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P1010553Experimentierfreude gehört jedenfalls nicht zu den Ansprüchen des Veranstalters, dieser setzt bevorzugt auf erprobte Künstler, die sich alle Jahre wieder ein Stelldichein geben. So waren Placebo und In Extremo erst vor zwei Jahren als Headliner zu sehen. Acht Bands des Lineups konnte man bereits zum fünften Mal auf dem Festival sehen, darunter In Extremo, Subway To Sally, De/Vision, Suicide Commando oder Welle Erdball. Und mit In Extremo, Subway To Sally, Schandmaul und Letzte Instanz waren zugleich auch die erfolgreichsten Mittelalter-Folkrock-Bands der Szene fast komplett versammelt, die beiden letztgenannten auch bereits zum fünften Mal. Überraschend finde ich daran einzig die Tatsache, dass es über die Jahre nicht noch mehr Auftritte waren.

Auf der anderen Seite war mehr als die Hälfte des Lineups maximal einmal oder gar noch nie auf dem Mera Luna. Zumindest im Nachmittagsprogramm kann man doch gelegentlich etwas neues sehen oder darf gar auf Überraschungen hoffen. Die waren auf dem 13. Mera Luna jedoch rar gesät. Insgesamt dominierten bei den Newcomern die Gitarren- und Rockbands. Wenn man wie ich eher Elektro bevorzugt, hält sich die Begeisterung naturgemäß in Grenzen.

P1010632-RoterfeldBereits am Samstag standen eine Reihe neuer Namen auf dem Programm, aber wenn sich eine der Bands schon Grüßaugust nennt, dürfte etwas Skepsis vielleicht erlaubt sein und war auch angebracht. Ich glaube nicht, dass man von denen noch lange etwas hören wird. Gut anzusehen war immerhin der Österreicher Aaron Roterfeld als Frontmann seiner gleichnamigen Band. Musikalisch wurde von Roterfeld schnörkelloser Gothic Rock geboten, der jedoch nicht lange im Ohr blieb und damit auch nicht überzeugen konnte. Optisch ganz nett waren die stets im Kreuzritteroutfit auftretenden Heimataerde. Ihr mitunter etwas stumpfer Elektrosound ist hingegen nicht jedermanns Sache aber für Elektrofans immerhin eine Alternative zum sonst überpräsenten mittelalterlichen Folk.

Placebound Subway To Sally erwiesen sich am Samstag als solide Headliner, die Show von Subway To Sally war wie üblich mit reichlich Feuer, Flammen und Pyro-Effekten ausgestattet. Der Auftritt von Placebo wurde mit Videoprojektionen auf 4 großen Monitoren und aufwändiger Lichtshow abgerundet.

P1010828-SubwayToSallyGrößere Erwartungen hatte ich vor allem an den zweiten Festivaltag. Eine der ersten "Bands" am Sonntag waren Eklipse. Die vollmundigen Ankündigungen ließen darauf hoffen, dass man hier vielleicht die Apokalyptica von morgen sehen würde. Aber vier maskierte Damen an Streichinstrumenten machen allein noch keine überzeugende Show. Nur für kurze Momente kam auf der Bühne Bewegung auf um doch immer wieder schnell abzuebben. Da fehlte mir einfach noch etwas Pep! Natürlich sollte gerade bei klassischer Musik vor allem die Musik und ihre Interpretation wirken, aber aus Funk und Fernsehen bekannte Songs sind heute auch nicht mehr die große Überraschung, nur weil sie klassisch auf Cello und Violine dargeboten werden. Kurzum, zwar ganz nett aber doch etwas ideenlos. Ich hatte mehr erwartet und bin vom ersten Mal noch nicht überzeugt. Bei nächster Gelegenheit würde ich vor allem eine schauspielhausähnliche Location vorziehen, um die Darbietung mehr in Ruhe zu geniessen.

