung" bei Savage Circus gesprochen?

Ja, ich habe noch Kontakt mit Thomen, ich habe letztens erst mit ihm Telefoniert. Und er hat mir damals auch von der ganzen Geschichte mit Savage Circus erzählt, sowohl vom Beginn als auch vom Ende.


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Infos

  • Erstellt am

    31. Januar 2009
  • Line Up

  • Redakteur

    Thorsten Zwingelberg
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