Aber der Tag hatte erst angefangen und mit Lahannya kam mein erstes persönliches Highlight auf die Hauptbühne. Obwohl nach meiner Einschätzung noch nicht so bekannt, war für die Mittagszeit schon ordentlich was los und darunter auch offensichtlich viele Fans dieser deutsch-britischen Formation, die für gute Stimmung sorgten. Das wurde von Lahannya und ihrer Band mit begeisterter Spielfreude honoriert und gut anzusehen waren sie dabei allemal. Für mich einer der besten Auftritte des Festivals, leider der Uhrzeit und Platzierung entsprechend viel zu kurz. Bleibt zu hoffen, dass sich diese Formation in den kommenden Jahren noch weiter hocharbeiten wird.

P1020005-LahannyaFast nahtlos weiter ging es mit Absolute Body Control, die den Beweis antraten, dass leicht scheppernder Minimal-Elektro im Stile der späten 80er und der Entstehungszeit des EBM auch heute noch interessant und frisch klingen kann. Das funktioniert natürlich am besten mit einem ausdrucksstarken Frontmann wie Dirk Ivens, dessen beschwörende Gesten, Blicke und Bewegungen den Zuschauer zusätzlich in den Bann ziehen. Großartig!

Optisch dagegen eine Enttäuschung waren Lacrimas Profundere. Selbst wenn mir die Musik durchaus gefällt gönnt man sich bei der fortwährenden Reizüberflutung schnell mal eine kurze Auszeit, wenn eine Band in lieblosen "Alltagsklamotten" auf den ersten Blick nicht überzeugen will. Schade. Kompensiert wurde das aber sogleich wieder von Faun, die in diesem Jahr als einzige den akustisch instrumentierten Folk-und Mittelaltersound darboten und für Abwechslung im Hauptbühnenprogramm sorgten.

Mit dem abrupten Wechsel von Akustik zu Minimal-Elektro sorgten die darauffolgenden Welle Erdball für weiteren Kontrast. Neben einigen neuen Songs von ihrem letzten Album "Der kalte Krieg" gab es vor allem ihre bewährten Hits zu hören und eine Ladung Riesenballons durfte zu "Fliegen Schweben Fallen" keinesfalls fehlen. Insgesamt natürlich ein Heimspiel für Welle Erdball, die sich auf ihre treue und begeisterte Fangemeinde verlassen können.

Recht interessant - da zum ersten Mal auf dem Mera Luna - schienen mir im Vorfeld KMFDM. Sie waren allerdings definitiv nichts mehr für im Laufe des Tages gestresste Ohren, selbst mit Hörschutz ließ es sich nur für kurze Zeit im Hangar aushalten. Das war dann doch zu viel für den Moment. Draußen läuteten jedoch bereits New Model Army die vorletzte Runde ein und gaben ein paar vertraute Songs aus vergangenen Tagen zum besten.

P1010808-FieldsOfTheNephelimFazit: Hinsichtlich der Musik nicht wirklich viel neues - oder wenn neu - dann nicht besonders überzeugend. Aber das Festival bietet ja noch mehr als Musik und bleibt mit den ausgedehnten Rasenflächen, überdachten Sitzgelegenheiten, kurzen Wegen und stets guter Stimmung eines der schönsten Festivals des Jahres.

Kategorie

Headliner

Placebo

Besucher

25.000

Ort

Hildesheim

Line Up

Absolute Body Control, Amduscia, De/Vision, Diary of Dreams, Down Below, Eisbrecher, Eklipse, Faderhead, Faun, Fields Of The Nephilim, Grüßaugust, Heimataerde, Hocico, In Extremo, In Strict Confidence, Invaders, Jäger 90, KMFDM, Lacrimas Profundere, Lahannya, Leather Strip, Les Jupes, Letzte Instanz, Megaherz, New Model Army, Noisuf-X, Noyce Tm, Officers, Placebo, Rabia Sorda, Rotersand, Rotherfeld, Schandmaul, Subway To Sally, Suicide Commando, Symbiotic Systems, The Beauty Of Gemina, The Juggernauts, Welle Erdball

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